Rot, wie ein Rubin

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, liege ich auf dem Rücken und der Vampir hat seinen Kopf auf meiner Brust abgelegt. Er schläft ruhig. Meine Augen wandern zu ihm. Dieses schwarze weiche lange Haar... Ich bewege meine Hand darauf zu und streichel es sanft. Es ist so anders, als meins. Generell sieht er komplett anders aus, als ich. Ich wüsste zu gerne mal, was eigentlich sein Name ist... bis jetzt habe ich ihn noch nicht gefragt, aber er hat es ja auch nicht von selbst angesprochen. Ich nehme ihn in den Arm, woraufhin er ein kleines quengeln von sich gibt. Ein wenig muss ich lächeln: "Bist du wach...?" Mit einem kleinen Geräusch, welches nicht so quengelig ist, antwortet er mir. Also ist er nicht komplett am schlafen, aber auch nicht wirklich wach. "Willst du nicht langsam auch mal aufwachen...?" Ich streiche sein Haar aus seinem Gesicht und hinter sein Ohr. So wäre das also, wenn ich eine feste Freundin hätte. Kurz danach hebt er langsam seinen Kopf und schaut mich verschlafen an. Er beginnt, seine Augen zu reiben, wobei ich ihn beobachte. "Guten Morgen..." wünsche ich ihm mit einer sanften Stimme. "Nh...? Hallo..." Er setzt sich aufrecht hin. Ich werde ein wenig rot, als ich sehe, dass er auf meinem Schoss sitzt. Irgendwie knuffig. "Du... sag mal..." Fragend, bewegen sich seine Augen zu mir. "...wie heißt du eigentlich?" Der Vampir brauch einen Moment. Dann beginnt er zu sprechen: "...35? ...ja, 35" Wie bitte? Macht er sich über mich lustig? "Ernsthaft jetzt - wie ist dein Name?" Er gibt mir einen müden und doch ernsten Blick: "35. Das ist es. Wir haben nie richtige Namen bekommen. Bloß Nummern. Meine Nummer ist 35." Ich mache große Augen. "Und... bevor du in dem Gefängnis warst...?" Sein Blick scheint ein wenig verwirrt: "bevor..? Es gibt kein 'bevor'. Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Ich hatte nie das Glück.." Er hört auf zu sprechen. "Ernsthaft...? Das... woah - das tut mir Leid..." Er zuckt bloß mit den Schultern: "Es ist doch nicht deine Schuld.." - "Aber wie sollen wir dich dann nennen?" - "Woher soll ich das wissen... ich kenne doch kaum Namen..." Ich starre ihn an, während ich Dinge an ihm suche, die mich zu einem passenden Namen führen. "...ich weiß es." Er sieht mich an: "und welcher...?" - "Ruby." - "...ru..by?" Ich nicke und lege meine Handflächen auf seine Wangen: "Deine Augen! Wie rote Rubine! Ruby!" Er wird rot, als sich unsere Blicke treffen: "Ruby... klingt gut." Daraufhin beginnt er mich fröhlich anzulächeln. Nun sind wir beide rot angelaufen. Ruby schlingt seine Arme um mich und kuschelt sich an. Er scheint echt total fröhlich... Das freut mich. "Hey, Ruby? Hast du Hunger?" Er vergräbt sein Gesicht noch mehr in mir: "Schon, aber... ich will dir nicht weh tun." Überrascht schaue ich zu ihm und ich merke, wie mein Gesicht warm wird. Ein Vampir, der auf das Essen verzichten möchte, da er einem Menschen nicht weh tun möchte. Unfassbar... das glaubt mir keiner! Ich befreie meinen Oberkörper von meinem Oberteil und sehe ihm entschlossen in die Augen. "Worauf wartest du... beiß mich, wo du möchtest." Nach einem Augenblick, in welchem er wahrscheinlich überlegt hat, was er jetzt tun soll, lehnt er sich runter zu mir und beißt mir vorsichtig in den Oberarm. Es tut weh, aber ich lege meine Hand auf seinen Kopf, streichel ihn sanft und gebe mein Bestes, nicht zu zeigen, dass es schmerzt, während er trinkt. Langsam zieht er seine Zähne wieder aus meinen Fleisch und schaut zu mir hinauf. Etwas Blut ist an seiner Lippe. Ich lächle ein wenig und wische es mit meinem Finger weg. Wir beide starren auf meinen Finger, bis sich Ruby runterbeugt und ihn gründlich ableckt. Als er sich wieder aufrecht hinsetzt, realisieren wir, was gerade passiert ist. Wir starren uns mit großen Augen gegenseitig an und werden rot, wie Tomaten. Schnell verschwindet Ruby unter der Decke. "Ruby...!" - "Nein!" - "Hey!" Ich ziehe die Decke hoch und erblicke einen Ruby, dem seine Tat extrem peinlich ist. Das erkennt man sehr gut auf seinem Gesicht. Ein wenig lächle ich und ziehe ihn zu mir. Ich nehme ihn in den Arm und streichel beruhigend über seinen Rücken. "Heey... es muss dir nicht peinlich sein. War doch niedlich." Daraufhin versteckt er sich bloß noch mehr. Ich seufze und lege meine Hand flach auf seinen Rücken. "Ruby... reiß dich zusammen." Er schüttelt den Kopf. "..Also gut. Wenn du dich nicht zusammenreißt, werde ich etwas tun, was dir viel peinlicher sein wird."

Im Licht der Straßenlaterne (BoyxBoy)Where stories live. Discover now