13. Kapitel - Die letzte Stadt

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Gally führte seine Freunde zielstrebig durch die halbdunklen Straßen. Er achtete peinlichst genau darauf, dass sich alle im Schatten der Stadtmauer bewegten, um nicht mehr Aufmerksamkeit als unbedingt nötig zu erregen. Wie sich herausstellte, sollten seine Bedenken jedoch unbegründet sein, weder Menschen noch Cranks kreuzten ihren Weg. Von der anderen Seite der Mauer drang leiser Verkehrslärm zu ihnen herüber, in der Stadt gab es also durchaus noch Aktivitäten. Gally wusste nicht so recht, ob ihm das Anlass zur Freude geben sollte, denn Lärm bedeutete auch, dass dort Menschen waren und Menschen waren in diesen Zeiten noch schlimmer als Cranks, man konnte ihnen nicht trauen. Vorsichtig schlichen sie weiter, vorbei an zerstörten Ruinen die im Halbdunkel, des hinter Wolken versteckten Vollmondes, eine gespenstische Kulisse bildeten. Geröll und Schutt versperrten ihnen mit widerkehrender Regelmäßigkeit den Weg und zwangen sie die sichere, weil überschaubare Straße, kurzzeitig zu verlassen. Ein Geruch nach Tod und Verwesung lag wie ein schwerer Schleier über den Ruinen. Trotzdem konnten sie keiner Orts Leichen ausmachen, die dem bestialischen Gestank zufolge hier haufenweise hätten herumliegen müssen. „Hier hat sich einiges verändert seit unserem letzten Besuch", stellte Thomas nüchtern fest. Gally nickte kurz, antwortete jedoch nicht darauf. „Ist euch aufgefallen, dass hier nirgends Tote rumliegen?", flüsterte Aris als hätte er Angst, dass die Toten es hören könnten. „Bei dem Gestank hier ist das doch ungewöhnlich, oder wie seht ihr das Ganze?" „Keine Ahnung! Vielleicht gibt es eine Art Räumkommando", meinte Sonya achselzuckend. Seit sie aus dem Schacht geklettert waren, hatte sie schon so ein ungutes Gefühl. Die Ruinen boten möglichen Angreifern viel zu viele Möglichkeiten für einen Hinterhalt. Sie mochte sich gar nicht ausmalen, wer oder was sich dort alles verstecken konnte. „Ist mir nur recht", antwortete Minho. „Ich kann darauf verzichten, über Leichenberge zu klettern, dieser Gestank reicht mir vollkommen." Gally blieb stehen, drehte sich zu seinen Freunden und legte den Zeigefinger an die Lippen. „Ruhe jetzt, da vorne ist unser Ziel!"

Gally lotste seine Freunde um einen weiteren Schuttberg, der ihnen demonstrativ den Weg versperrte. Schließlich standen sie vor einem mit Militärdraht umzäunten Areal. Dahinter erkannte Thomas ein kleines Gebäude mit einer massiven Stahltür. „Was ist das?", erkundigte es sich. „Das ist unsere Eintrittskarte in die Stadt", antwortete Gally triumphierend. Thomas blickte ich fragen an. „Das ist..., das heißt das war ein Notausstieg für den U-Trans. Er wurde schon von Jahren offiziell stillgelegt, deshalb ist er auch eingezäunt. Damit soll verhindert werden, dass sich Unbefugte Zutritt zu dem System verschaffen." „Verstehe, und wir sind befugt?" „Deine Rhetorik ist mir nicht entgangen, Minho", antwortete Gally grinsend. „Aber du hast recht, wir sind tatsächlich befugt", fügte er geheimnisvoll hinzu. „Der Zugang ist zwar umzäunt, aber noch voll funktionsfähig!" Minho sah seinen Freund zweifelnd an. „Da wimmelt es doch sicher nur so von Alarmanlagen, Kameras und was weiß ich nicht noch alles." „Komm mal wieder runter, Minho. Kameras gibt es hier längst keine mehr und was die Schleuse betrifft...", er ließ seine Finger der Reihe nach laut knacken, „... die bekomme ich spielend auf." Gally grinste jetzt wie ein Honigkuchenpferd „Moment mal...", unterbrach ihn Thomas. „Du willst mir allen Ernstes erklären, du kannst die Sicherheitssysteme von WICKED knacken?" Er stockte kurz. „Woher zum Teufel weißt du das alles, Gally?" „Das würde mich jetzt allerdings auch interessieren", stimmte Vince in den Tenor mit ein. „Was ist denn plötzlich los mit euch Strünken? Ich habe euch gesagt, ich kenne einen Weg da rein, jetzt wo wir da sind fragt ihr euch wieso? Vertraut mir doch endlich einmal. Ich kann die Sache mit Chuck nicht ungeschehen machen, aber wir sind verdammt nochmal auf derselben Seite!" „Ist ja schon gut, so war das nicht gemeint", sagte Thomas und hob beschwichtigend die Arme. „Wir vertrauen dir ja. Also, wie kommen wir da jetzt rein?" „Wir haben die Umzäunung etwas..., nun, ich sage mal modifiziert", antwortete Gally grinsend. „Was habt ihr?", fragte Aris. „Er hat ein Loch reingeschnitten", antwortete Vince an Gallys Stelle. „Hab' ich Recht?" Gallys Grinsen wurde immer breiter. „So könnte man das auch sagen." „Dann mal los. Hoffen wir, dass deine Modifikation noch vorhanden ist", sagte Vince.

Maze Runner 4 - Ein neuer AnfangWhere stories live. Discover now