Sepia

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TEIL 3

Sepia

Junsoo und Yura saßen nebeneinander auf der Wohnzimmercouch als Junmyeon zurückkam. Sie blickten lächelnd zu ihm auf, als er im Türrahmen stehen blieb.

„Junmyeon, du bist spät dran. Was hat dich aufgehalten?"

Junmyeon bemerkte, wie gering der Abstand zwischen Junsoo und Yura war, wie beide lächelten und sich wahrscheinlich bis eben bestens unterhalten hatten, ohne die letzten Jahre zur Sprache gebracht zu haben. Es war so einfach und es würde auch mit seinen Eltern so einfach werden. Sie alle hatten Yura immer als Teil ihrer Familie angesehen, weil sie gut zu Junmyeon passte, aber noch besser in ihre Familie. Sie war, was seine Eltern und Junsoo für eine gute Ergänzung ihrer perfekten Familie hielten. Und – noch besser – sie war so gut, dass sie Junmyeons Fehler gleich mit überschatten konnte.

Es war nicht Yura, wegen der Junmyeon urplötzlich wütend wurde, es war seine Familie und das Wissen, dass sie Baekhyun im Vergleich niemals so einfach akzeptieren würden. Niemals so einfach und protestlos aufnehmen könnten.

„Du bist blass, Junmyeon. Fühlst du dich nicht gut? Deine Augen sind gerötet, hast du in letzter Zeit nicht genug geschlafen? Du solltest besser auf dich achtgeben." Junmyeon schlug Junsoos Hand beiseite, als er sie nach seiner Stirn ausstreckte, wahrscheinlich um seine Temperatur zu messen. Junsoo schwieg einen Moment lang, bevor er seine Hand zurückzog und ihn mit einem halben Lächeln bedachte.

„Du musst wirklich müde sein, Junmyeonie. Am besten du gehst dich hinlegen. Ich mache dir einen Tee, oder möchtest du Kakao? Hast du gegessen? Du bekommst Magenprobleme wenn du nicht regelmäßig isst."

Junmyeons Füße bewegten sich von alleine. Er überbrückte den Schritt, der sie noch trennte und ergriff Junsoo am Hemdkragen.

„Junmyeon!", rief Yura überrascht aus und stand auf. „Was tust du da?"

Junsoo blieb absolut ruhig, er senkte nicht einmal die Augen, während Junmyeon ihm ins Gesicht funkelte. „Was führst du hier für eine Szene auf, Junmyeonie?", fragte Junsoo ganz leise. „Du kommst in diesem Zustand nachhause, riechst nach Sex und siehst absolut furios aus, während deine schwangere Freundin auf dich wartet. Was denkst du dir eigentlich, Junmyeon?"

Junmyeon zuckte heftig zusammen. Das Ausmaß dessen, was er hier gerade tat, krachte auf ihn hinunter. Er ließ schnell von Junsoo ab. „Ich- Hyung, ich- das tut mir so-"

Junsoo strich sich sein Hemd glatt und richtete seinen Hemdkragen wieder zurecht. „Geh duschen, Junmyeonie. Ich übernachte heute hier."

„Was?"

„Du siehst aus, als hättest du dumme Gedanken im Kopf. Ich werde auf dich aufpassen."

Junmyeon blinzelte heftig und verlor dann alle Kraft aus den Beinen. Junsoo hielt ihn fest und ließ ihn vorsichtig zu Boden sinken. So lange Junsoo in seiner Nähe war, würde Junmyeon nicht einmal den verdienten Schmerz eines Falls zu spüren bekommen.

„Junmyeon!" Yura lief an seine Seite und ging neben ihm auf die Knie. „Bist du in Ordnung?"

„Nein", krächzte er. „Nein, das bin ich nicht."

Ihre Augen schwammen plötzlich in Tränen, vielleicht weil sie sehen konnte, was Junmyeon empfand. Vielleicht weil sie sah, wie sehr er schmerzte.

„Junmyeon, du-"

„Yura", unterbrach Junsoo mit fester Stimme. „Würdest du bitte Teewasser aufstellen? Er ist ganz kalt."

Der richtige MomentWhere stories live. Discover now