32. Kapitel - Ankunft im sicheren Hafen

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Bratpfanne blickte sich zufriedenen in seiner Küche um. Diese war, wie auch schon im Labyrinth, sein absoluter Lieblingsplatz geworden. Hier konnte er schalten und walten, wie er wollte und niemand redete ihm dazwischen und falls doch, würde er demjenigen gewaltig die Meinung geigen. Er hatte zusammen mit ein paar Jungs den Abwasch vom Abendessen erledigt, und das Geschirr fein säuberlich in den Regalen verstaut. Die wenigen, noch verbleibenden Küchenarbeiten konnten sie nun gut zu zweit erledigen und so schickte er die Jungs, mit Ausnahme von Luca, hinunter zum Lagerfeuer, in den Feierabend. Die meisten Lichter hatten sich dort bereits eingefunden, wie eigentlich an jedem Abend, und unterhielten sich lautstark über die mehr oder weniger wichtigen Ereignisse des Tages. Ihr Geschwätz drang bis zu ihm in die Küche und Jerrys Gebräu würde schon bald dafür sorgen, dass es immer lauter und obszöner wurde. Mit einem Grinsen im Gesicht, wischte er vergnügt mit einem Lapen über die Arbeitsplatten. Bratpfanne liebte diese magische Stimmung, wie er es gerne nannte, auf der Lichtung. Die gleißende Sonne verschwand endlich hinter dem Horizont und ein kräftiges Abendrot tauchte ihre kleine Welt in spektakuläres Orange. Im Osten kündigte sich die bevorstehende Nacht an, und erste Sterne blitzten wie Diamanten am Firmament. Der hellste unter ihnen, der Abendstern, hieß Venus. Bratpfanne hätte nicht sagen können, woher er das wusste, irgendwie wusste er es einfach. Allmählich ließ das hektische Treiben nach und es wurde beschaulich auf seiner Lichtung, die ihrem Namen nun alle Ehre machte, sie erschien ihm tatsächlich wie ein sicherer Hafen. Vor wenigen Monaten, als sie sich mehr tot als lebendig durch die Brandwüste kämpften, hätte er sich einen solchen Platz, nicht in seinen kühnsten Träumen vorstellen können. Das Lagerfeuer loderte immer weiter und warf lustig tanzende Schatten gegen seine Küchenwände. Normalerweise hätte er spätestens jetzt einen Zahn zugelegt, um zu seinen Freunden ans Feuer zu kommen, aber heute verspürte er seltsamerweise keine rechte Lust dazu.

„Ich sind hier fertig!", rief Luca. Der dunkelhaarige Junge nahm seine Schürze ab, die er sich zum Abwasch umgebunden hatte. Bratpfanne war so in seinen Gedanken versunken, dass er Luca zunächst nicht wahrnahm. „Hey, alles in Ordnung mit dir?", fragte er den Koch. Bratpfanne schreckte aus seinen Gedanken. „Hm? Ja alles in Ordnung, du kannst dann Schluss machen, Luca." „Kommst du denn nicht mit?", erkundigte sich der Junge. „Später vielleicht, ich muss noch ein paar Dinge erledigen", antwortete Bratpfanne „Wie du meinst", gab Luca gleichgültig zurück und zuckte mit den Schultern. „Warte aber nicht zu lange, sonst ist von Jerrys Bier nichts mehr übrig, du weißt ja, das geht weg wie geschnitten Brot", sagte er lachend und klopfte dem Koch freundschaftlich auf die Schulter. „Na ich kann mich beherrschen", erwiderte Pfanne. „Das Zeug schmeckt noch schrecklicher als das Gallys scheußliches Gebräu." Um anzudeuten , wie schrecklich, verzog er sein Gesicht zu einer hässlichen Fratze und gab dabei ekelhafte Würgegeräusche von sich. Luca brach bei dem Anblick in schallendes Gelächter aus. „Komm schon, so übel ist es nun auch wieder nicht", sagte Luca, nachdem er sich von seinem Lachanfall erholt hatte. Grinsend verließ Luca die Küche und ging hinunter zum Lagerfeuer, Bratpfanne blickte ihm stirnrunzelnd hinterher.

Bratpfanne löschte sorgfältig die Petroleumlampen in der Küche und ging hinaus in die angenehm kühle Nacht. Gedankenverloren blickte er in den wolkenlosen Himmel, an dem immer mehr Sterne um die Wette erstrahlten. Das Abendrot verschwand hinter dem Horizont und die Nacht spannte ihr dunkles Zelt über die Lichtung. Wieder blickte er nachdenklich in den Nachthimmel „Verdammt noch mal, wo bleibt ihr nur, Leute?", murmelte er leise und überlegte, wie lange seine Freunde jetzt schon weg sein mochten. Drei, vier Tage, oder waren es doch schon fünf? So sehr er auch darüber nachdachte, er konnte es nicht mit letzter Sicherheit sagen. Er wusste nur, dass er sich mit jedem Tag, an dem sie nicht heimkamen, mehr Sorgen um sie machte. Jeden Abend, seit seine Freunde die Lichtung verlassen hatten, lauschte er für einige Minuten in die Nacht hinaus und hoffte endlich das ersehnte Brummen der Berk-Triebwerke zu hören. Je länger er darüber nachdachte, desto blödsinniger kam ihm Thomas' Idee, in die Stadt zu fliegen, mittlerweile vor. Wenn sie nun von WICKED geschnappt wurden, oder vielleicht schlimmeres. Oder einer Herde Cranks hatte sie erwischt und sich ein Festmahl genehmigt, wäre doch immerhin möglich. „Sei nicht albern und reiß dich zusammen!", ermahnte er sich selbst und versuchte seine absurden Gedanken beiseitezuschieben. Sein Blick schweifte hinüber zum Lagerfeuer, dessen lodernde Flammen schienen nun bis in den Himmel zu reichen. Das heimelige Knistern und Knacksen des Holzes klang verführerisch einladend, wehmütig verlor sich sein Blick in den Flammen. Er überlegte, ob er sich doch zu seinen Freunden gesellen und sich ein paar Biere genehmigen sollte, dann sähe die Welt gleich viel besser aus, zumindest bis zum nächsten Morgen. Bratpfanne stieß einen langen Seufzer aus, dann schloss er die Küchentür.

Maze Runner 4 - Ein neuer AnfangDonde viven las historias. Descúbrelo ahora