Die Krönung

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Anne POV:
„Leute, ich freu mich so doll, dass ihr alle wieder da seid", sagte ich und drückte meine Freundinnen an mich.
„Ohne euch macht es eh keinen Spaß und alle sind so deprimiert.", fuhr ich fort und zog eine Grimasse.
„Tja, zum Glück sind wir wieder da. Ich hätte es eh nicht lange bei uns ausgehalten, da ist es so langweilig.", sagte Emmi und Lea nickte.
„Wo wart ihr denn?", fragte Elladan und blickte fragend von einer meiner Freundinnen zur Anderen.
„Ähh...", sagte Lea und suchte krampfhaft nach einer Erklärung.
„Ist es nicht viel wichtiger, dass wir wieder hier sind?", fragte Franzi, um Elladans Frage auszuweichen und nach kurzem Zögern nickte mein Verlobter.
„Kommt weiter, wir müssen uns beeilen.", sagte Dís und scheuchte uns durch die Gänge, mehrere Treppen hoch, um gefühlt tausend Ecken und schließlich in einen großen Raum, der bis oben hin gefüllt war mit Stoff.
An allen Wänden standen die Regale bis unter die Decke und waren vollgestopft mit Seide, Baumwolle, Tüll und noch anderen Stoffen in den unterschiedlichsten Farben.
„Oh mein Gott.", murmelte ich und wühlte gleich in einem riesigen Berg rechts neben mir. Ich liebte es mit Stoffen zu arbeiten, weshalb ich auch eine Ausbildung zur Designerin gemacht hatte.
„Sucht euch einen Stoff aus und legt ein Muster an, dort hinten ist Pergament und Kohle. Um die Maße kümmern wir uns später.", erklärte Dís und deutete auf einen kleinen Schreibtisch der zwischen den ganzen Regalen und Stoffen beinahe verschwand.
„Elladan, das hier ist Valdyr, er ist unser bester Schneider. Er wird sich um deine Festkleidung kümmern.", fuhr sie fort und ein älterer Zwerg mit Brille trat neben sie und lächelte uns freundlich an.
„Freut mich euch kennen zu lernen.", sagte er und neigte leicht den Kopf.
Elladan nickte und lächelte dem älteren Zwerg zu. Leise redend verließen sie den großen Raum in ein Nachbarzimmer.
„So, jetzt habt ihr Zeit, um euch ein Modell zu entwerfen und euch einen Stoff auszusuchen.", erklärte Dís und deutete durch den ganzen Raum.
„Und los geht's!", rief Emmi begeistert, stellte ihre Tasche ab und war auch schon zwischen den Regalen verschwunden.
„Wenn wir in drei Tagen nicht wieder da sind, schickt einen Suchtrupp los", sagte Franzi, hakte sich bei Dwalin unter und schon waren auch die beiden verschwunden.
„Beste Freunde fürs Leben", murmelte ich leise und blickte zu Lea, die jetzt ihre Tasche trug und leicht unter dem Gewicht schwankte.
„Ich bin so glücklich, dass ihr wieder da seid", sagte ich grinsend, nahm Lea die Tasche ab und stellte sie zu Franzis und Emmis.
„Komm, lass uns anfangen. Wir müssen morgen fertig sein!", fuhr ich fort und betrat zusammen mit Lea das Labyrinth aus Regalen und Gängen.
Was wir jedoch nicht wussten war, dass Emmis Katze Pauli seinen Kopf aus Emmis Tasche steckte, freudig mauzend auf den Steinboden hüpfte und dann auf die Regale zu trabte.

*Am Ende hatte ich einen pastellblauen Stoff ausgesucht und saß jetzt auf dem Boden und malte mit Kohle meine Vorstellung des Kleides. Emmi saß am Schreibtisch und diskutierte mit Dís über den Schnitt ihres Kleides. Franzi und Lea waren immer noch verschollen, obwohl Dwalin immer wieder vollgepackt auftauchte.
Gerade als ich fertig geworden war und aufstehen wollte, hörte ich einen Schrei aus dem Regallabyrinth.
„Lea?", rief Emmi, die von ihrem Stuhl aufgesprungen war.
„Oh mein Gott, Leute! Kommt mal schnell", rief plötzlich Franzi und Emmi und ich rannten los.
Wir fanden die beiden relativ schnell und ich konnte gerade noch sehen, wie Franzi Lea auf die Füße half.
„Was ist passiert?", fragte Emmi außer Atem.
„Ich bin...ausgerutscht", murmelte Lea, „Und dann über diese Kiste gestolpert."
Lea trat beleidigt gegen eine Holztruhe und hüpfte dann fluchend den Gang hinunter.
Franzi kicherte leise, bis Lea ihr gegen den Oberarm boxte.
„Warum sollten wir jetzt kommen?", fragte ich und blickte mich um.
„Deswegen", entgegnete Franzi und klappte die Truhe auf.
Hunderte von Rosen rutschten über den Boden und Emmi rief: „Oh, wie schön!"
Ich hob eine Blume auf und betrachtete sie. Die Blätter waren so dünn, als wären sie aus Glas und schimmerten leicht, dennoch fühlten sie sich an wie normale Blumen.
Ich drehte die Rose staunend in der Hand und hielt die Blüte dann hoch. Das Licht brach sich wie in einem Fenster und malte bunte Muster auf den Boden.
„Wow...", murmelte ich leise und hob eine weitere Blume auf.
„Leute, hier ist noch eine Kiste", rief Lea und zog eine kleinere Truhe hervor. In ihr befanden sich Farben und als ich die Rose in ein Rot tauchte, saugten die Blüten die Farbe auf und nahmen sie an.
„Krass", sagte Emmi und grinste. „Leute, ich hab eine tolle Idee!"
Und genau in dem Moment, in dem Emmi den Mund öffnete, um uns ihre tolle Idee mitzuteilen, hörten wir erneut einen gellenden Schrei und laute Geräusche. Wir rannten los, um zu sehen, was nun wieder passiert war und fanden Dís auf einem Schreibtisch zusammengekauert, zitternd, als hätte sie einen Ork direkt an ihrer Nase vorbeilaufen sehen.
„Dís, was ist passiert?", fragte Franzi und legte der Zwergin vorsichtig eine Hand auf die Schulter.
„Da...da...", brachte Dís nur raus und deutete auf einen riesigen Berg von umgekippten Regalen auf denen hunderte von Tonnen Stoff gelegen hatten, die sich jetzt aber über den Boden verteilten.
Tja, und wie konnte es anders sein, unter dem ganzen Gerümpel begann sich etwas zu bewegen und dann krabbelte Pauli aus mehreren Stofflagen heraus.
„DA!", kreischte Dís und klammerte sich an Franzi.
„Pauli, was hast du wieder angestellt?", fragte Emmi und ging zu ihrer schwarzen Katze. Pauli setzte sich und legte sauber den Schwanz um die Pfoten, bevor er mit Unschuldsblick zu meiner Freundin hoch blickte und ein klägliches Miauen von sich gab.
„Das Ding hat mich angegriffen und attackiert.", rief Dís und starrte mit großen Augen die dicke Katze an.
„Das Ding?", fragte Emmi scharf und schnappte empört nach Luft.
„Dís, hast du vorher noch nie eine Katze gesehen?", fragte ich leicht irritiert und die kleine Zwergin schüttelte den Kopf.
Emmi hob ihre Katze vom Boden auf, die sich sofort an sie kuschelte und weiter unschuldig zu ihr aufblickte.
„Aber in der Seestadt gibt es doch auch Katzen...", überlegte Lea und runzelte die Stirn.
„Ich bin da leider nicht so viel unterwegs.", erklärte Dís leicht eingeschnappt und stieg dann langsam vom Tisch runter.
„Okay, ihr beide habt euch eindeutig auf dem falschen Fuß kennengelernt...", erklärte Emmi und Dís runzelte bei dieser Aussage die Stirn.
„Wie wäre es wenn ihr euch ganz neu kennenlernt? Pauli, Dís. Dís, Pauli.", stellte ich die beiden vor und vorsichtig streckte Dís die Hand aus und strich der schwarzen Katze über den Kopf.
„Naja, vielleicht wird daraus mal eine schöne Freundschaft.", murmelte Lea und stellte sich neben mich.
„Wer weiß...", murmelte ich und grinste leicht.

Vier Bekloppte in MittelerdeWhere stories live. Discover now