Kontrast

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Junmyeon hatte sich oft vorgestellt, wie sie an ihrem Hochzeitstag aussehen würde. Jetzt wusste er es ganz genau. Sie trug ein weißes, enganliegendes Kleid, das zu ihren Füßen hin trichterförmig nach außen ging, feine Handschuhe mit ausgeklügelten Stickmustern und eine Schleppe aus dünnem Tüll, die über ihr hochgestecktes Haar bis zum Boden reichte. Sie war ein Feuerwerk in Weiß. Er konnte seine Augen nicht von ihr wenden - hatte es noch nie gekonnt.

„Du bist wunderschön", sagte er, als sie zu ihm trat. Ihre Augen funkelten heller und schöner als die Kristalle des Kronleuchters, der über ihnen hing.

„Das sagst du mir jeden Tag."

„Weil es die Wahrheit ist. Du bist wunderschön, immer und-" Er schüttelte den Kopf. „Das Kleid steht dir unglaublich gut."

„Danke", sie lächelte aufrichtig. „Danke Junmyeon."

Er beugte sich nach vorne und küsste sie auf die Stirn. Sanft, so dass seine Lippen nur flüchtig über ihre Haut strichen.

„Mein zukünftiger Ehemann beobachtet uns von der Tür aus, wie wäre es wenn wir ihm eine kleine Show bieten?"

Junmyeon trat lachend einen Schritt zurück. „Benimm dich."

„Dann nicht." Sie zuckte die Achseln. „Da kommt er. Ich sehe dich am Altar", sie zwinkerte ihm zu und verschwand schnell in den nächsten Raum.

„Ich hoffe das war keine Andeutung auf eine Planänderung, die du und meine Verlobte unter euch ausgemacht habt?"

Junmyeon verneinte, nachdem er so getan hatte, als würde er gründlich darüber nachdenken. „Sie ist ganz die Deine."

Yifan straffte den Rücken. „Sehe ich okay aus?"

„Besser als das."

„Gut, ich musste die Knöpfe zwei Mal wieder öffnen, weil ich sie falsch zugemacht habe."

„So nervös?"

„Vorfreude würde ich behaupten." Yifan hantierte an seinen Handgelenken herum, bis Junmyeon nicht mehr zusehen konnte und sanft seine Hände fortschob um ihm mit seinen Manschettenknöpfen auszuhelfen.

„Du hättest mich rufen können, ich hätte dir gerne geholfen."

Junmyeon trat hinter ihn und richtete seinen Hemdkragen. Es war ein guter Anzug, der Stoff weich und glatt unter seinen Fingerspitzen. Yifan sah ihn über seine Schulter hinweg an. „Bist du okay?" Junmyeon gefror mitten in der Bewegung.

„Alles bestens, was sollte schon sein?"

Yifan seufzte und wandte sein Gesicht wieder ab. „Ich weiß, dass du nie etwas gesagt hast, aber...ich würde es gerne aus der Welt schaffen, bevor ich sie heirate."

Junmyeon spürte wie alles Blut in seinen Adern langsam, schmerzlich langsam, gefror. „Ich denke nicht, dass es etwas aus der Welt zu schaffen gibt Yifan."

Yifan packte ihn an den Schultern, bevor Junmyeon sich umdrehen konnte. Bevor er fliehen konnte. „Junmyeon, du bist mein bester Freund und – verdammt - in Teilen bedeutest du mir mehr als mein eigener Bruder." Er lächelte schwach. „Ich habe dir so viel zu verdanken."

„Lass gut sein, Yifan, das weiß ich doch schon alles."

„Es tut mir leid, dass du sie noch immer liebst und-"

„Hör auf."

„Und dass sie mich anstelle von dir gewählt hat, ehrlich, ich hätte sie uns beiden gleichermaßen gegönnt."

‚Verfluchter Lügner', dachte Junmyeon. „Sie ist mir fremdgegangen", sagte er und versuchte Leichtigkeit in seine Stimme unterzumischen. Ehrlich, es war Junmyeon, der der bessere Lügner von ihnen beiden war. „Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich sie danach auch nur noch einmal begehrt habe?" Oh diese Lügen. Junmyeon glaubte sich beinahe selbst.

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