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Es war eigenartig normal geworden, dass sie die Hand des anderen ergriffen oder sich küssten, wenn sie alleine waren. Junmyeon bemerkte immer öfter, wie er sich an Baekhyun lehnte, wenn sie nebeneinander herliefen oder seine Fingerspitzen wandern ließ, wenn sie nebeneinander saßen und wie natürlich Baekhyun darauf reagierte. Es war normal geworden. Küsse, Berührungen, das Verlangen nacheinander... es war, als hätten sie sich beide daran gewöhnt.

Was nicht richtig war.

Sie waren immerhin kein Paar und würden auch niemals eines werden. Es war nicht richtig, dass sie dennoch aneinander hingen und Dinge taten, die man für gewöhnlich nur in einer Beziehung miteinander tat.

Und weil sie nicht zusammen waren, hatte auch keiner von ihnen das Recht darauf eifersüchtig zu werden. Das versuchte sich Junmyeon zumindest einzureden, während er sich Mühe gab, alle Geräusche von neben sich auszublenden.

Baekhyun hatte ihm in der Mitte der Woche per SMS gefragt, ob Junmyeon Zeit am Freitagabend erübrigen konnte und da Junmyeons Freitagtradition mit Minseok und Yifan auseinandergebrochen war, hatte er Zeit. Wobei er sich wahrscheinlich in jedem Fall die Zeit genommen hätte, nur um Baekhyun zu sehen.

Es hatte wie ein ganz gewöhnlicher Abend begonnen, als Junmyeon Baekhyun und Kyungsoo vor ihrer üblichen Bar warten sah. Es war auch normal geblieben, als sie an ihrem Tisch saßen und die erste Runde Getränke bestellten. Baekhyun saß neben ihm und hatte eine Hand auf seinem Oberschenkel, während die anderen sich über die Kellnerin – Jia – unterhielten und sich fragten, ob Baekhyun sich heute ein Herz fassen würde, um sie auf ein Date einzuladen. Junmyeon konnte dieses Mal deutlich sehen, dass sie nur Scherze machten und Baekhyun war derjenige, der diese Scherze am meisten unterstützte. Seine Finger trommelten dabei auf Junmyeons Oberschenkel, was Junmyeon nicht minder ablenkte.

„Ich denke, bei der neuen Kellnerin, die mit Jia arbeitet hast du bessere Chancen, Baekhyunie", sagte Chanyeol mit einem breiten Grinsen. Er hatte einen Arm um Irene gelegt, die ebenfalls in ihr Glas grinste. „Ich hatte das Gefühl, sie hat ziemlich lange in deine Richtung gesehen."

„Das kann man ihr ja auch nicht verübeln", sagte Baekhyun mit einem Funkeln in den Augen.

Zitao schüttelte den Kopf. „Wo nimmst du nur all dein Selbstbewusstsein her?"

„Aus meinem guten Aussehen", antwortete er und streckte Zitao die Zunge heraus. „Nicht jeder kann eine hübsche Frau haben, die einen daran erinnert."

„Oh, Baekhyunie, wenn du willst kann ich dir jeden Morgen eine SMS schreiben, die dich an dein hübsches Gesicht erinnert."

„Nein, schon in Ordnung, ich kann mir vorstellen, dass du deine ganze Aufmerksamkeit Zitao widmen musst damit er es nicht vergisst."

„Schwing deinen Hintern hier rüber, Byun, und ich ziehe dir eins über."

Baekhyun grinste seinen besten Freund nur an und lehnte sich gegen die Bank in seinem Rücken und etwas näher an Junmyeon heran. Seine Hand ein warmer Ruhepol auf seinem Oberschenkel.

Das alles war ebenfalls ganz normal und vertraut gewesen, bis schließlich Yixing vor ihrem Tisch aufgetaucht war.

„Du bist spät", hatte Baekhyun mit einem Stirnrunzeln gesagt und war mit den Augen anschließend weitergewandert. „Du hast einen Freund mitgebracht?"

Yixing lächelte sehr breit. „Ein alter Kommilitone aus der Uni, wir sind uns letztens zufällig über den Weg gelaufen." Junmyeon mochte den Ausdruck in seinen Augen nicht. „Er heißt Zhoumi." Yixing stellte sie anderen ihrem Neuankömmling nacheinander vor, die ihn alle warm begrüßten. Zhoumi war sehr groß, hatte kurze, schwarze Haare und trug einen Anzug über einem weißen Hemd, dessen obere Knöpfe aufgetan waren und eine gestreifte Krawatte, deren Knoten ebenfalls schon etwas aufgelockert war. Er sah aus wie ein typischer Büroarbeiter, inklusive der kleinen, schwarzen Aktentasche zwischen seinen Fingern.

Der richtige MomentWhere stories live. Discover now