Die Welt steht Kopf

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Nachdem die Tür hinter Severus geschlossen wurde, erwachte Harry aus seiner Lethargie. Mit großen Augen sah er Remus an. Dieser bemerkte den ungläubigen Blick des Jungen und knabberte nervös an seiner Unterlippe.
"Äh Harry, ...ich kann verstehen, dass du überrascht bist, mich hier anzutreffen. Das ist alles etwas kompliziert und ich weiß gar nicht, wie ich es dir erklären soll...
Vielleicht setzen wir uns erst ein Mal? Ich habe Tee und Gebäck anrichten lassen. Mit dir als Besuch hatte ich zwar nicht gerechnet, aber mit einem gemütlichen Nachmittag mit Severus.
Schade, dass er nicht bleiben konnte. Das wäre sicher lustig geworden!" 

Harry war gerade dabei gewesen Platz zu nehmen, als die letzten Worte an sein Ohr drangen.
Er verharrte halb sitzend und sah seinen ehemaligen Lehrer und Freund seines Vaters verständnislos an. 
"Lustig?", kam es lang gezogen aus seinem Mund. "Mit Prof. Snape?", kam es noch ergänzend.
Remus sah Harry mit einem Schmunzeln auf seinen Lippen an. Ja, das hatte er schließlich auch nicht für möglich gehalten.
"Nun ja, lustig ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber Severus ist wirklich ganz anders als du glaubst." 

Das musste Harry sich ebenfalls eingestehen. Heute war dieser wie ausgewechselt, sogar sein Erscheinungsbild hatte sich seit tagen verbessert. Aber bislang war das auch die einzige Verbesserung gewesen.
"Liebst du ihn?" Bevor Harry es sich verkneifen konnte, war diese kindliche Frage über seine Lippen gerutscht.
Remus blickte erstaunt auf und sah das Unbehagen auf Harrys Gesicht.
"Ja, ich liebe ihn. War das eben nicht deutlich genug? Ich hatte dich nicht hinter ihm stehen sehen, sonst hätte ich mich wohl doch etwas zurückgehalten!" 

Verlegen nahm sich Harry etwas von dem Gebäck, hielt es jedoch nur in seiner Hand, während Remus Blick auf ihm ruhte.
"Los! Raus damit, Harry! Bevor du daran erstickst. Was brennt dir auf der Zunge?" 
Remus musste sich das Lachen verkneifen, als er sah wie sich der Junge mit den Worten abmühte. Nachdem er ein paar Mal vor sich hingebrabbelt hatte, kam es dem Jungen endlich über die Lippen.
"Warum ausgerechnet Prof. Snape? Ich mein... äh, ihr passt gar nicht zusammen. Du bist so liebenswert und er...äh..." Harry klappt seinen Mund zu. Es war sicher besser dies nicht wirklich auszusprechen.

Remus Lächeln verschwand, er blickte den Jungen ernst an, welcher sich auf dem Sofa kleiner machte. 
"Gut, dass du nicht ausgesprochen hast, was du scheinbar dachtest. Ich schätze es nicht sonderlich, wenn über Severus schlecht gesprochen wird. Nicht nur, weil er mein Freund ist, sondern weil er dein Lehrer ist, ein Mitglied des Phönixordens und viel für unser aller und auch dein Wohl riskiert. Das sind alles gute Gründe, um ihm mit Respekt zu begegnen." 
Harry nickte, er musste dem Zustimmen.
"Warum ich ausgerechnet Severus liebe werde ich dir nicht erklären, weil ich der Meinung bin, das ginge dich nichts an. Aber eins kannst du mir glauben, Severus hat seine Gründe, warum er so ernst, kühl und verschlossen ist. Dennoch hat er auch seine guten Eigenschaften, wie ich in den letzten Wochen feststellen konnte..."
Überrascht schrie der Junge auf: "Wochen?"
"Ja Harry, ich bin bereits einige Wochen... nun, sagen wir, zu Gast bei Severus.
Zusammen sind wir jedoch erst seit gestern. Du verstehst also sicher, warum ich über unsere Beziehung nicht sprechen möchte, da es für mich selbst noch alles ziemlich neu ist.
Ich hatte viel Zeit Severus näher kennen zu lernen und was ich entdeckt habe, hat mir sehr gut gefallen“, Remus Züge wurden wieder weicher.
"Aber nun erzähl mal... was gibt es neues bei dir?" 
So plauderten sie und merkten gar nicht, wie die Zeit verging.

Als Severus zwei Stunden später sein Wohnzimmer betrat, traf er seinen Geliebten noch immer mit Harry plaudernd an. Er lächelte als er Remus ansprach:" Na? Amüsierst du dich?" Langsam ging er auf die Sitzecke zu, beugte sich zu Remus hinunter und hauchte ihm einen Begrüßungskuss auf.
Harry war überrascht, wie zärtlich Prof. Snape zu Remus war. Sein Lehrer konnte scheinbar wirklich nett sein, wenn er wollte.
Remus klopfte auf die Sitzfläche neben sich und Severus ließ sich dankbar hineinfallen. Erschöpft lehnte er seinen Kopf an Remus Schulter. Er war müde, es war ein langer Tag gewesen. Trotzdem hat er sich noch niemals zuvor so wohl gefühlt.

Remus nahm ihn in den Arm und ließ ihn sich so noch etwas näher ankuscheln. Sanft strich er ihm über die Schulter und sein langes Haar.
Severus bekam dies nur noch am Rande mit. Er fühlte sich geborgen und seine Augenlider wurden schwer. Leicht legte er seine Hand auf Remus Leiste, sank schließlich mit dem Kopf auf dessen Schoß und war eingeschlafen.
Remus lächelte selig vor sich hin und blickte zurück zu Harry. 
Dieser sah das Strahlen in Remus Augen. Er konnte sich nicht erinnern diesen jemals zuvor so glücklich gesehen zu haben. Er machte eine Geste um sich zu verabschieden und verließ das Zimmer.
Auf dem Flur schüttelte er perplex den Kopf.
'Das glaubt mir keiner!´

Im Gemeinschaftsraum der Gryffindor angekommen stürmten Hermine und Ron auf ihn zu und bombardierten ihn mit Fragen.
Harry schüttelte den Kopf und zog die Beiden verschwörerisch in eine ruhige Ecke vor dem Kamin. Dort erzählte er ausführlich, was geschehen war. Von seiner Angst vor Prof. Snape, dessen seltsames Verhalten auf dem Flur, seine Begegnung und dem darauf folgendem Gespräch mit Remus und vor allem dem Verhalten von Prof. Snape diesem gegenüber.
Als er geendet hatte sah Ron ihn an, als wäre er von Aliens entführt worden, die ihm eine Gehirnwäsche verpasst hätten.

"Ron, es ist alles wahr, glaub mir!", Harry schluckte.
"Sorry Harry, aber das klingt wirklich als hättest du dir das nur ausgedacht! Das musst du doch selbst zugeben, aber andererseits, wie könnte man sich so etwas ausdenken..."
Hermine saß mit einem verträumten Gesichtsausdruck da und nicht wahrnahm, wie Ron mit einer Hand vor ihrem Gesicht herumwedelte. 
"Prof. Snape hat sich schon verändert, er sieht richtig sexy aus. Nun hat die Liebe auch sein Herz und somit sein Wesen verwandelt. Ach wie romantisch...!"
Die Jungen sahen sich gegenseitig an, dann Hermine und dann wieder sich. Ron tippte sich mit dem Zeigefinger an seine Stirn. Harry schüttelte lachend seinen Kopf und ging ins Bett.

vom Werwolf zum schosshund Where stories live. Discover now