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Junmyeon sah Yifan Anfang Januar wieder. Yura war hochschwanger, ihr Termin nur noch zwei Wochen entfernt und ihre Nerven zum Reißen angespannt. Yifan hatte sich offensichtlich für die Geburt beurlauben lassen und war von New York nach Seoul geflogen um zumindest an diesem entscheidenden Tag an ihrer Seite zu sein. Junmyeon war froh darüber. Es war gut und wichtig, dass er zumindest für diesen unfassbar wichtigen Tag da wäre.

Als Yifan ihm eine E-Mail geschrieben und gefragt hatte, ob sie sich treffen könnten, hatte Junmyeon also zugesagt. Das Café befand sich unweit von Junmyeons alter Firma entfernt, sie waren schon unzählige Male zusammen hier gewesen.

Yifan sah gut aus, seine Haare waren kürzer als Junmyeon sie jemals an ihm gesehen hatte, wahrscheinlich so kurz wie Junmyeons, als er seinen Militärdienst nach dem zweiten Semester vollendet hatte. Er trug einen Blazer über einem T-Shirt, auch wenn es dafür offensichtlich zu heiß war. Seine Finger drehten das Glas zwischen seinen Händen herum und er blickte immer wieder auf seine dicke Armbanduhr hinunter. Er war so offensichtlich nervös, dass Junmyeon einen Moment länger im Türrahmen stehen blieb nur um ihn zappeln zu lassen. Es war...eine Aktion auf die Baekhyun wahrscheinlich stolz wäre.

Junmyeon schüttelte das Bild von pinken Haarsträhnen zwischen seinen Fingern ab und ging stattdessen auf den Tisch zu an dem Yifan wartete.

„Hallo", sagte er, während er den Stuhl zurück schob. „Es ist eine Weile her."

Yifan sah auf, Anspannung hatte ihm Falten auf die Stirn gezeichnet, die so tief waren, dass sich Staub darin absetzen könnte. „Das ist es. Danke, dass du gekommen bist, Junmyeon. Es...ist wirklich lange her."

Junmyeon fragte Yifan über seinen Flug und den Auftrag in New York aus, während sie auf Junmyeons Bestellung warteten. Sichere Gewässer, so lange sie gestört werden könnten.
„New York war mein Traum", sagte Yifan mit Blick auf seine Tasse. „Der Auftrag ist riesig, so viele kompetente, wichtige Leute arbeiten daran. Das Team ist riesig und unsere Aufgabe lächerlich pompös, aber unsere Auftraggeber betrachten es als eine Art Südkorea in den vereinigten Staaten zu repräsentieren." Er verdrehte die Augen. „Als wäre es die Botschaft und nicht eine Elektrik Firma."

„Du klingst glücklich."

„Es ist der beste Auftrag an dem ich jemals mitwirken durfte. Ich liebe es und ich liebe New York. Amerika ist so viel...offener, die Menschen sind anders, das Gefühl der Stadt ist ein ganz anderes. Es erinnert mich an meine Kindheit in Kanada. Ich wollte, schon immer einmal zurückkehren."

Junmyeon erinnerte sich an drei Uhr morgens Gespräche zwischen Kaffeetassen und Büchern, die sie auf dem Wohnzimmerboden ihrer WG geführt hatten. Yifan hatte ihm von Kanada erzählt – Vancouver um genau zu sein und Junmyeon hatte die Wärme aus seiner Stimme herausgehört. Das alles...es wirkte so unendlich weit entfernt. Ein ganzes Leben entfernt.

„Yura hätte es nicht gefallen", sagte er leise. „Sie war so geschockt, als ich ihr davon erzählt habe, so wütend, dass ich den Auftrag angenommen habe ohne ihn davon erzählt zu haben. Ich war ebenfalls wütend auf sie, weil sie nicht nachvollziehen wollte, dass das mein Traum war, das was ich immer tun wollte. Und dann auch noch in einer Stadt wie New York!" Er schüttelte den Kopf. „Ich habe sie nicht verstanden."

„Du hast mir nie davon erzählt."

„Ich", er blickte wieder auf seine Tasse hinunter. Betrachtete sein eigenes Spiegelbild in der Oberfläche seines schwarzen Kaffees. „Ich hatte Schuldgefühle wegen New York. Ich habe dir den Auftrag weggenommen, Junmyeon. Ich bin zu Park-sshi gegangen und habe darum gebeten, dass er mir den Auftrag anstelle von dir gibt. Ich habe so lange auf ihn eingeredet bis ich ihn überzeugt habe." Sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Das war ein ganzes Stück Überzeugungsarbeit, die ich da leisten musste. Ich bin nicht stolz darauf, es tut mir leid."

Der richtige MomentOnde histórias criam vida. Descubra agora