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Ich saß auf dem Sofa und wartete bis Joachim Getränke aus der Küche brachte. Wir würden einen Film zusammen anschauen. Irgendwie ist alles so ungewohnt und wir wussten nicht wirklich wie wir uns verhalten sollten. Ich meine, ich liebe ihn über alles, dennoch war es komisch. Als er ins Wohnzimmer kam, stellte er die Getränke auf den Glastisch ab und setzte sich rechts zu mir aufs Sofa. Ich lächelte ihn an. „Danke". Er lächelte zurück. Als der Film loslief, saßen wir beide stumm da. Einfach neben einander, es war komisch. Ich linste aus dem Augenwinkel zu ihm, er sah weiterhin auf den Fernseher. Ich kam mir dumm vor. Wir sind wieder zusammen nach langer Zeit, wieso ist alles nicht mehr wie früher? Ich überlegte ob ich mich einfach an ihn schmiegen sollte oder ob ich es lassen sollte. Mein Kopf ratterte und ich kam zu keinem Entschluss. Ich warf meine Gedanken über Bord und sah ihn an. Er bemerkte meinen Blick und sah zu mir. Ich legte meine Arme um ihn und legte meinen Kopf auf seine Brust. Ich konnte deutlich deinen Herzschlag hören, wie er unregelmäßig schlug. Ich bekam eine Gänsehaut. Dann legte er seine Arme um mich und zog mich näher zu sich. Seine Wärme färbte sich auf mich ab und in mir breitete sich ein wohliges Gefühl aus.

Er strich vorsichtig über meine Wange und ich schloss meine Augen. Einfach diese Nähe, sie hatte mir so gefehlt. Er hatte mir gefehlt. In meiner Brust breitete sich auch Wärme aus.
„Alles okay?" flüsterte er mir ins Ohr während er zu mir runter sah. Ich nickte. Erneut strich er mir über die Wange und hinterließ ein Kribbeln. Anschließend hauchte er mir einen sanften Kuss auf den Kopf. „Ich werd dich nie wieder gehen lassen" er umarmte mich fester. Ich hörte jeden Stimmton durch seine Brust. Als Antwort drückte ich ihn näher an mich.

Nach dem Film sah ich auf die Uhr. Wir hatten schon 22.00 Uhr. Ich wusste nicht ob ich bleiben sollte oder ob er mich überhaupt über Nacht hier haben will.  „Willst du nach Hause?" fragte er auf einmal als er hinter mir stand. Ich drehte meinen Kopf zu ihm nach hinten und drückte den Sperrbildschirmknopf an meinem Handy. Er setzte sich zu mir und sah mich fragend an. Ich sah runter und schüttelte leicht den Kopf. „Wenn du willst fahr ich dich". Ich sah ihn an und er sah mich leicht besorgt an. „Sofern du nicht hier bleiben willst" fügte er noch hinzu. „Darf ich denn?" fragte ich leise. „Aber natürlich" er stellte die leeren Gläser wieder auf den Tisch und griff nach meiner Hand. „Du bist immer willkommen bei mir und das weißt du" er sah mich ernst an. Ich sah runter auf unsere Hände. Meine lag perfekt in seiner. „Ich will, dass alles wieder wie früher ist" flüsterte ich leise und strich sanft über seine Hand. „Ich auch, du weißt nicht wie sehr ich mir das wünsche, aber das was passiert ist, kann und soll nicht vergessen werden. Ich hab dir weh getan und es tut mir aus tiefster Seele leid und wenn du dich bei mir nicht mehr wohl fühlen solltest, dann werde ich das akzeptieren, weil ich dich liebe" er verstärkte seinen Griff leicht und ich sah ihn an. „Es ist... so komisch das zwischen uns, jetzt" ich sah ihn an und sprach einfach meine Gedanken aus. Er umschloss mit seiner anderen Hand meine zweite Hand. „Ich weiß, ich merks auch, aber ich denke es braucht einfach Zeit. Und wie gesagt, wenn du willst fahre ich dich nach Hause, wenn du dich hier nicht wohl fühlst" er redete verständnisvoll auf mich ein und nahm Rücksicht auf mich und die ganze Situation. Er ist so lieb und nett. Wie kann man ihn nicht mögen? Wieder musste ich an meine Mitschüler denken, die sich über ihn lustig machen. Es tat mir im Herzen weh. Ich sah wieder runter und Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ein bisschen überforderte mich alles gerade und am Meisten hasste ich meine Mitschüler dafür. Er hob mein Kinn an, damit er in mein Gesicht sehen konnte. „Was ist los? Hab ich etwas Falsches gesagt?" voller Sorge sah er mich an. Ich schüttelte meinen Kopf und umarmte ihn ohne Vorwarnung. Etwas erstaunt legte er seine Hände auf meinen Rücken. „Ich hab dich nicht verdient" schluchzte ich und fing an zu weinen. Er war zu gut zu mir, zu gut für die Welt. Ich klammerte mich an ihn und kniff meine Augen zusammen. „Wieso? Ist etwas passiert?". Ich schüttelte erneut meinen Kopf. „Du bist das was ich nicht bin, du bist.. so.." ich fand keine Worte. „Ich glaub du bist gerade ein bisschen überfordert und überwältigt von deinen Gefühlen" lächelte er leicht. Ich nickte.

„Soll ich dich nach Hause fahren?" hauchte er als ich mich etwas beruhigt hatte. Doch ich schüttelte den Kopf und schloss meine Augen. „Ich fühl mich wohl bei dir, du bist mein zu Hause, Joachim" immer noch saß ich in seinen Armen und drückte ihn näher an mich. „Ich liebe dich so sehr" flüsterte ich leise. „Ich liebe dich auch... so sehr". Bitte geh nie wieder.
Eine ganze Weile saßen wir so. Mir fielen schon langsam meine Augen zu. „Schläfst du?" hauchte er leise. „Nein" sagte ich verschlafen. Er kicherte und strich mir über den Rücken. „Komm, wir gehen schlafen" flüsterte er mir ins Ohr während ich noch an ihm hing wie ein Kletteraffe. Ich bekam nur ein müdes „Mhm" raus. 

„Willst du bei mir schlafen?" er sah mich seitlich an wie ich in seinen Armen lag. Ich nickte leicht. Sanft strich er mir über die Wange und hauchte mir einen leichten Kuss auf diese. Dann stand er auf und hob mich gleichzeitig hoch. Er lief mit mir ins Schlafzimmer und legte mich vorsichtig aufs Bett, doch ich löste mein Griff nicht als er sich wieder gerade hinstellen wollte. Er lachte und sah in mein Gesicht. Meine Augen immer noch geschlossen, ich war halb im Schlafen. „Ich leg dir dein Schlafzeug hin, was du bei mir damals gelassen hast. Zieh dich um, ich komm auch gleich" er drückte mir noch einen Kuss auf den Kopf und ich löste mich von ihm. Ich sah mich verschlafen um, Joachim ist schon zur Tür raus und ich lag hier auf seinem Bett. Dann setzte ich mich hin und sah meine Sachen an, die er für mich rausgelegt hatte. Ich zog meine Klamotten aus und zog mein Schlafshorts und mein Spaghettitop an, welches rosa mit leichter schwarzer Spitze an den Enden der Hosenbeine und am Oberteil hatten. Ich legte mich unter die Decke und sie roch nach ihm. Ich erinnerte mich als wir Schluss gemacht hatten und ich an einem Tag völlig fertig nach Hause kam. Ich schmiss meine Tasche hin und schloss meine Tür ab und weinte schließlich. Dann sah ich in mein Kleiderschrank und erinnerte mich an Joachim's T-Shirt was noch bei mir lag. Ich atmete tief seinen Duft ein und mein Herz schmerzte noch mehr. Wie ich ihn vermisst hatte. Ich schlief mit diesem T-Shirt fast jede Nacht, wenn es nicht mal unter meinem Kissen lag.

Ich war schon halb am Schlafen als ich bemerkte, dass die rechte Bettseite ein bisschen runter ging und das Licht ausgeknipst wurde. Ich machte meine Augen leicht auf und sah wie er versuchte so leise wie möglich zu sein. Dann schloss ich sie wieder. „Joachim?" flüsterte ich gegen die Bettdecke, die ich mir bis zur Nase hochgezogen hatte. Er sah zu mir. „Ja? Ich dachte du schläfst schon". „Du bist mir das Wichtigste, vergiss das nicht. Ich liebe dich so..". Auf einmal kam er näher zu mir und gab mir einen Kuss auf den Kopf. „Du bist und bleibst das Wichtigste in meinem Leben, das solltest du nicht vergessen, Schatz. Ich liebe dich so unfassbar". Im Halbschlaf rückte ich näher zu ihm und er zog mich zu sich. Meine Hand ruhte auf seiner Brust, seine Hand umschloss diese. „Soll ich dir was erzählen?" er strich mir Haarsträhnen aus dem Gesicht während er mit mir redete. Ich nickte. „Als wir getrennt waren, hab ich mir so oft, wenn nicht mehrmals dein Buch durchgelesen, welches du mir geschenkt hattest und ich konnte immer noch nicht fassen, wieso du mich liebst und während dieser Zeit immer noch geliebt hast. Ich konnte es nicht fassen". „Ich hab nie aufgehört dich zu lieben" flüsterte ich. „Und dafür bin ich dir so dankbar, dass du mich, uns, nicht aufgegeben hast". Er gab mir erneut einen Kuss auf den Kopf. Ich sah zu ihm hoch und sah seine Augen, die pure Liebe ausstrahlten. Ich kam seinen Lippen näher und wir küssten uns liebevoll.

His blue eyes | Band 1Onde histórias criam vida. Descubra agora