Der Patient

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Ich kneife meine Augen zusammen. Nach einer Weile löst er seinen Biss. Als ich meine Augen wieder öffne, sieht er mich dankbar an. Meinen Arm ziehe ich vorsichtig wieder zurück und nicht wissend, was ich sagen soll, schau ich mich im Schuppen um. "Das war auch das erste Mal, dass mich jemand... du weißt schon... getrunken hat?" Er starrt mich an. Dann muster ich ihn. Er hat lange Haare, die mittlerweile ziemlich fettig sind. Sie sind bestimmt ziemlich schön, wenn sie sauber und gekämmt sind. Seine Fingernäger sind ziemlich lang und er ist barfuß. Sein Kittel ist relativ verschmutzt und durchlöchert und an seinen Armen, Beinen und auch in seinem Gesicht sind mal kleinere und mal größere Schrammen zu erkennen. Die Kleidung ist blutig an der Stelle, auf die er seine Hand drückt. Meine Augen fixieren sich auf die Stelle. "Da... kannst du kurz..." Ich nehme vorsichtig seine Hand von der Stelle weg. Ouch...! Da muss es ihn übel erwischt haben. "Was zum Teufel hast du da...!" Ich stehe auf. "Das muss man säubern." Mal wieder keine Antwort - er starrt mich einfach nur an. Eilig begebe ich mich in Richtung ausgang "Alles klar - du wartest hier - ich hol dir ein Paar Sachen!" Ich gehe aus dem Schuppen und laufe nach vorne, zu meiner Haustür. Ich hole meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche und öffne die Tür. Als ich eintrete, behalte ich meine Schuhe an und checke erstmal, wo sich meine Mutter befindet. Sonst fängt sie mich doch immer ab...! Ich suche das Haus ein wenig ab und nach meinen Gunsten liegt sie vor dem Fernseher auf dem Sofa - eingeschlafen. Erleichtert seufze ich leise. Okay - und jetzt noch in den Keller. Lautlos wie möglich schleiche ich mich in den Keller. Irgendwo da unten sollte noch ein Verbandskasten liegen. Ich durchsuche den Keller und stoße auf ein Paar alte Decken. Zwei von ihnen klemme ich mir unter den Arm. Weiter geht's mit der Suche - in dem Chaos hier unten ist es gar nicht so leicht etwas zu finden. Anscheinend habe ich aber Glück - hinten im Regal steht ein Verbandskasten. Ich gehe auf Zehenspitzen und ziehe ihn aus dem Regal. Jetzt kann ich zurück zu ihm gehen. Ich hoffe, er ist auch immernoch da, wo ich ihn zurückgelassen habe. Vorsichtig schleiche ich mich aus dem Keller und hinaus in den Garten. Ich laufe zum Schuppen und öffne die Tür. Der Vampir hat sich nicht einen Zentimeter bewegt. "Ich habe etwas für dich...!" Ich lege eine der Decken wie eine Matraze auf den Boden und die andere Decke lege ich immernoch gefaltet darauf. "Wenn dir kalt wird, dann leg dich unter die Decke." Ich zeige auf die gefaltete Decke. "Die andere ist, damit der Boden nicht ganz so hart und kalt ist... für deinen Kopf kannst du einfach die Jacke benutzen...! Also - wenn du möchtest." Er nickt. Ein kleines Lächeln bahnt sich den Weg auf seine Lippen. "Dankesehr... du bist so... freundlich.." - "Ja, also...! Ich mein - du hast mich schließt drum gebeten...!" Er schaut auf die Decke. "Ja..." Da fällt's mir wieder ein: seine Wunde! Ich setze mich vor ihm auf den Boden. "Schau...!" Ich öffne den Verbandskasten. "Wir müssen uns um diese hier kümmern..." Mit meinem Finger deute ich auf die Wunde. Er braucht einen Augenblick, aber dann antwortet er: "...verstehe..." - "Also - uhm..." Er nickt und zieht seinen Kittel aus. Dabei schaue ich weg. Der Kittel liegt nun auf seinem Schoß und bedeckt nur das nötigste. Langsam rücke ich näher an ihn ran und beginne, seine Wunde zu desinfizieren. "Tut mir leid, falls ich dir weh tu..." Er nickt. Nachdem ich fertig bin, hole ich Verband aus dem Kasten und fange an, die Wunde zu verbinden. "So... fertig. Du kannst dich wieder anziehen." Erneut nickt er und zieht den Kittel wieder über sich. Eine Weile sitzen wir beide dort in Stille voreinander. Dann erinnere ich mich daran, was ich ihm sagen wollte: "Ach - stimmt ja! Du kannst die Nacht hier schlafen, aber ich muss langsam mal Nachhause...! Wenn meine Mutter bemerkt, dass ich immernoch nicht drin bin, köpft sie mich." Er nickt, worauf ich aufstehe: "Also... gute Nacht." - "Gute Nacht..." antwortet er mir, bevor ich den Schuppen verlasse.

Im Licht der Straßenlaterne (BoyxBoy)Where stories live. Discover now