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Ein paar Tage später stand Yura unerwartet vor seiner Haustür, ausgestattet mit einer Flasche Wein und einem kleinen, angespannten Lächeln auf den Lippen.

Junmyeons erster Gedanke war sofort, dass Yifan ihr erzählt hatte, was in New York zwischen ihm und einer anderen Frau geschehen war, aber er verstand schnell, dass es damit nichts zu tun hatte.

„Es ist so kalt draußen", sagte sie während sie ihren Mantel abstreifte. Sie trug nur eine dünne Türkisfarbene Bluse mit einem tiefen Ausschnitt und eine schwarzen, enge Jeans darunter. „Und bald soll es Frühling sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemals wieder warm wird."

Junmyeon hatte nicht mit ihr gerechnet und daher nicht zuvor aufgeräumt. „Es ist ein wenig unordentlich", sagte er verlegen als er sie ins Wohnzimmer begleitete.

„Das warst du schon immer", erwiderte sie mit einem Lachen. „Unordentlich, meine ich."

„Es ist schlimmer geworden seit du nicht mehr hier lebst", sagte er. Der Stich, der normalerweise immer mit solchen Erinnerungen einherkam, blieb dieses Mal aus. „Früher habe ich mir zumindest noch Mühe gegeben nicht ganz so unordentlich zu leben, aber das kann ich heute leider nicht mehr behaupten."

Yura zuckte die Achseln. „Vielleicht sollte ich öfter vorbeikommen, wenn dir das hilft?"

Junmyeon sah sie überrascht an, aber sie ging einfach weiter, ohne ihn zu beachten. Junmyeon fragte sich, ob alles in Ordnung bei ihr war. „Hast du gegessen? Ich habe nichts mehr Zuhause, aber ich kann uns etwas bestellen?" Er sah sich den Wein an, den er ihr am Hauseingang abgenommen hatte. „Irgendetwas das gut zu Rotwein passt?"

„Ich bin nicht hungrig, Junmyeon, aber danke."

„Okay." Er stellte die Flasche auf dem Abstelltisch vor der Wohnzimmercouch ab und ging anschließend in die Küche um zwei Weingläser aus dem Schrank zu holen. Als er zurückkam stand Yura mit verschränkten Armen vor der Brust vor dem Esstisch und blickte auf Baekhyuns Zauberhaus hinunter.

„Das ist-"

„Ich wusste nicht, dass du deine eigenen Puppenhäuser baust", sagte sie belustigt.

„Na ja, ich habe noch nie versucht, mein eigenes Modell zu erstellen. Sonst machen das immer andere Leute."

Yura wandte sich zu ihm um und blickte ihm zum ersten Mal an diesem Abend richtig in die Augen. Sie war nur wenige Zentimeter kleiner als Junmyeon und hatte sich scherzhaft immer darüber beschwert, dass sie nicht zu hohe Absätze tragen dürfte, wenn sie ihn nicht überragen wollte. Sie hatte Scherze darüber gemacht, aber letztlich hatte Junmyeon nie das Gefühl gehabt, dass sie sich ernsthaft daran gestört hatte.

„Es ist schön", sagte sie dann. „Das Haus, meine ich. Auch wenn pink eine eigenartige Farbe für ein Haus ist." Sie legte den Kopf schräg. „Und die Form ist auch ziemlich besonders. Wie bist du auf die Idee gekommen?"

„Es ist für Baekhyun", antwortete Junmyeon und sah selbst zu dem fast fertigen Holzhaus herüber. Er hatte vor, es Baekhyun zum Geburtstag zu schenken. Er hoffte, er würde sich darüber freuen. Junmyeon hatte sogar kleine Möbel gebaut und sie hineingestellt. Jetzt wo Yura es gesagt hatte, sah es tatsächlich ein wenig wie ein Puppenhaus aus. Ob Baekhyun es für eigenartig halten würde, wenn er ihm ein solches Geschenk machte? „Ich denke, es passt gut zu ihm", setzte Junmyeon fort. „Es ist so einzigartig und pink wie er selbst." Das war eine gute Beschreibung. „Voller Überraschungen."

Als er wieder zu Yura herübersah waren ihre Augen eine Spur geweitet. Sie wandte sich schnell um und ging zur Couch herüber. Junmyeon folgte ihr. „Ihr trefft euch also immer noch? Was sagt deine Freundin dazu, Junmyeon?"

Der richtige MomentWhere stories live. Discover now