Die Wahrheit kommst ans Licht

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'Was sind das für Stimmen, die an meine Ohren dringen? Und wer heult da so hysterisch? Können die mich noch nicht ein Mal in Ruhe sterben lassen?´
Severus schlug seine Augen auf, um ihn herum war alles weiß. Nach einigem Blinzeln erkannte er, dass er sich auf der Krankenstation von Hogwarts befand. Er versuchte sich aufzurichten, schaffte es aber nicht. Leicht drehte er seinen Kopf auf die Seite und sah Remus auf einem Bett schräg gegenübersitzen.
Dieser weinte und Minerva versuchte ihn zu beruhigen. Auch Granger, Weasley und Potter standen um ihn herum und redeten besänftigend auf Remus ein. Severus verlor erneut das Bewusstsein.

Als er später wieder erwachte und seine Augen aufschlug, saß Remus neben ihn auf einen Stuhl und hielt seine Hand. Severus sah in Remus Gesicht und sah seine vom Weinen rot verquollenen Augen. Er hob eine Hand und strich Remus sanft über die Wange. Seine Stimme klang ganz schwach, als er sprach.
„Nicht weinen, Remus. Ich bin es nicht wert, dass du auch nur eine Träne vergisst!“
Remus schüttelte stumm den Kopf und schluchzte. „Sag´ so etwas nicht! Du bist für mich der wichtigste und wundervollste Mensch auf Erden. Ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlieren!“ 
Remus Stimme brach und er wimmerte. Erneut brach er in Tränen aus.
Sofort waren Hermine und Harry an dessen Seite und versuchten ihn zu trösten; schließlich sei Prof. Snape doch am Leben. Albus trat hinzu und betrachtete Severus ernst.
„Was ist geschehen, Severus?“ 
Severus bemühte sich zu sprechen, doch es fiel ihm noch sehr schwer.

„Ich erschien natürlich zu Spät zum Treffen und… der Lord bestrafte mich… wie üblich mit dem Cruciatus. Auf dem letzten Treffen… hatte er bereits von jemandem aus dem Ministerium erfahren, dass… Remus bei mir ist. Er wollte, dass ich… über ihn etwas vom Phoenixorden in Erfahrung bringe… Ich hatte mich bereits… dagegen geäußert. Nun… wollte er wieder, dass ich vom Phoenixorden berichte. Ich weigerte mich… meine Tarnung war somit aufgeflogen. Er überließ mich Lucius und verschwand mit den übrigen Todessern. Ich… kämpfte gegen Lucius, war aber durch den Cruciatus… zu geschwächt… Mit Mühe gelang mir die Flucht, nachdem mich Lucius…schwer verletzt hatte…“
Prof. Dumbledore machte eine Geste, die Severus verstummen ließ. Die Information reichte ihm.
„Nun, wie es aussieht, müssen wir in Zukunft auf dich aufpassen, Severus! Daher entscheide ich, dass du mit Minerva die Häuser tauschst. In Slytherin ist es mir zu gefährlich für dich.“

Severus sah ihn mit vor Schreck geweiteten Augen an, als er begriff, was Albus vorhatte.
„Gryffindor?“, fragte er gedehnt.
Dann hieß ihn die Stille einer weiteren Ohnmacht willkommen.

Die Nachricht von Prof. Snapes Spionagetätigkeit und der Wechsel des Hausvorstandes verbreiteten sich wie ein Lauffeuer im ganzen Schloss. Die Schüler von Slytherin waren geschockt. Das hatten sie wirklich nicht gedacht. Ausgerechnet der düstere, zynische Lehrer war Spion beim Lord gewesen? 
Die Sprosse der Todesser waren zutiefst enttäuscht und wütend. Dennoch hatte keiner von ihnen vor, ihren Lehrer anzugreifen oder anderweitig zu strafen. Sie wussten, in Hogwarts war er am längeren Hebel und sie würden es bei Strafarbeiten bereuen. Sie waren froh, dass er nicht mehr der Vorstand ihres Hauses war, aber auf die McG. hatten sie erst recht keine Lust.
Die übrigen Schüler aus Slytherin waren traurig, dass Prof. Snape nun in Gryffindor war, sie würden ihren Bonus beim Punktestand vermissen.

Bei den Gryffindors waren jedoch, unglaublicher Weise, nur Freudenschreie zu hören. Zwar fanden sie es traurig, Prof. McGonagall an die Slytherins zu verlieren, aber Prof Snape würde doch sicher seinem eigenen, neuen Haus nicht weiter ungerechtfertigt Punkte abziehen, selbst wenn es sich um Gryffindor handelte.
Außerdem hatten sie einen ehemaligen Spion bei sich, der sein Leben im Kampf gegen Du-weißt-schon-wen riskiert hatte.

So vergingen die letzten Wochen bis zu den Weihnachtsferien recht schnell und ohne besondere Vorkommnisse. Die Schüler gewöhnten sich recht zügig an die Veränderungen und die Gryffindors kamen nun mit Prof. Snape besser aus.

Die älteren Schüler waren froh ihn auf ihrer Seite zu wissen, und die Jüngeren himmelten ihn an. Für sie war er durch seinen Mut, gegen den Lord anzutreten, bereits ein Held.
Severus hingegen kam mit der neuen Situation nicht zu Recht. Zwar hatte er sich mit dem Gedanken nun zu Gryffindor zu gehören inzwischen abgefunden und verstand sich auch von Tag zu Tag besser mit den Schülern, aber Severus fühlte sich gefangen.

Er konnte das Schlossgelände nicht mehr einfach verlassen. 
Selbst nach Hogsmeade konnte er nicht gehen. Besorgungen erledigten die Schüler aus Gryffindor für ihn. Sie hatten dies so bestimmt, denn sie wollten nicht, dass ihr neuer Hausvorstand sich in Gefahr begab.
Wenn ihm Zutaten für den Unterricht ausgingen, besorgten Kollegen die Sachen in der Winkelgasse oder Severus bestellte sie per Eule. So kam es, dass Severus immer unruhiger wurde und wenn er keinen Unterricht abzuhalten hatte, über das Gelände, oder in seinen Räumen nervös auf und ab ging.

Remus versuchte ihn abzulenken, ihm ging es schließlich nicht viel anders. Bisher war er nur in Severus Räumen gewesen und durch die Verordnung durfte er nicht in Kontakt mit Schülern kommen. Hermine, Harry und Ron waren noch immer die einzigen Schüler, die wussten, dass er da war und auch sie durfte er nur ohne Wissen des Ministeriums treffen. 

Wenn die Schüler im Unterricht waren, begleitete Remus seinen Freund in dessen Freistunden bei Spazierengängen über das Gelände. So kam er wenigstens auch mal raus.
Aber Severus zog sich immer mehr von Remus zurück. Auf ihren Spaziergängen blieb er stumm und wenn sie in seinen Räumen waren, verzog er sich in sein Labor.
Körperliche Nähe ließ er schon länger nicht mehr zu. Remus kam damit nicht zu Recht, ließ es sich aber nicht anmerken. Er verstand einfach nicht, warum sich Severus zurückzog. Er hatte geglaubt, ihr jeweiliges Schicksal würde sie nun noch enger zusammenführen.

vom Werwolf zum schosshund Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt