3. Kapitel - Läufer

1.5K 73 18
                                    

Es war noch früh am Vormittag, dennoch brannte die Sonne bereits mit aller Kraft, von der morgendlichen Kühle und Frische war nichts mehr übriggeblieben. Thomas und Minho trieb es den Schweiß aus allen Poren, obwohl sie noch überhaupt nicht richtig gestartet waren. Noch trabten sie gemütlich den Pfad entlang, der sie durch vertrocknetes Gras und Gestrüpp, hinüber zu dem dicht bewaldeten Gebiet führte. Die Spuren der Sonneneruptionen waren allgegenwärtig. Nur zaghaft wuchs vereinzeltes Grün, in der ansonsten trostlos anmutenden Steppe. Thomas mochte sich nicht vorstellen, wie die Erde unmittelbar nach der Katastrophe ausgesehen haben musste.

Endlich ließen sie die unwirtliche Steppe hinter sich und erreichten den Waldrand. Hohe und tiefgrüne Bäume versprachen nicht nur Sonnenschutz, sondern auch kühlere Temperaturen. Meter um Meter drangen die beiden tiefer in den Wald ein und die angenehme Kühle, machte sich wohltuend auf ihren verschwitzten Körper bemerkbar. Minho zog das Tempo an und Thomas folgte ihm, ohne zu murren. Eine Zeitlang liefen die beiden schweigend nebeneinander und folgten dem Weg, der immer tiefer in den Wald führte. „Verdammt, tut das gut", sagte Minho schnaufend und Thomas pflichtete ihm bei. Auch er liebte diese gemeinsamen Waldrunden mit Minho. Minho hatte einmal gesagt, dass es ihm hier, fast wie in den alten Zeiten im Labyrinth vorkam. Freilich mussten sie hier keinen versteckten Ausgang finden, oder vor Grievern und Käferklingen davonrennen, was zählte, war das laufen um des Laufens Willen. Hier gab es auch keine überlebensgroßen Tore, die sich nachts unter lautem Kreischen schlossen. Hier konnten Sie einfach laufen, wohin auch immer sie wollten.

Minho wünschte sich oft Ben wäre noch bei ihnen. Der arme Kerl hatte sein Leben auf grausame Art im Labyrinth verloren. Auch wenn Minho durchaus bewusst war, dass Alby und Newt nichts anderes tun konnten, als Ben in die Verbannung zu schicken. Nicht nur, dass dieser von einem Griever gestochen wurde und in eine Art Wahnzustand fiel, er war auch noch besessen davon, Thomas umzubringen. Die Lichter schickten ihn in das Labyrinth und die Griever erledigten mit tödlicher Präzession den Rest. Mehr als ein blutverschmiertes Hemd hatten sie später von Ben nicht mehr gefunden. Minho musste schwer schlucken, als sich ihm diese Erinnerung wieder aufdrängte. „Was ist mit dir?", erkundigte sich Thomas. Der Asiate winkte ab. „Alles in Ordnung. Ich musste nur eben an Ben denken, und daran, wie wir zusammen durchs Labyrinth gelaufen sind, lange bevor du Strunk zu uns auf die Lichtung kamst." Thomas nickte, auch er konnte sich nur allzu gut an diesen Vorfall erinnern. „Es tut mir wirklich leid um Ben, so einen Tod hatte er nicht verdient!", sagte Thomas „Dich trifft keine Schuld, Thomas. Wir hatten das gemeinsam im Rat besprochen und beschlossen. Ich schätze Newt wollte damals schon nicht riskieren, dass dir etwas passiert. Im Gegensatz zu uns, hat er deine besonderen Fähigkeiten sofort erkannt." „Ach hör' doch auf!", sagte Thomas verlegen. „Nein, Thomas, mit dir hat alles angefangen und ohne dich wären wir heute nicht hier, Newt hat das von Anfang an gewusst." Thomas spürte, wie sich ein Kloß in seiner Kehle bildete. „Lass' uns nicht mehr davon reden, Minho." „Entschuldige, ich wollte dich nicht runterziehen, es tut mir leid!" „Schon in Ordnung, Minho. Aber jetzt sollten wir einen Zahn zulegen, sonst ist es dunkel, bis wir wieder zuhause sind." Einverstanden, außerdem kann ich kaum mehr erwarten, was du mir zu erzählen hast. Nach dem Gespräch von heute Morgen am Strand, habe ich fast etwas Angst davor." „Du wirst staunen!", antwortete Thomas geheimnisvoll und zog unvermittelt das Tempo an. „Du kleine Ratte!", schrie ihm Minho nach. „Du entkommst mir nicht!" Minho spurtete ebenfalls los und hatte Thomas, fast erwartungsgemäß, nach wenigen Metern wieder eingeholt.

Nach rund einer Stunde im flotten Tempo durch den Wald, pumpten die beiden Jungs wie die Maikäfer. Thomas ließ sich erschöpft in den Waldboden fallen. „Stopp, ich gebe mich geschlagen, Minho!", keuchte er. „Dann hab' ich also gewonnen?", fragte Minho und stützte schnaufend die Arme auf seine Oberschenkel. „Meinetwegen, einverstanden, nur lass uns langsamer machen!" Ein breites Grinsen huschte über Minhos Gesicht. „Ich hab' doch gleich gesagt, dass du Strunk keine Chance gegen mich hast." „Ich bin wohl etwas aus der Übung", gab Thomas kleinlaut zu. „Im Labyrinth wäre mir das nicht passiert." „Wenn du meinst", antwortete Minho und klopfte seinem Freund kameradschaftlich auf die Schulter. „Komm, wir laufen noch bis zu der kleinen Lichtung, ich mach' auch nicht so schnell." Widerwillig stand Thomas wieder auf.

Maze Runner 4 - Ein neuer AnfangWhere stories live. Discover now