18. Kapitel - Wieder im Labyrinth

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Thomas hatte mit einem Mal das Gefühl, als würde ihm jemand den Boden unter den Füßen wegziehen, dunkle Wolken der Verzweiflung stieg in ihm empor. Da hatte er endlich, nach so langer Zeit, Newt gefunden und dann das. „Was hatte Julia nochmal gesagt?", überlegte er. „Er wird sich nicht an dich erinnern können", wiederholte sein Gedächtnis bereitwillig. Verzweifelt starrte er auf den Monitor, dieser zeigte noch immer seinen Freund, allerdings sah dieser nicht mehr direkt in die Kamera der Käferklinge, sondern schien diese schon wieder vergessen zu haben. Thomas schüttelte unwillig den Kopf und schlug mit der Faust auf das Steuerpult. Da war tatsächlich das unmögliche passiert, sie hatten ihren totgeglaubten Freund scheinbar gesund und munter wiedergefunden und dann sollte sich dieser nicht mehr an sie erinnern können. „Was...?", stammelte Thomas mit erstickter Stimme. „Was habt ihr ihm angetan?" Julia blickte hilfesuchen zu James, doch der zuckte nur mit den Achseln. Sie seufzte: „Hör zu, Thomas, wir mussten bei ihm, wie bei allen anderen auch...", doch weiter kam sie mit ihrer Erklärung nicht. „Diese beklonkte Gedächtnisblockade!", schrie Minho mit hochrotem Kopf. Wutentbrannt sprang er von seinem Stuhl. „Ihr habt es wieder getan, ihr verdammten Kurpfuscher habt es wieder getan!", schrie der Asiate weiter, er ignorierte die Tränen, die nun in seine Augen traten. Julia blickte ihn überrascht an: „Was meinst du mit wieder?", fragte sie irritiert. „Ich meine damit...", schrie Minho. Thomas legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter. Minho verstumme, doch seine Augen funkelten weiter vor Zorn. „Das bring so nichts", versuchte Thomas seinen Freund zu besänftigen, er wandte sich wieder an Julia: „Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wen ihr da in euer beklonktes Labyrinth gesperrt habt?" Die Ärztin sah ihn verunsichert an. „Ja..., nein, also wir wissen, dass er Thomas heißt", stammelte sie. „Das hat er uns zumindest erzählt, nachdem er aus dem Koma erwachte."

Thomas starrte Julia irritiert an, seine Augen funkelten wie glühende Kohlen. Diese erneute Gedächtnisblockade musste Newt mehr zugesetzt haben, beim ersten Mal. Allem Anschein nach konnte er sich nun nicht mal mehr an seinen eigenen Namen erinnern. „Ich verstehe das nicht", sagte Thomas resigniert. „Sein Name ist Newt, wieso behauptet er, er sei ich?" Wieder blickte er auf die Monitorwand, die Käferklinge lieferte noch immer beharrlich das Bild von der Mauer herab, aber von Newt war nichts mehr zu sehen. „Wundert dich das?", giftete Minho dazwischen. „Diese Narren haben ihm das Gedächtnis zum zweiten Mal gelöscht!" „Jetzt habe ich aber die Faxen dicke!", rief Julia genervt. Ihr sonst so freundlicher Gesichtsausdruck, war mit einem Mal völlig verschwunden. „Vielleicht beruhigt ihr euch jetzt alle mal und erklärt mir von Anfang an, was hier eigentlich los ist. Thomas, du sagst du kennst diesen Jungen, woher?" Thomas wischte sich genervt mit beiden Händen über das Gesicht. „Also gut", stöhnte er. „Newt war zusammen mit uns im Labyrinth, er war als einer der Ersten dort. Ich war, neben Teresa, der Letzte. Nach einigen Monaten gelang uns schließlich die Flucht, das ist jetzt ungefähr drei Jahre her. Wir waren gerade dabei, einen Plan zu entwickeln, wie wir Minho aus den Fängen von WICKED befreien könnten, da gestand er mir, dass er sich mit dem Virus infiziert hatte. Zu diesem Zeitpunkt, konnte er es nichtmehr leugnen, die Adern in seinen Armen begannen sich bereits zu verfärben. Wir konnten uns zunächst keinen Reim darauf machen, da wir davon ausgingen, dass wir alle immun sind. Wie sich leider herausstellte, war Newt der einzige von uns, der es nicht war." Thomas kämpfte gegen die erneut ansteigen Tränen an, er schien den Kampf für den Moment zu gewinnen. Julia hörte Thomas' Ausführungen zu, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen.

„Ich bin euch wohl eine Erklärung schuldig", sagte Julia nachdem Thomas geendet hatte. „Minho hat recht, wir haben ihm tatsächlich die Gedächtnisblockade eingesetzt, wie im Übrigen bei allen anderen Probanden auf der Lichtung auch." „Wozu?", rief Minho ungehalten. „Mein Kollege, Dr. Greene und sein Team gingen davon aus, dass es für alle das Beste war. Sie sollten sich möglichst ohne die traumatischen Erinnerungen, die viele von ihnen zweifellos hatten, auf der Lichtung einleben. Die allermeisten kamen aus den elendsten Vierteln in Crank-City. Sie hatten die Hölle auf Erden durchlebt, von daher war es durchaus sinnvoll, sie der Blockade zu unterziehen. Woher hätten wir denn wissen sollen, dass sie bei eurem Freund schonmal durchgeführt wurde." „Willst du damit sagen, dass ihr vorher nicht mit ihm geredet habt?", fragte Gally. Julia schüttelte traurig den Kopf. „Nein, tut mir leid, die Gelegenheit dazu hatte ich nicht", antwortete sie leise. „Ich wollte das wirklich, das müsst ihr mir glauben. Schließlich ging alles so schnell und Peter, also Dr. Greene hielt es für besser, ihn noch im Koma, der Retraction, so heiß dieser Vorgang, zu unterziehen. Ich selbst habe auch erst nach der Behandlung davon erfahren. Es tut mir wirklich leid, Thomas. Vielleicht wäre dann einiges anders gelaufen." Julia blickte betroffen zu Boden.

Maze Runner 4 - Ein neuer AnfangWhere stories live. Discover now