Happy End?

1.2K 79 10
                                    

Hey,
wir sind mal wieder etwas später dran... aber trotzdem viel Spaß beim Lesen!

Lea POV:
Ich wusste nicht, ob es morgens oder abends war. Ich wusste nicht, seit wann ich schon hier saß und zeichnete. Ich wusste nicht, wie es jetzt nach dem Krieg weiter gehen würde. Ich wusste gar nichts mehr, aber das war mir egal. Mir war alles egal.
Ich hätte nie gedacht, dass es so weh tun könnte, jemanden zu verlieren.
Aber bei jedem Ausatmen spürte ich das Ziehen in der Brust. Es fühlte sich so an, als hätte man mein Herz in tausend kleine Teile zerschnitten und dann wieder falsch zusammen geflickt.
Vor mir auf dem Holztisch lagen unzählige Skizzen verteilt und auf jedem war der Zwergenkönig zu sehen. Mal starrte er Pfeife rauchend in die Ferne, auf einem anderen trainierte er mit einem Schwert, dann umarmte er Bilbo auf dem Carrock und schien auf dem nächsten irgendetwas kompliziertes mit seinen Neffen zu bereden.
Das alles waren Erinnerungen. Erinnerungen, die ich irgendwo festhalten musste, damit ich sie nie vergessen würde. Ein altes Sprichwort sagte: Tot ist man erst, wenn man in den Herzen der Menschen vergessen wird, und das wollte ich verhindern. Er sollte nie vergessen werden.
Meine Hand stoppte. Ich hatte wieder ein neues Bild fertig. Es war einer der seltenen Momente gewesen, in denen er leicht lächelte, worüber auch immer. Ich konnte mich noch daran erinnern, dass das der letzte Tag bei Beorn gewesen war. Wir alle hatten noch einmal das gemacht, was wir dann wahrscheinlich lange nicht mehr tun würden. Einfach nur nichts.
Ich hatte gerade mit Franzi Schach im Garten gespielt. Meine Freundin war mal wieder dabei gewesen zu gewinnen und ich hatte etwas gelangweilt zu den Zwergen gesehen, die sich in kleinen Grüppchen unter den Bäumen im Gras verteilt hatten. Thorin sprach gerade mit Dwalin und plötzlich zeichnete sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen ab. Dann hatte er hoch geguckt und unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment. Ich hatte ihn nur böse angesehen und mich dann wieder dem Schach spielen gewidmet. Jetzt kam es mir einfach nur noch kindisch vor, dass ich damals wütend auf ihn gewesen war.
Eine einzelne Träne tropfte auf das Papier und zerstörte einen Teil seiner Haare.
Verdammt...
Ich knüllte das Bild zusammen, nahm ein neues Blatt und fing noch mal von vorne an. Doch dann ging plötzlich die Tür auf und ich ließ vor Schreck fast den Stift fallen.
„Was?", knurrte ich. Meine Stimme hörte sich vom vielen Weinen ein bisschen heiser an.
„Nicht was, sondern Anne, du bist die Beste!", entgegnete meine Freundin und ich verdrehte die Augen.
„Merkst du nicht, dass das gerade ein bisschen unangebracht ist Witze zu...", ich hatte mich beim Sprechen zu ihr umgedreht und brach ab, als ich sah, was sie da gerade hoch hielt.
Das...Oh mein Gott...
Einen Moment starrte ich einfach nur fassungslos auf meine Kette, dann sprang ich auf und umarmte Anne so fest, dass sie fast keine Luft mehr bekam.
„Wo...wo hast du die gefunden?", stammelte ich völlig aufgelöst. Annes Blick verhärtete sich.
„Du wirst es nicht glauben, aber Tauriel hatte sie dir im Düsterwald abgezockt. Und ich hab sie dir wieder geholt...mit einigen Hindernissen...Dieses verdammte Miststück lacht jetzt nicht mehr."
„Ouuu, du bist die aller, aller, aller, aller, aller, aller..."
„Lea...", unterbrach mich Anne.
„Tschuldigung...aller Beste!", endete ich und drückte sie noch einmal. Ich zitterte vor Aufregung ein bisschen. Ich konnte Thorin wieder zurück holen!
„Wo ist er? Ich muss sofort..."
„Warte mal...Mach dir aber nicht zu viele Hoffnungen, ja? Ich weiß nicht, ob das jetzt noch klappt, wo er schon länger...naja, du weißt schon..."
„Es muss klappen", antwortete ich mit fester Stimme und Anne nickte etwas zögerlich.
„Gut, versuchen wir es."

*

Anne führte mich zu irgendwelchen komischen Räumen, die nahe an der Ahnenhalle der Könige lagen, die gerade mit hunderten Elben, Menschen und Zwergen gefüllt war. Dort sollten sich alle ausruhen und die Verletzten versorgen. Kurz gesagt, der Erebor war so voll wie lange nicht mehr. Wir begegneten vielen Menschen und auch ein paar Elben. Doch die Zwerge hielten sich lieber unter ihresgleichen auf und hatten sich tiefer in den Erebor zurück gezogen. Aber als wir vor den Zimmern standen, in denen Thorin auf die Beerdigung vorbereitet werden sollte, waren viele von ihnen in der Nähe. Sie wollten alle noch mal den König sehen, bevor er...nein, das war jetzt vorbei. Er würde wieder leben.
Ich sah Balin und Dwalin, die direkt davor saßen und leise miteinander redeten. Als sie mich erblickten, standen sie beide auf und sahen mich mitfühlend und auch selber traurig an.
„Lea...das was geschehen ist, damit haben wir alle nicht gerechnet...", fing Dwalin an, konnte aber nicht weiter reden und wandte den Kopf ab. Hatte ich da wirklich gerade Tränen in seinen Augen gesehen?
„Ist okay, Dwalin...Kann...kann ich ihn sehen?"
Ich hielt die Schmuckschließe von Thorin fest in meiner geschlossenen Hand. Ich wollte jetzt nur noch, dass der Zwergenkönig wieder lebte.
„Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee wäre", sagte Balin zweifelnd. Er war es gewesen, der mich am Ende von Thorin weg zerren musste, weil ich ihn einfach nicht loslassen wollte.
„Bitte, ich muss ihn sehen!", flehte ich und Balin wechselte einen Blick mit seinem jüngeren Bruder, bevor er nachgab.
„Kili und Fili sind gerade da, aber danach kannst du zu ihm."
Ich nickte etwas nervös und fing dann an hin und her zu laufen, damit man nicht sah, wie sehr ich zitterte. Die paar Minuten, die ich warten musste, fühlten sich an wie Stunden...nein, ganze Tage. Es war die reinste Hölle. Doch als Fili und Kili raus kamen, war es nur noch schlimmer. Ich sah, wie beide gerötete Augen hatten und wusste jetzt nicht mehr, ob ich ihn wirklich sehen wollte.
„Los, Lea. Dein Auftritt!", forderte mich Anne leise auf und schob mich leicht Richtung Tür, bevor ich selber los stolperte.
„Soll ich mitkommen?", fragte meine Freundin, doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich musste das hier jetzt alleine durchziehen. Es war meine Schuld, dass er nicht gerettet werden konnte.
Als ich den Raum betrat, musste ich mich erst mal an das leichte Dämmerlicht gewöhnen, das hier herrschte. Das einzige Licht stammte von unzähligen Kerzen, die hier aufgestellt waren. Neben der Tür stand ein kleiner Holztisch, auf dem noch Unangezündete waren. Ich nahm mir eine Kerze, machte sie mithilfe von Streichhölzern an und stellte sie zu den vielen anderen. Schon das trug dazu bei, dass mir wieder Tränen in die Augen stiegen. Dann lief ich langsam weiter. Im nächsten Moment sah ich ihn und musste mich an einer Wand abstützen, damit ich nicht zusammen brach. Das hier war schlimmer, als alles, was ich jemals erlebt hatte.
Thorin lag auf einer Art von Bett und irgendjemand hatte ihm das ganze Blut und den Dreck aus dem Gesicht gewaschen und trotzdem sah er einfach nur schlimm aus. Sein Gesicht war ausdruckslos und ganz bleich, die Augen geschlossen. Außerdem hatte er Sachen an, die ich noch nie an ihm gesehen hatte. Ich erkannte ihn kaum wieder.
Das hier war nicht Thorin. Das hier war nur noch eine leblose Hülle.
Ich wandte mich ab und presste mir die Hand vor den Mund, um nicht laut los zu schreien. Dann versuchte ich mich irgendwie zu sammeln und wischte die Tränen weg, die sich einen Weg über meine Wangen bannten. Ich atmete tief durch und drehte mich wieder zu ihm um.
Der zweite Blick war noch schlimmer, aber ich zwang mich, jetzt nicht wieder weg zusehen.
„Es wird alles gut", flüsterte ich und kniete mich neben ihm nieder. Vorsichtig nahm ich seine Hand und verschränkte meine Finger mit seinen. Die andere Hand legte ich mit der Schmuckschließe zusammen auf seine Brust, an die Stelle, wo ich sein Herz vermutete. Ich fühlte überhaupt keine Wärme mehr.
Komm schon, du hast das schon einmal gemacht. Konzentrier dich, versuchte ich mir selber Mut zu machen und dann sah ich wieder das leichte, bläuliche Licht. Ich spürte eine Wärme von meinem Herzen aus durch meine Adern fließen, die dann schließlich in Thorin überging. Es war, als würde er einen kleinen Teil meiner Seele bekommen. Ich schüttelte mich leicht und machte die Augen zu, weil das Licht jetzt immer stärker wurde und mich blendete. So krass war das das letzte Mal aber nicht gewesen.
Ich traute mich erst gar nicht die Augen aufzumachen, als die seltsame Wärme und das Licht verschwanden. Doch dann spürte ich ein leichtes Pochen unter meiner Hand und ich riss sofort die Augen auf.
An Thorin hatte sich nicht sehr viel verändert, doch eine Sache fiel mir sofort auf. Seine Brust hob und senkte sich zwar nur sehr leicht, aber trotzdem regelmäßig.
„Thorin", schluchzte ich, aber dieses Mal weinte ich vor Erleichterung. Ich hatte es wirklich geschafft! Er lebte!
Meine Knie fühlten sich so wie Wackelpudding an und ich brauchte ein bisschen, um mich wieder aufzurichten. Dann strich ich Thorin einmal sanft über die Wange und raunte: „Beeil dich mit dem Aufwachen, ja?"
Ich band mir die Schmuckschließe wieder um den Hals, wobei mir auffiel, dass das Zeichen darauf plötzlich verschwunden war. Wahrscheinlich hatte das Teil seine Aufgabe erfüllt.
Dann lief ich zur Tür und riss sie auf. Balin und Dwalin sprangen sofort in Alarmbereitschaft auf, doch Anne grinste mich nur an. Sie wusste jetzt schon, dass es geklappt hatte. Kili und Fili konnte ich nicht mehr entdecken.
„Was ist passiert?", fragte Balin besorgt und ich packte ihn an den Schultern, um ihn kurz durch zu rütteln.
„Verdammt, hat das denn keiner bemerkt?", schrie ich so laut rum, dass sich viele von den Zwergen zu mir umdrehten und anfingen zu tuscheln.
„Was hat keiner bemerkt, Lea? Sprich mit uns!", mischte sich jetzt auch Dwalin ein.
„Er lebt! Er hat die ganze Zeit gelebt!"
Daraufhin breitete sich eine Totenstille aus, bis Dwalin murmelte: „Bei meinem Barte...Mahal sei Dank!"
Und im nächsten Moment stürzten alle gleichzeitig zur Tür, um sich davon zu überzeugen, dass das wahr war, was ich da gerade gesagt hatte. Ein heilloses Chaos brach aus, in dem Anne und ich einfach nur dastanden, bis ich sie schließlich umarmte.
„Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich damit gemacht hast, als du die Kette wieder geholt hast!", sagte ich lächelnd und sie tätschelte mir nur die Schulter.
„Das hab ich doch gern gemacht, Leachen."

Vier Bekloppte in MittelerdeOnde histórias criam vida. Descubra agora