Nach draußen

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Wieder Zuhause angekommen, gebe ich mein bestes, möglichst schnell wieder in mein Zimmer zu gelangen. "Ich bin zurück, Ruby...!" Ruby schaut hinauf zu mir, während er meinen DS in der Hand hält. "Ich musste eben Kuchen rüber zu unserer Nachbarin bringen." - "Kuchen..." Ich setze mich neben ihn auf das Bett und seufze, dann lege ich meine Hände auf seine Wangen und beginne, sie etwas zu quetschen: "Ich will dich mit raus nehmen...! Warum müssen die Menschen dich hassen..." Seine Augen, welche zuvor auf mich gerichtet waren, flüchten vor meinem Blick: "Ich weiß es nicht... manche von uns sind aggressiv, aber..." - "Aber nicht alle.", beende ich seinen Satz. Er nickt leicht, woraufhin ich seufze. Ich lege mich auf den Rücken: "Aber du bist doch so neeeett..." Ruby gibt darauf keine Antwort. Er starrt bloß auf den DS.

Durch ein Geräusch von meinem Handy werde ich abgelenkt. Es ist eine Nachricht von Flo: "Party bei David - nächsten Samstag - wenn du wieder nicht kommst, mach ich dich klein" Ich grummel: "Diese verdammte Party-Truppe..!" Aber Flo hat Recht, ich sag momentan verdächtig oft ab. Vorsichtig linse ich zu Ruby rüber, welcher sich immernoch interessiert mit dem DS beschäftigt. Ob ich gehen kann und ihn hier lassen kann? Oder geht das nicht? Es tut mir irgendwie leid, wenn er so lange allein hier ist. Was, wenn er auf die Toilette muss, oder Hunger bekommt? Ich seufze leise. Irgendwas muss mir einfallen. "Ruby? Hast du was dagegen, wenn du einen Abend allein hier bist? Vielleicht auch eine Nacht?" - "Eh?" Er sieht mich überrascht an. Ich lächel ihn ein wenig erzwungen an: "Ich hab da was zutun und wenn ich es nicht tu werde ich geköpft.." Er sieht aus, als hätte er gerade einen Schock bekommen: "Geköpft!? Wieso!?" Mit großen Augen halte ich schnell meine Hand vor seinen Mund: "Pssh...! Leiser...! Das war doch nicht ernst gemeint...!" Langsam ziehe ich die Hand wieder weg: "Meine Freunde sind bloß sauer, wenn ich sie wieder versetze." Er wird ruhiger: "Oh..." - "Ja.." Kann mir nicht irgendwas einfallen? Ich schreibe Flo eine Nachricht: "Kann ich eventuell jemanden mitbringen?" Vielleicht gelingt es mir ja, irgendwie zu überspielen, dass er ein Vampir ist - auch wenn das nicht einfach ist. Er ist schon ziemlich auffällig. Mein Handy vibriert und Florians Antwort erscheint auf dem Bildschirm: "Jemanden mitbringen? Ja, aber wen?" Ich antworte ihm: "Einen Kumpel.", dann leg ich mein Handy weg und murmel vor mich hin: "Irgendwie... es muss doch irgendwie klappen..." Plötzlich kommt mir eine Idee in den Sinn: "Tim...!"

Die Tage bis Samstag sind ruhig verlaufen. Meine Mutter hat glücklicherweise nichts von Ruby mitbekommen. Er sitzt gerade auf meinem Bett und beobachtet mich, wie ich ungeduldig im Kreis laufe. Dann klingelt es an der Tür: "Ah!" Sofort laufe ich aus dem Zimmer und die Treppe runter. Meine Mutter hat bereits die Tür geöffnet. Dort steht ein großer schlanker Jugendlicher mit knallrot gefärbten Haaren, einem komischen Klamottenstil und einer riesigen Tasche. Es ist Tim. "Möchtest du verreisen?", fragt ihn meine Mutter ein wenig verwundert. Er lächelt sie breit an: "Das ist Werkzeug für-" Ich falle ihm ins Wort und ziehe ihn an seinem Arm die Treppe hoch: "Für ein Projekt!" Schnell führe ich ihn in mein Zimmer und schließe die Tür ab. Tim schaut sich um, bis sein Blick auf Ruby fällt. Er beginnt so zu lächeln, als hätte man ihm gerade ein neues teures Auto geschenkt. Sofort geht er auf Ruby zu, welcher deutlich verwirrt aussieht: "Das ist er?? Ein echter Vampir??" Ich halte meinen Finger vor meinen Mund: "Pssh...! Ja...!" Er wird etwas leiser, aber ist immernoch genauso begeistert: "Krass...!" Ruby sieht zu mir hinauf. Sein Gesichtsausdruck fragt mich, was das alles zu bedeuten hat. Während Tim seine Tasche abstellt, fange ich an, es ihm zu erklären: "Das ist Tim. Er ist mein Cousin und er interessiert sich unglaublich für Dinge, von denen andere sonst wegrennen würden. Ich glaube das sieht man schon an seinem Aussehen." Tim lächelt ihn freundlich an: "Yo!" Mein Blick fällt auf seine Tasche: "Boah, ist die groß...!" Er grinst: "Da ist alles drin, was wir benötigen!" - "Alles klar", ich halte meine Hand zu Ruby: "Kommst du?" Er ergreift sie verwirrt und steht auf. Daraufhin hol ich meinen Drehstuhl und bitte ihn, darauf Platz zu nehmen. Das tut er, dann gehe ich vor ihm in die Hocke und lege meine Hand beruhigend auf seine: "Ich nehme dich gleich mit auf eine Party. Tim kommt auch mit, er wird dich etwas aufputzen, damit es nicht so auffällt, dass du ein Vampir bist." - "Ich mache aus dir den schönsten Grufti, den die Welt je gesehen hat!", mischt sich Tim ein, während er Dinge aus seiner Tasche kramt. Ich schenke Ruby ein kleines Lächeln: "Vertrau mir, okay?" Als Antwort nickt er leicht.

Im Licht der Straßenlaterne (BoyxBoy)Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu