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Junmyeon kam sich wie ein Teenager vor. Er wurde nervös, wenn er Yura ansah, oder wenn sie ihm eine SMS schrieb, ganz so wie in der ersten Woche, als sie sich begegnet waren. Was nicht viel Sinn ergab, weil sie einander seit fast zehn Jahren kannten und beinahe täglich Zeit miteinander verbrachten. Es machte jedoch keinen Unterschied. Junmyeon sah sie plötzlich mit anderen Augen. Sah ihr Lächeln und fragte sich, wer das Licht um sie herum gedimmt hatte, weil sie so sehr strahlte oder bemerkte, wie gut sie in ihren Kleidern aussah und versuchte beinahe zwecklos, sie nicht allzu auffällig anzustarren. 

Verflucht, er war wirklich nicht in dem Alter, nervös zu werden, nur weil sie den Kopf auf seine Schulter ablegte, aber ganz so kam es. Yura war immerzu schön gewesen, aber sie hatte nun einen ganz neuen Effekt auf ihn.

Yura war die Frau, die es geschafft hatte, dass Junmyeon sich gleich zwei Mal in sie verliebte.

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Junsoo war der erste, der ihn durchschaute. Es dauerte kaum zwanzig Minuten in ihr Mittagessen hinein, dass Junmyeon Junsoos Blick über den Tisch hinweg auffing und das zufriedene Lächeln auf seinem Gesicht bemerkte, während Yura und Sooyoung nur Augen für Soomin und die kleine Schleife hatten, die Yura ihr um das Köpfchen gebunden hatte.

Junmyeon erwiderte Junsoos Blick und konnte nicht anders als zu lachen, als sein Bruder ihm mit seinem Weinglas zu prostete. ‚Glückwunsch', sagten seine Augen. ‚Ich bin stolz auf dich.'

Junmyeon schwenkte seinen eigenen Wein in seinem Glas herum und spürte Schmetterlinge in seinem Bauch umher fliegen, wenn Yura sich lachend an ihn lehnte und er ihr Parfüm einatmete. Sie roch blumig und schwach nach Babypuder. Es war eine schöne Kombination.  

„Junmyeon, wie läuft es eigentlich mit deinem neuen Projekt?", fragte Yura, als Sooyoung sich anbot, Soomin in das Bett zu bringen, dass Junmyeon für sie im Wohnzimmer aufgebaut hatte, weil Yura und Soomin ohnehin einen Großteil ihrer Zeit bei ihm verbrachten.

Das neue Projekt, nachdem das Gasthaus in Jeju abgeschlossen war, bestand aus einer Reihe privater Bauprojekte für eine wohlhabende Familie, die mit Kosmetikprodukten reich (und berüchtigt) geworden war. Es waren verrückte, ausgefallene Gebäude, die Junmyeon für sie entwerfen würde und es waren Aufträge, auf die Junmyeon sich freute.

Er erzählte von seinen Ideen und gestikulierte manchmal ganz selbstvergessen mit den Händen, wenn er eine Form einfach nicht nur mit Worten beschreiben konnte. Junsoo und Yura hörten ihm zu, beide sahen ihn mit einer anderen Art von Zuneigung an. Wahrscheinlich verstanden sie nicht viel von dem, was Junmyeon ihnen erzählte, aber das schien sie nicht zu stören. Junmyeon war so selbstvergessen in seiner Erzählung untergegangen, dass es ihm peinlich war, sobald er bemerkte, dass er schon viel zu lange vor sich hin redete.

Junsoo schnaubte belustigt über seine roten Wangen. Yura lächelte nur umso breiter.

Kurz darauf kehrte Sooyoung mit Kungmi zurück, der einen Zauberstab zwischen den Händen hielt, den er auch während des Essens nicht weiter von sich lassen wollte, als ein paar Zentimeter. Junsoo sah schmerzerfüllt aus, aber mittlerweile schien er akzeptiert zu haben, dass sein Sohn eine wandelnde Kopie von Junmyeon in seiner Zauberer-Phase war.

Er hob Kungmi auf seinen Schoß und küsste seine Wange, bevor er fragte, ob er eine Tasse Tee trinken möchte.

Kungmi schüttelte den Kopf. „Ich will Saft."

„Du ‚möchtest' etwas", erinnerte Junsoo streng. „Das einzige, was du ‚willst' ist eine gute Schulausbildung, verstanden? Und Saft ist ungesund."

Der richtige MomentWhere stories live. Discover now