31. Kapitel - Endgültige Vernichtung

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Thomas holte nochmal tief Luft, dann setzte er sich in Bewegung. Den taumelnden Gang musste er dabei nicht besonders vortäuschen, er hatte ohnehin schon alle Mühe sich noch einigermaßen auf den Beinen zu halten. Er hatte keinen wirklichen Plan im Kopf, hoffte jedoch auf die tatkräftige Unterstützung seiner Freunde. Vince war zu weit weggewesen, um sich zu verständigen, aber er war sich sicher, dass er die Lage erkannt hatte und entsprechend eingreifen würde. Wie wenn er auf Pudding gehen würde, schwankte er weiter auf den Wortführer der Soldaten zu, ohne diesen dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Thomas begann es zu frösteln, als hätte jemand die Temperatur um zwanzig Grad abgesenkt. Sein Körper rebellierte, schrie förmlich nach Ruhe. Er wusste, dass dies die letzten Anzeichen für die unweigerlich bevorstehende Ohnmacht waren. Er ignorierte seine Körperwarnungen so gut es ihm möglich war, später würde noch genügend Zeit für Ruhe und Erholung sein. Jetzt aber musste er sich erstmal einen Plan überlegen, wie er die Soldaten lange genug ablenken konnte, damit seine Freunde ihren Angriff starten konnten, zumindest hoffte er, dass sie das taten. Aus seiner Wunde quoll wieder etwas Blut, aber Thomas achtete nicht weiter darauf, er hätte es im Moment sowieso nicht verhindern können.

„Wird das heute nochmal was?", quäkte die Janson-Stimme genervt aus den Lautsprechern. „Ich möchte endlich mit den Untersuchungen weitermachen. Jansons Stimme hallte wie ein Echo aus dem Jenseits, von den Wänden wider. „Bringt ihn umgehend in den OP-Bereich II. Wir haben schon genug Zeit mit dieser Ratte verloren!" „Die Ratte wird dir gleich in die Eier beißen", dachte Thomas. „Wir haben schon alles vorbereitet, damit ich dein Gehirn untersuchen kann" wieherte die Stimme. Thomas stellten sich sämtliche Haare auf. Obwohl er wusste, dass diese Stimme nicht von Janson kommen konnte, er hielt es für ausgeschlossen, dass dieser den Kampf mit den Cranks überlebt hatte, klang sie doch verdammt echt. „Es ist doch nur zu deinem Besten, Thomas. Wir müssen den Masterplan vollenden, das verstehst du doch", schwadronierte die Stimme, die sich mit jedem Mal mehr nach Janson anhörte, weiter. Dieses Gesäusel brachte Thomas noch um das letzte Fünkchen Verstand. „Konzentriere dich, Thomas!", ermahnte es sich selbst.

Er war nur noch drei, vielleicht vier Schritte von dem Soldaten entfernt, als er die Eingebung hatte. Er wunderte sich, dass er nicht schon viel früher auf das Naheliegendste gekommen war. Er musste keine große Show veranstalten, es reichte völlig, wenn er seiner ohnehin bevorstehenden Ohnmacht, etwas an Dramatik verlieh. So würde er, zumindest so sein Plan, seinen Freunden genügend Zeit verschaffen, um die Verwirrung der Soldaten, für einen Angriff auszunutzen. „Vielleicht gelingt es mir so, für genügend Ablenkung zu sorgen. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, die anderen von seinem Plan in Kenntnis zu setzen. In Vortäuschung eines Schwindelanfalls blieb er stehen und drehte den Kopf zu seinen Freunden.

„O-H-N-M-A-C-H-T", formten seine Lippen lautlos, zu mehr blieb ihm keine Zeit. Newt entschlüsselte die Botschaft sofort und nickte Thomas zum Zeichen, dass er verstanden hatte, kurz zu. „Keine schlechte Idee, Tommy", murmelte er anerkennend. Er beugte sich zu Minho, um ihn in den Plan einzuweihen. Thomas fiel ein innerlicher Felsbrocken vom Herzen, als er sah, dass seine Freunde ihn verstanden hatten. „Bist du festgewachsen?", blaffte ihn der Soldat mit der Platzwunde im Gesicht an. Thomas schüttelte langsam den Kopf und machte einen wackligen Schritt, dann verdrehte er die Augen und brach mit einem lauten Stöhnen zusammen. „Ganz großes Kino!", flüsterte Minho grinsend.

Rädelsführer und Platzwunde blickten sich mit einer Mischung aus Entsetzen und Ratlosigkeit an. „Was ist das jetzt wieder für eine verdammte Scheiße?", schrie Platzwunde. Für einen Moment erschien es, als hätte jemand die Zeit angehalten. Niemand wagte auch nur zu Atmen, in diesem Moment, hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können.

Minho überlegte nicht lange und nutzte die allgemeine Verwirrung, er hatte mitbekommen, dass sich Vince, Gally und Marc bereits bis auf wenige Meter an sie herangeschlichen hatten. Dank der vielen Jugendlichen, die so etwas wie einen unfreiwilligen Schutzwall bildeten, war dies den Soldaten noch nicht aufgefallen. Möglicherweise lag es aber auch daran, dass deren Gehirne bereits von dem Brandvirus zerfressen wurden. Vince tippte auf seinen Granatwerfer und deutete damit anschließend auf die Soldaten. Minho nickte ihm zu, dann wandte er sich an Newt: „Bereit zum Angriff?" „Da kannst du deinen Arsch drauf verwetten", antwortete der grinsend. „Den behalte ich mal lieber", gab Minho amüsiert zurück. Er überzeugte sich davon, dass sein Revolver geladen war, Newt tat dasselbe bei seinem. Minho blickte noch einmal zu Vince: „Jetzt!", formten seine Lippen lautlos.

Maze Runner 4 - Ein neuer AnfangWhere stories live. Discover now