Stirb endlich!

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Lea POV:
Erstens: Mir war kalt und ich hatte Hunger. Zweitens: Ich fühlte mich sowas von dreckig und wollte einfach nur noch duschen. Und Drittens: Ich war total müde und fühlte mich so, als hätte ich eine Woche lang nicht mehr geschlafen.
Und jetzt erwarteten die von mir, der, die immer die schlechteste im Schulsport gewesen war, dass ich um mein Leben rennen sollte?
„Kann mal jemand auf mich warten?!", nörgelte ich zwischen viel Schnaufen und Luftholen. Doch diese überaus netten Zwerge, eingenommen Gandalf und meine Freundinnen, sprinteten einfach weiter.
„Boha, ey!", rief ich noch aus, da ich zu mehr nicht mehr im Stande war und mich lieber darauf konzentrieren sollte, nicht Orkfutter zu werden. Der Abstand zwischen mir und diesen...diesen Viechern wurde nämlich immer kleiner, was langsam doch irgendwie etwas besorgniserregend war. Die Bratpfanne war an meinem Rücken festgemacht und ich hüpfte wie bekloppt durch die Gegend, während ich versuchte, meine Waffe irgendwie in die Hände zu bekommen. Doch ich musste irgendwann aufgeben. Na wunderbar, werd ich halt Orkfutter. Mir doch egal...
Am liebsten hätte ich mich jetzt auf den Boden geworfen und mit Fäusten darauf eingeschlagen, überlegte es mir im letzten Moment dann aber doch lieber anders. Die Orks gaben dann aber doch irgendwann auf, uns zu verfolgen und ich entspannte mich ein wenig.
Als ich die anderen schließlich eingeholt hatte, keine Ahnung wie, aber egal, zählte Gandalf gerade alle durch. Doch wie nicht anders zu erwarten, fehlten zwei von uns. Alle riefen durcheinander und diskutierten, wer denn jetzt Emmi und Bilbo als letztes gesehen hatte.
Franzi, Anne und ich machten uns nicht allzu viele Sorgen um unsere Freundin, die würde das schon schaffen. Also mischten wir uns nicht ein und schwiegen. Und außerdem musste ich erstmal wieder zu Atem kommen und konnte gar nicht sprechen.
„Ich sag dir, was passiert ist...", sagte Thorin gerade und ich verdrehte etwas gelangweilt die Augen. Boha, der musste aber auch immer so negativ denken!
„Meister Beutlin hat die Gelegenheit erkannt und sie ergriffen..."
„Alter, raste mal nicht", hörte ich Franzi hinter mir leise sagen und ich musste kichern. Wenn der wüsste, dass Bilbo hinter dem nächsten Baum stand...
„Wir werden unseren Hobbit nicht wieder sehen. Er ist fort, schon längst."
Und jetzt konnte sich Franzi doch nicht mehr halten und stapfte zu Thorin.
„Jetzt chill mal dein Leben, alter! Du kannst doch nicht immer gleich sowas von ihm denken. Vertrau Bilbo doch einfach mal", verteidigte sie den Hobbit.
Der Zwergenkönig wirbelte herum und wollte gerade etwas entgegnen, als Bilbo aus seinem Versteck hervor kam.
Den Rest bekam ich nicht mehr wirklich mit, da wir auf Em zusprangen und sie einmal durch knuddelten.
„Hast du Gollum gesehen?"
„Und den Ring?"
„Wie bist du wieder raus gekommen?", wurde sie gleich mit Fragen bombardiert.
„Wow, wow, wow! Leute, ich erzähl es euch später, okay? Wir machen gerade diesen epischen Moment kaputt!"
Emmi zeigte auf Bilbo, der gerade einem nicht besonders begeistertem Thorin erzählte, dass er wusste, dass der Zwerg an ihm zweifelte, er aber doch zurück gekommen war, weil er ihnen helfen wollte, ihre Heimat zurück zu bekommen.
