Monochrom

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Es war Ende Januar, als Yifan mit geschlagenem Gesichtsausruck an Junmyeons Bürotür klopfte.

„Hey", sagte er ohne ihn anzusehen.

„Hi."

„Darf ich reinkommen?"

Junmyeon war versucht abzulehnen, deutete schließlich jedoch auf die zwei Stühle vor seinem Schreibtisch und bedeutete Yifan damit sich zu setzen.

„Junmyeon", er stockte, dachte nach, seufzte tief. „Man, ich vermisse meinen besten Freund."

„Wie geht es Yura?"

Yifan schüttelte traurig den Kopf. „Ich weiß, was du wissen willst und nein – ich habe es ihr nicht gesagt."

„Schön, großartig."

„Junmyeon, bitte. Es ist nicht so einfach."

„Also willst du es für immer todschweigen und so tun, als wäre nichts geschehen?"

„Es ist das Beste für sie."

Junmyeon kochte innerlich vor Wut, aber er behielt seine kühle Fassade bei. „Dachtest du das auch als du und Yura mich betrogen habt? Dass es das Beste für mich ist?"

Yifan starrte ihn mit geweiteten Augen an. Junmyeon hatte Yifan niemals vorgehalten, was er getan hatte. Nachdem Yura sich von ihm getrennt hatte, hatte er Steine, Erde, und verfluchten Zement über das Loch in seiner Brust geschüttet und es niemals wieder auf geschaufelt um Yifan zu verurteilen.

„Nein, ich dachte nicht, dass es das Beste für dich ist, Junmyeon."

„Was hast du...habt ihr euch dann gedacht?" Junmyeon hatte es niemals wissen wollen, doch all die Fragen hatten immer unter der Oberfläche geschlummert.

„Junmyeon-"

„Vergiss es. Mir ist egal was du tust, aber lass mich da raus. Ich kann und werde Yura nicht deinetwegen belügen und-"

„Wir dachten es wäre dir egal", unterbrach Yifan mit leiser Stimme. Junmyeon hielt inne, unsicher ob er richtig verstanden hatte. Nein, er konnte doch gar nicht richtig verstanden haben.

„Was?"

„Du warst immer so kühl und...und so gesammelt. Du wirst niemals wütend und du – Junmyeon, ich war so verflucht verliebt in sie und du schienst nur...nur zufrieden zu sein, verstehst du? Nicht leidenschaftlich oder überschwänglich glücklich. Ich habe dich verachtet, weil du sie hattest und so normal bleiben konntest und ich wusste, dass wenn sie...sie mein wäre, dann würde ich verrückt vor Freude werden."

Junmyeon fühlte sich, als hätte Yifan ihm seine Faust in den Magen gerammt. Seine Luftwege waren blockiert und in seinen Ohren rauschte es, als würde sich eine Menge Blut auf einmal dort sammeln.

„Ich habe sie mehr geliebt als du Junmyeon."

„Deshalb? Weil du dachtest ich wäre nicht ausreichend in sie verliebt? Das hat dir das Recht gegeben mich zu hintergehen? Deinen besten Freund?" Junmyeons Stimme war noch immer nicht laut geworden, aber sie war eisig und scharf wie geschliffenes Eis.

„Ich wollte dich nicht betrügen."

„Du kannst nicht mit meiner Verlobten schlafen ohne es zu tun, Yifan." Junmyeon konnte nicht anders als zu lächeln. Nicht weil ihre Situation so verflucht amüsant war, sondern weil alles in Absurdität unterzugehen schien. „Deinen besten Freund und nun die Frau, die du anscheinend so viel mehr geliebt hast, als ich? Ist das eine Art von Masochismus Yifan?" Er beugte sich weit über seinen Schreibtisch um Yifan tief in die Augen zu sehen. „Ich hätte sie nicht betrogen, Yifan, und sie weiß es. Davor hast du wirklich Angst, nicht wahr? Dass sie ihren Fehler bereut und zu mir zurückkehrt, weil du nichts weiter als ein Betrüger und ein verfluchter Feigling bist."

Der richtige MomentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt