Der Sturz ins Nichts

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Emmi POV:
Franzi so am Boden zerstört zu sehen, ließ in mir dann doch Panik aufsteigen, immerhin war sie diejenige von uns, die es am besten schaffte mit schwierigen Situationen umzugehen, aber nun... Die ganze Zeit dachte ich daran, was wäre, wenn es diesmal nicht funktionieren würde, wenn ich versagen und Fili nicht mehr aufwachen würde, doch versuchte ich diese Gedanken ganz weit an den Rand meines Bewusstseins zu schieben, immerhin musste ich ihr jetzt helfen.
Also beeilte ich mich, um zu Franzi zu kommen und lief los, mit dem Schwert in meiner Hand.
„Franzi!" rief ich, sie drehte sich langsam zu mir um, sah mich mit ihren verheulten Augen an und versuchte wackelig auf die Beine zu kommen, schaffte es doch nicht und kippte um. Gerade noch rechtzeitig war ich bei ihr angekommen, sodass ich sie auffangen und wieder hinsetzten konnte.
„Franzi, ich kann ihm helfen", versuchte ich meine Freundin aufzumuntern, was scheinbar nicht klappte, denn alles was sie erwiderte war: „Niemand kann ihm helfen, er ist...er ist..."
Sie schien es nicht über sich zu bringen zuzugeben, dass er tot war, doch nicht mehr für lange... hoffentlich.
Ich zog meine Schmuckschließe von dem vor uns liegenden Zwerg unter meinem Shirt hervor und zeigte sie Franzi.
„Ich kann ihm helfen. Weißt du nicht mehr?"
"LOS!" rief sie, entschuldigte sich aber einen Moment später dafür, so laut geworden zu sein.
Verstehend sah ich sie an, legte meine Hand kurz auf ihre Schulter und erinnerte mich daran, was Lea bei Thorin getan hatte, um ihn wiederzubeleben.
Meine Hände mit der Schmuckschließe auf Filis Brust liegend, versuchte ich mich zu konzentrieren. Wohlgemerkt "versuchte", denn Franzi sagte ständig irgendetwas von "Du schaffst das" und "Konzentrier dich".
„Was glaubst du, tue ich hier?", fragte ich dann etwas genervt zurück. Und ich musste sie noch ein zweites Mal ermahnen, bis sie endgültig die Klappe hielt.
Nachdem ich ihr einen Blick zugeworfen hatte, konzentrierte ich mich auf Fili und konnte durch meine geschlossenen Augen ein kleines, immer heller werdendes Licht erkennen.
Als es schwächer wurde, nahm ich die Hände weg, doch nichts passierte. Der blonde Zwerg zeigte kein Lebenszeichen.
Kurz hatte ich Angst, dass es nicht klappen würde, doch dann half ich ein bisschen nach, indem ich mit der Fust einmal auf seine Brust schlug und endlich schnappte er nach Luft.
Ich wich etwas nach hinten, damit Franzi freie Bahn hatte, aber nicht ohne sie anzugrinsen.
Ich wollte ja wirklich gerne bei den beiden bleiben, das war echt schön anzusehen, wie die beiden sich umarmten und so, aber ich hatte noch etwas zu erledigen. Immerhin wollte oder musste ich noch einer gewissen Elbin helfen und zufällig auch einem Elb.
Also stand ich auf und lief langsam etwas herum, um mich zu orientieren, ich hatte nämlich keine Ahnung mehr, wo ich war. Als ich dann aber Leggi auf dem krassen Turm sah, wusste ich, wo ich hin musste.
Etwas schwankend und mir die Seite haltend, lief ich los.
Krieg an sich war ja schon anstrengend, aber wenn man verletzt ist und dann auch noch wen wiederbelebt hat, ist das noch schlimmer, denn ob ihr es glaubt oder nicht, es raubt einem Energie, jemand zurück ins Leben holen.
Schnell fing ich mich jedoch und joggte los, das Schwert wieder gezückt und kampfbereit, jedenfalls so bereit, wie ich sein konnte.