„Hach, ich hab Tränen in den Augen", schniefte Anne neben mir und Franzi unterdrückte ein Lachen.
Auf Bilbos tollen, überhaupt nicht einstudiertem, Vortrag, wusste Thorin dann doch keine Antwort und neigte einfach nur kaum merklich den Kopf.
Ein bisschen mehr Dankbarkeit konnte er ja schon entgegen bringen. Naja, egal. Bilbo hatte ja noch uns Mädchen. Wir waren so etwas, wie sein persönlicher Fan-Club.
Ich lief zu dem Hobbit und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und er schenkte mir ein kleines Lächeln, das ich erwiderte.
„Leute, wie wäre es, wenn wir uns mal langsam von hier verkrümeln könnten? Ein paar Hässlons werden uns nämlich gleich einen Besuch abstatten", sagte Emmi und wie zur Bestätigung hörten wir ein Heulen.
„Sag ich doch", murmelte die Schwarzhaarige, doch niemand hörte ihr noch zu.
„LAUFT!", brüllte der graue Zauberer und ich zog eine Grimasse.
„Och, ne...Nicht schon wieder", murrte ich, rannte dann aber doch los.
Franzi war schon längst wieder ganz weit vorne, Anne holte gerade zu ihr auf, Emmi lief bei Gandalf mit und ich...ja, ich war mal wieder die Lahmste und kroch hinter ihnen her.
„Eilt euch!", brüllte Dwalin und überholte mich, was ich mit einem Todesblick hin nahm.
Und dann waren plötzlich die Warge vor uns, neben uns und einfach überall. Ich kreischte hysterisch und rannte einfach an Bilbo vorbei, der gerade einen von diesen Viechern mit Stich aufgespießt hatte.
Im nächsten Moment übersah ich eine Wurzel und flog mal wieder voll auf die Fresse.
„Fuck!", fluchte ich und wollte mich gerade wieder aufrappeln, als plötzlich ein Warg über mir war und das Maul auf machte. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen starrte ich das Viech an und rollte mich im letzten Moment zur Seite, bevor der Warg seine Zähne in meine Schulter bohren konnte.
Nein, ich wollte noch nicht abkratzen!
Ich wimmerte und suchte hektisch meine Bratpfanne. Die Gobblins waren ja noch okay gewesen, fast irgendwie niedlich, aber diese Viecher hier waren ja echt die Höhle!
„Verdammt nochmal. Wo ist dieses Scheißteil?"
Ein Knurren ließ mich erstarren und dann wälzte ich mich wie bekloppt am Boden herum, damit der Warg mich nicht bekommen konnte.
Kann mir vielleicht mal jemand helfen?
Einmal schaffte ich es, mit der Bratpfanne auszuholen und dem Ding eins über zu ziehen, doch das störte den wohl überhaupt nicht und er hüpfte nur weiter fauchend um mich herum.
„JETZT STIRB ENDLICH!", brüllte ich und im nächsten Moment sackte der Warg wirklich zur Seite und zermatschte mich fast, wenn ich nicht ausgewichen wäre.
Thorin zog gerade wieder das Schwert aus dem Tier und eilte dann zu mir.
„Bist du verletzt?", fragte er besorgt, während ich mich wieder aufrappelte.
Ich schüttelte den Kopf und murmelte ein kurzes: „Danke."
Der Zwerg nickte nur und zog mich dann mit sich.
„Komm weiter."
Also rannten wir, oder besser gesagt ich stolperte und er rannte, zusammen weiter. Nebenbei murkste Thorin ein paar Orks ab und ich schlug einem Warg meine Bratpfanne in die Fresse, der uns dann zum Glück nicht mehr weiter verfolgte. Ich sah Emmi und Franzi vor einem anderem stehen und wollte ihnen schon helfen, doch dann hob Emmi die Kamera in die Luft und schrie: „STOP!"
Verwundert hielt der Warg tatsächlich inne und Emmi stellte sich schnell neben ihn und schoss ein Selfie mit ihm zusammen, aber so, dass der Warg voll den Blitz ab bekam. Dieser winselte und machte sich schnell aus dem Staub.
„Weichei!", rief Franzi ihm noch hinter her und dann sah ich die beiden nicht mehr, da Thorin mich weiter vor sich her schob.
„Auf die Bäume!", schrie Gandalf und jeder in meiner Nähe ging seiner Aufforderung sofort nach, außer ich natürlich.
Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht und jetzt hatte ich wirklich ein ernsthaftes Problem. Unsicher lief ich unter den Bäumen auf und ab und blickte immer wieder zu den Orks, die schnell näher kamen. Franzi, Emmi und Anne redeten dabei wie wild auf mich ein, dass endlich zu ihnen rauf klettern sollte. Doch ich schüttelte nur ängstlich den Kopf.
„Man, ihr wisst, dass ich Höhenangst habe, verdammt!"
„Dann scheiß doch einfach mal auf deine Höhenangst!", entgegnete Emmi.
Jetzt wurden auch noch die anderen darauf aufmerksam und versuchten mich davon zu überzeugen, dass ich auf die Bäume klettern sollte. Bilbo war der Einzige, der außer mir noch am Boden war und als Thorin: „Sie kommen!", schrie, kletterte auch er auf einen Baum.
„Verdammt, Lea! Jetzt mach endlich!", bettelte Anne und jetzt hatten meine Freundinnen doch ein bisschen Schiss. Ich zögerte und sah wieder zu den Wargen, die gerade angesprungen kamen.
Ich konnte da einfach nicht rauf, das war viel zu hoch!
„Ey, Lea, wenn du jetzt nicht sofort zu uns rauf kommst, dann werde ich dich dein Leben lang mit Thorin nerven, und zwar FÜR IMMER!", drohte Franzi und das gab mir doch den Rest. Ich zog mich an dem ersten Ast hoch und kraxelte auf den Baum hinauf. Unter mir waren die Warge angekommen und sprangen immer wieder am Baumstamm hoch. Das reichte, um mich für einen kurzen Moment abzulenken und ich griff einmal daneben. Ich bekam den Zweig nicht mehr zu fassen und drohte nach unten in meinen Tod zu fallen. Ich quietschte ängstlich auf und kniff die Augen zusammen. Ich wollte das nicht sehen...
Doch mehrere Hände auf einmal griffen nach mir und zogen mich nach oben auf einen besonders dicken Ast. Dann saß ich immer noch zitternd neben Franzi.
„Alles okay?", rief Emmi zu uns rüber und ich schickte ein einigermaßen gefasstes: „Ja!", zurück.
„Haltet durch, Brüder!", versuchte Dwalin gerade allen Mut zu machen, was irgendwie nicht ganz aufging.
„Schade, jetzt kann ich dich gar nicht mit Thorin nerven...", maulte Franzi und ich stupste ihr empört gegen die Schulter, konnte aber nicht verhindern, dass ich rot wurde.
„Ich kann auch wieder runter gehen..."
„Ach, nein. Bleib lieber hier", sagte Franzi schnell und ich grinste.
Dann wagte ich einen kurzen Blick nach unten, was eine schlechte Idee gewesen war. Mir wurde sofort schwindelig und ich guckte schnell wieder woanders hin.
„Man, ist das hoch!", sagte ich und meine Freundin grinste nur.
„Und ich habe eine gute Nachricht für dich: Gleich dürfen wir Tarzan spielen und von einem Baum zum nächsten hüpfen! Ist das nicht wunderbar?"
Ich sah Franzi entgeistert an und meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, als ich entgegnete: „Wirklich, ganz wunderbar..."
Und dann konnte ich Azog auch endlich mal live sehen, da er gerade hinter einem Baum hervor kam. Das einzige Coole an ihm, war eigentlich sein weißer Warg, sonst sah er schon ziemlich hässlich aus. Franzi schielte zu Thorin, der auf einem Nebenbaum stand und gerade voller Unfassbarkeit: „Azog!", hervor brachte.
„Man, ich kann sein Gesicht gar nicht sehen!", nörgelte Franzi und versuchte irgendwie einen Blick auf Thorin zu erhaschen.
„Boha, jetzt sei mal leise! Ich will das hier sehen", sagte ich und guckte gespannt zu Azog.
„Sonst noch Wünsche? Soll ich dir vielleicht auch noch Popcorn machen, wenn du gerade so schön wie im Kino da sitzt?", fragte Franzi.
„Man, erinnere mich nicht daran! Jetzt hab ich Hunger", schmollte ich und verfolgte, wie Azog irgendwas auf Orkisch laberte. Im nächsten Moment hatte ich dann aber doch kein Hunger mehr, da die Warge gerade dabei waren uns abzumurksen.
„Franzi, mach ihn weg! Mach ihn weg!", rief ich hysterisch und meine Freundin stach mit ihrem Schwert auf einen Wolf ein, der für meinen Geschmack viel zu nahe war. Noch mehr Warge warfen sich gegen den Baum, der sich schon bedrohlich Richtung Boden neigte.
„Nein, nein, nein! Ich will nicht Tarzan spielen!", rief ich aus.
„Das solltest du aber, wenn du nicht abkratzen willst!", rief Anne zurück und Emmi sprang mit einem: „Huuuuiiii!", auf den nächsten Baum.
Tja, und mir blieb nichts anderes übrig, als es ihr nach zu tun. Irgendwie landete dann auch ich wie ein Krüppel auf dem letzten Baum, der noch aufrecht stand.
Azog lachte teuflisch und Emmi neben mir gackerte los.
„Ey, sein Lachen! Einfach beste!"
Meine beiden anderen Freundinnen kicherten auch los und ich fand das irgendwie nicht so witzig, weil ich gerade dabei war, einem Warg mit meiner Bratpfanne den Kopf einzuschlagen.
Und dann kam Gandalf die tolle Idee, Kiefernzapfen anzuzünden und ein „kleines" Lagerfeuer zwischen den Wargen zu entfachen. Auch mir wurde einer zugeworfen.
„Au, au, au", rief ich und schmiss das brennende Ding blindlings irgendwo hin, weil ich es so schnell wie möglich weg von mir haben wollte.
Für einen Moment feierten alle eine kleine Party, weil die Orks uns in Ruhe ließen, doch da hatten sie sich zu früh gefreut. Und schon kippte der Baum um, was für mich eines der schlimmsten Erlebnisse in meinem Leben war, da erst tausend Kilometer unter uns der Boden war und wir somit im Nichts hingen. Wenigstens, war ich nicht ganz oben auf dem Baum gewesen und hing jetzt wie Ori und Dori an der Spitze des Baumes, die sich unter ihrem Gewicht besorgniserregend verbog. Emmi neben mir zog sich auf den Baumstamm und streckte mir dann die Hand hin, um mir zu helfen. So waren wir dann doch einigermaßen sicher.
„Herr Gandalf!", brüllte Dori und konnte sich nicht mehr halten. Er ließ den Ast los und er und sein Bruder schienen in die Tiefe zu stürzen. Doch im letzten Moment konnte der Zwerg Gandalfs Zauberstab ergreifen und nun hingen sie daran. Ich atmete erleichtert auf. Auch wenn eigentlich alles gut gehen sollte, wenn man mal nach dem Film ausging, so hatte ich doch Bedenken, dass hier etwas schief gehen könnte.
Doch schon tat sich das nächste Problem auf. Thorin.
Er stand jetzt auf dem Baumstamm und lief dann wie blind in Richtung Azog. Ja, und jetzt hatte ich doch Angst.
„Nein, Thorin, geh da weg! Komm zurück!", schrie ich ihn an, doch wie nicht anders zu erwarten ignorierte er mich durchgehend und lief stur auf den weißen Ork zu...

Vier Bekloppte in MittelerdeWhere stories live. Discover now