Der letzte Ruf

1.5K 94 26
                                    

Severus wachte eine Stunde später durch einen ziehenden Schmerz im rechten Unterarm auf. Er bemerkte, dass es inzwischen dunkel geworden war und er noch immer im Wohnzimmer auf Remus Schoß gebettet lag, welcher ebenfalls eingeschlafen sein musste.
Severus lauschte den regelmäßigen Atemzügen von Remus und erhob sich vorsichtig. Dennoch wurde Remus wach und rieb sich verschlafen die Augen.
„Oh, ich muss eingeschlafen sein! Gehen wir ins Bett? Oder möchtest du nicht, dass ich bei dir schlafe?“ 

Severus sorgte für Licht und vermied es Remus anzusehen.
„Leg´ dich nur ins Bett, es stört mich nicht. Gute Nacht und schlaf schön!“
Remus sah ihn irritiert an. „Kommst du denn nicht mit? Es ist schon spät. Musst du etwa noch arbeiten? Hast du etwas vergessen zu erledigen?“ 
Severus sah in Remus Richtung, hielt seinen Blick jedoch gesenkt.
„Ich… ich muss gehen, Remus. Der Lord hat nach mir gerufen. Ich komme bereits zu Spät!“
Als Remus verstand, was er da hörte, sprang er auf und eilte auf Severus zu. Er griff nach diesem und hielt ihn eng umschlungen.
„Nein Sev, ich lass dich nicht mehr dorthin gehen!“, brachte er aufgeregt hervor.
Severus der bereits im Begriff war seinen Umhang zu holen war verwirrt. 
Remus sprach indes weiter. „Er bringt dich um! Ich will dich nicht noch ein Mal verletzt und halb tot auffinden. Ich liebe dich… ich lass dich nicht gehen!“
Severus gingen Remus Worte zu Herzen.
„Wie stellst du dir das vor? Ich muss gehen, oder der Lord weiß, dass ich ihn verraten habe!“
'Ich kann mich doch nicht ewig verstecken. Wenn ich nicht gehe, kann ich Hogwarts niemals wieder verlassen. Er bringt mich um…´ Severus riss sich los und lief hinaus in die Nacht.
Remus brach schluchzend zusammen.  „Ich werde ihn nicht wieder sehen… Ich werde ihn nicht wieder sehen…“

Als Remus sich beruhigt hatte, entschloss er sich Prof. Dumbledore aufzusuchen. Eilends schritt er über die Gänge des Schlosses. An einem Wasserspeier blieb er stehen.
„Mist, ich kenn´ das Passwort doch gar nicht. Was mach ich nun? Ich hätte ihn besser über den Kamin rufen sollen.“
Als wären seine Worte gehört worden, schob sich der Wasserspeier zur Seite und gab eine Wendeltreppe frei, die sich langsam nach oben bewegte.  Remus stellte dich auf eine der Stufen und wurde in Prof. Dumbledores Büro transportiert. Oben erwartete ihn bereits der Schulleiter. 
„Remus, wie schön, Sie zu sehen!“ 
Als er Remus überraschtes Gesicht sah schmunzelte er und bot ihm das übliche Zitronenbrausebonbon an. Remus nahm es ohne Kommentar entgegen, er war zu überrascht.

Die Säure des Bonbons holte ihn in die Gegenwart zurück.
„Sie haben mich erwartet? Aber… woher wussten Sie denn, dass ich im Schloss bin?“
Der Schulleiter bot ihm einen Platz an. „Ich weiß über alles, was im Schloss vorgeht Bescheid. Außerdem habe auch ich von der neuen Verordnung erfahren. Dabei hatte ich sofort an dich gedacht und mich entsprechend nach dir erkundigt.  Du kannst dir sicher vorstellen, wie überrascht ich war, zu erfahren, dass Severus dein Besitzer sei. Ich habe nichts unternommen, da ich dachte, ihr würdet euch schon zusammenraufen. Ich kenne Severus inzwischen sehr gut und weiß, dass er dir kein Leid zugefügt hätte. 
Wie es scheint, kann man es inzwischen als ein Wink des Schicksals ansehen, nicht wahr Remus?“
Remus nickte nur unbeholfen und errötete. „Ich war noch niemals zuvor so glücklich, wie ich es nun mit Severus bin!“, hauchte er leise.

Beim Gedanken an Severus wurde er jedoch schlagartig blass und dachte daran, dass dieser nun vor dem Lord stand.
Auch Prof. Dumbledores Miene hatte sich verfinstert.
„Ich weiß, was mit Severus auf den Todessertreffen geschieht und ich weiß auch, dass er gerade zu einem Solchen gerufen wurde. Du hältst mich sicher für herzlos, dass ich dies zulasse, aber es ist Severus Entscheidung gewesen weiter zu machen. 
Er will Voldemort stürzen… um jeden Preis, auch den seines eigenen Lebens. Wenn Severus Tarnung auffliegt, und er es schafft zu entkommen, muss er sich bis an sein Lebensende oder Voldemorts Sturz verstecken. Ist dir das klar?“ 
Remus überlegte und nickte letztendlich. „Ja, aber er wäre am Leben… und nicht allein! Ich wäre bei ihm.“
„Aber du wärst auch in Gefahr, wenn eure Beziehung bekannt würde.“
„Das ist mir egal!“, erwiderte Remus trotzig.
Prof. Dumbledore hob beschwichtigend die Hände. „Severus wäre dies sicher nicht gleichgültig!“
„Ich darf mich doch sowieso nirgends sehen lassen, was verändert sich also für mich? Ich liebe Severus und ich will, dass er lebt und bei mir ist!“

Tränen schossen ihm in die Augen und Prof. Dumbledore nickte zustimmend. Seine nächsten Gedanken wurden unterbrochen, als eine Glocke schrill erklang.
Remus fuhr erschrocken hoch und sah sich suchend um. Prof. Dumbledore wollte ihn beruhigen.
„Ich mache mir auch Sorgen um Severus, daher habe ich seine Zimmer mit einem Zauber versehen, der mir anzeigt, wenn er nachts seine Räume verlässt und wenn er wieder kommt. Daher war ich eben auch wach!"
Remus stand auf. „Soll das heißen, er ist zurück?“
Bevor Prof. Dumbledore etwas erwidern konnte, hatte Remus das Zimmer bereits verlassen und eilte hinunter in die Kerker. Prof. Dumbledore beeilte sich ihm zu folgen.

Kaum hatte Remus die Tür zu Severus Räumen erreicht, riss er diese auf. Entsetzt sah er auf Severus, der im Wohnzimmer seine Salben und Tinkturen ausbreitete. Severus drückte sich ein weißes Hemd auf seinen Bauch, welches er in aller Hast gegriffen hatte.
Remus erbleichte, als er sah, dass dieses sich schnell rot färbte.

Severus sah auf, als er die Türe sich öffnen hörte. Er war blasser als sonst und auf seiner Wange befand sich eine Wunde, aus der ebenfalls Blut sickerte.
Remus wollte auf ihn zueilen, wurde jedoch von Prof. Dumbledore abgelenkt, als dieser ebenfalls in Severus Wohnzimmer eintrat. Aus Severus Mundwinkel floss nun ebenfalls Blut, er verdrehte die Augen und sank schwerfällig zu Boden.
Ein Schrei löste sich aus Remus Inneren und er stürzte auf seinen Geliebten zu. Gemeinsam mit Prof. Dumbledore drehte er diesen auf den Rücken. Der helle Teppich färbte sich um Severus herum langsam dunkelrot. 
Immer wieder rief Remus den Namen seines Geliebten, doch dieser hörte nichts mehr…

vom Werwolf zum schosshund Where stories live. Discover now