Bei Thorin und Leggi angekommen half ich dem Zwerg die Orks auf dem Boden platt zu machen, während der Elbenprinz von oben aus angriff.
So gut wie es ging wich ich den Orks aus und schlug ihnen von hinten auf den Kopf oder stach sie in den Wanst, manchmal traf ich sogar so gut, dass das Blut beinahe wie aus einem Brunnen kam, ich fand das voll cool, bekam aber einen angeekelten Seitenblick von Thorin, der kurz darauf verschwand und ich ihn nicht mehr sah.
In einer kurzen Verschnaufpause sah ich nach oben und wollte gerade den dort stehenden Elben warnen, dass da ein stinkendes Viech hinter ihm stand, doch zu spät, er wurde von dem Ork von hinten angegriffen, konnte jedoch gut parieren.
Als dann aber noch mehr von denen rauf kamen, wurde es brenzlig und er fiel von dem Türmchen runter. Glücklicherweise konnte er sich noch am Rand festhalten, doch schien Legolas Probleme beim Hochkommen zu haben, seine Füße rutschten immer ab, wenn er versuchte Halt zu suchen.
„Legolas!", rief ich, und suchte schnell nach einer Möglichkeit, ihm zu helfen und sah ein paar Steine rum liegen, welche ich mir schnell nahm. Ich stellte mich in Wurfposition mit dem ersten Stein und warf. Ob und was ich getroffen hatte wusste ich noch nicht, immerhin hielt ich meine Augen geschlossen, doch ein gequälter Orkschrei ließ mich ahnen, dass ich richtig getroffen hatte. Als meine Augen offen waren, konnte ich mir ein stolzes Grinsen nicht verkneifen, immerhin hatte ich gerade getroffen.
„Hey, ihr hässlichen Fratzen! Ihr kämpft voll unfair! Fünf gegen einen, und dann auch noch gegen jemanden, der sich momentan nicht wehren kann. Sucht euch gefälligst jemand, der das kann!", schrie ich über den Kampflärm hinweg und sah die Orks böse an.
Scheinbar hatte es sogar etwas gebracht, da sie von ihrer eigentlichen Tätigkeit, zu versuchen Leggi abzumurksen, abließen und sich mir zuwandten. Nachdem wir uns ein kleines Blickduell geliefert hatten, sprangen die Orks von dem Turm runter und setzten Kurs auf mich. Entsetzt sah ich kurz hoch zu dem noch immer rum hängenden Elben, der mich genauso ansah und nahm schreiend die Beine in die Hand, als diese Typis mich verfolgten. Da ich mich aber nicht zu weit vom Kampfplatz und Leggi entfernen wollte, lief ich einfach Schlangenlinien und hoffte dass alles gut ging.
Bestimmt lief ich schon ein paar Minuten rum, verfolgt von immer mehr Orks und langsam konnte ich nicht mehr. Ich bin ja jetzt nicht total unsportlich aber es war einfach so anstrengend, und meine Wunde schien auch wieder offen zu sein. Na super, dachte ich mir nur und versuchte einen Plan zu finden, diese Viecher los zu werden, doch die einzige Möglichkeit, die ich hatte war stehen zu bleiben und mich ihnen von Emmi zu Orks stellen, also keine wirklich gute Option, aber was hatte ich schon zu verlieren.
Ja, okay, ich würde wahrscheinlich gleich sterben, aber habt ihr ne bessere Idee?
Also blieb ich abrupt stehen und drehte mich schnell um, mein Schwert vor mich haltend. Es gab doch tatsächlich Orks, die nicht ganz so schlau waren und einfach blindlings ins Schwert liefen und da nun dran hingen, zumindest einer und auch nur, weil der am nächsten an mir dran war.
Schnell zog ich meine Waffe aus seinem Bauch und widmete mich den anderen, die nun versuchten mich zu killen, aber da haben die die Rechnung ohne Legolas gemacht, welcher nun wieder oben stand und seinen Bogen gespannt auf die Hässlons schoss, Pfeil für Pfeil, einer nach dem anderen fielen die Orks um. Dazu schwang ich mein Schwert so ungeschickt wie eh und je vor mir her, traf jedoch hin und wieder, wenn ich Glück hatte.
Als dann alle Orks als toter Haufen vor mir lagen, sah ich rauf zu Leggi welcher gerade seinen letzten Pfeil verschossen hatte. Doch schon begann der Turm zu wackeln, sowie der Elb, weil dieser riesige irgendwie niedliche Troll dagegen gerannt war.
Legolas zog sein Schwert aus der Scheide, drehte es einige Male graziös in seiner Hand und sprang ganz locker vom Türmchen, als wäre es das normalste auf der Welt, aber Gott sei Dank landete er perfekt auf dem Kopf des Riesen, während er sich sein Schwert in die Nervenstränge des Trolls bohrten.
Wie auf einem Pferd stand er auf dem Viech und schob sein Schwert etwas nach vorne, was den Troll dazu verleiten ließ sich auch nach vorne, direkt gegen das hübsche Türmchen zu stoßen und dieses umkippen zu lassen.
Natürlich wusste ich, dass Leggi gerade Bolg und Tauriel gesehen hatte und diese nun retten wollte, was in mir etwas aufsteigen ließ...war es Eifersucht? Egal, ich hatte geschworen, ihnen zu helfen
Nachdem er dann sein Schwert aus dem Kopf gezogen hatte, stürzte der Troll in die Tiefe, während Legolas sich elegant auf die nun neu entstandene Brücke fallen ließ.
Nun rannte ich über die riesige Eisfläche und rutschte auch ein, zwei mal aus und packte mich hin, stand jedoch kurz darauf wieder.
„Boah ey, sucht euch doch bitte ein anderes Hobby als Krieg", sagte ich schnaufend eher zu mir selbst, als ich die Brücke erreichte und auch sogleich den Metalhead-Bolg und den Elbenprinzen kämpfen sah.
Ich sah um mich herum nach einer Möglichkeit Legolas zu helfen oder ihm viel mehr Zeit zu verschaffen, doch sah ich keine. Meine erste Idee war es, wieder Steine zu werfen, aber hier lagen irgendwie keine rum, also musste ich mir etwas anderes ausdenken, und als dann Legolas Bogen im Schnee lag und sich um mich herum ein bis zwei Pfeile finden ließen, hatte ich den wohl dümmsten Plan geschmiedet, den es geben könnte.
Immerhin würde ich möglicherweise jetzt einen auf Anne machen und Leggi in die Hand oder so schießen, bei meinem Glück, aber eine andere Möglichkeit sah ich gerade nicht.
Also nahm ich den Bogen in die eine und den Pfeil in die andere Hand, spannte das hölzerne Geschoss etwas umständlich ein und "zielte".
Dann ließ ich die Sehne los und der Pfeil sauste durch die Luft. Gebannt sah ich zu, wollte wissen, was ich getroffen hatte. Im nächsten Moment bekam ich fast ein Herzinfarkt, als ich sah, dass der Pfeil direkt auf den Elbenprinzen zuschoss...
Doch im letzten Moment, kurz bevor der Pfeil bei den Kämpfenden ankam, drehte sich der Elb weg, so dass ihn der Schuss nicht traf, dafür aber das Gesicht seines Gegenüber streifte. Dieser sah sich kurz verwirrt um, wurde aber sofort von Legolas weiter angegriffen. Der Blick des Orks war wieder auf seinen Gegner gerichtet und nicht mehr auf diesem unfähigen Menschen, genannt Emmi.
Na supi, dachte ich, da will man mal helfen und es geht beinahe schief, aber was wunder ich mich überhaupt?
Die einzige Möglichkeit, Legolas jetzt zu helfen, war ihn unten auf der Brücke zu unterstützen. Tauriel lag da schon lange nicht mehr auf dem Boden, also konnte ich nicht mal sagen, ich kümmere mich um die.
Also lief ich zu dem Abhang und kletterte vorsichtig hinunter, um nicht abzustürzen, bevor ich meine Füße langsam auf den Boden der Brücke, beziehungsweise des Turms stellte.
Mit gezogenem Schwert stolzierte ich zu Bolg, welcher mit dem Rücken zu mir kämpfte, und mich scheinbar auch nicht bemerkte, also holte ich aus und zog es ihm über den Rücken und hinterließ einen langen Schnitt.
Bolg japste, als er plötzlich einen Schlag mit dem Schwert spürte. Diese Überraschung ließ in kurz taumeln, jedoch fing er sich schnell wieder.
„Was tust du hier?" wollte Legolas wissen und sah mich nicht gerade begeistert an.
„Naja...", fing ich mit einem unschuldigen Lächeln an: „Wie wärs mit helfen?"
Weiter kamen wir in unserem Gespräch nicht, denn Bolg holte erneut zum Angriff aus und Legolas und ich hoben beide die Schwerter, bereit den Schlag abzuwehren.
Dabei wurden der Elb und ich beide auf den Boden geworfen, doch ein Glück, waren wir weiter weg. Denn als plötzlich ein Ork regnete, der wie ich wusste, von Thorin kam, ließ dieser einen Teil der Brücke einstürzen, natürlich diesen auf dem Bolg stand, sodass er nun ein Stockwerk tiefer im Dreck saß, begraben von Schutt.
Als ich nach oben sah, lag Thorin am Rande der Eisfläche und ich wusste, Leggi musste sein Schwert nach oben werfen, sonst wäre der Zwerg verloren. Mit meinem Ellenbogen stieß ich dem Elben sanft in die Rippen und bedeutete ihm nach oben zu sehen. Als der Ork sich über Thorin beugte und gerade seine Waffe auf ihn niedersausen lassen wollte, warf Legolas sein Schwert nach oben und traf dem Feind direkt ins Herz.
Lange konnten wir aber nicht aufatmen, da Bolg bereits wieder hinter uns stand und mich zur Seite warf. Der Elb zog blitzschnell seine Zwillingsklingen und verteidigte sich gegen ihn.
Gerade als er Bolgs Hinterkopf gefasst hatte, wurde er nach vorne gezogen und in den Boden gedrückt, welcher etwas nach gab und brach.
Als er dann in dem unteren Stockwerk lag, nahm Bolg einen riesigen Felsbrocken in beide Hände und warf ihn zu Legolas, welcher sich gerade noch so zur Seite rollte und als die Steine hinunter in den Abgrund fielen, sprang er elegant wie eine Fee auf ihnen zurück nach oben. Ich fand die Stelle im Film immer schon etwas dumm, aber in echt sah es doch irgendwie cool aus.
Ich hatte mittlerweile wieder mein Schwert erhoben und wollte Bolg noch mal eine verpassen, doch Leggi warf sie beide nach hinten zur Seite von der Brücke, jedoch standen sie gleich darauf wieder gegenüber des anderen. Den letzten verbliebenen Dolch, festgehalten vom Ork, versuchte der Elb ihn wieder an sich zu bringen, machte einen extrem coolen Elbenmove, indem er auf Bolgs Schultern hüpfte, um ihm seine Zwillingsklinge in den Kopf zu jagen.
Krass wie er war, sprang der Blonde mit Rückwertssalto auf den festen Berg während die Brücke einstürzte.
Ich hatte mich gen Ende recht weit an den Rand gestellt und sah nun entsetzt zu Legolas, als die Brücke unter meinen Füßen zu schwinden begann. Der selbe Ausdruck spiegelte sich in seinen blauen Augen wieder. Verzweifelt versuchte ich nach seiner Hand zu greifen, die er mir hinhielt, konnte sie jedoch nicht zu fassen bekommen. Während ich dem Abgrund entgegen fiel, was mir vorkam wie eine Ewigkeit, konnte ich meinen Blick nicht von dem Elben lösen, hörte nur am Rande, wie er meinen Namen rief und dann war da nichts mehr, nur umfassende Schwärze, kein Licht, kein Schnee, kein Legolas, nur Dunkelheit...

Als ich meine Augen aufschlug, blickte ich an die Decke meines Wohnzimmers.

Vier Bekloppte in MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt