Verluste

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Remus war leichenblass und stand zitternd im Raum. Die Schüler schauten sich geschockt an. Keiner schien recht zu verstehen, was vor sich ging.
In Remus Kopf drehte sich alles. 
'Was hatte Severus gesagt? Er habe ihn nie geliebt? Das konnte doch nicht sein. Sie hatten sich ausgesprochen, sich ihre Liebe gestanden und miteinander geschlafen. Severus sagte so etwas wie: Ich liebe dich, nicht jeden. Es war ihm nicht leicht über die Lippen gegangen. 
Oder gehörte das zu seiner Rache? War die Aussprache nur gespielt und war Severus nur mit ihm ins Bett gegangen, um sich an ihn zu rächen? Nur um ihn hinterher fallen zu lassen? 
So musste es wohl sein, das eben war überdeutlich gewesen!´

Remus Beine trugen ihn nicht mehr. Die Erkenntnis nur benutzt worden zu sein traf ihn hart. Zu große Gefühle hegte er selbst für den Zaubertränkemeister. Er setzte sich auf einen Sessel und versuchte einfach weiterzuatmen. Sein Leben würde weitergehen.
Harry fand als Erster seine Fassung wieder. Er eilte zu Remus, kniete sich vor ihm hin und legte eine Hand auf dessen Knie. Er glaubte nicht, was da eben geschehen war. Es muss alles ein Missverständnis sein. Prof. Snape war so anders, dabei war er immer so zärtlich mit Remus umgegangen. Es musste einfach eine andere Erklärung dafür geben.

„Remus, das ist bestimmt nicht so, wie es aussieht. Prof. Snape meint es nicht so, du musst mit ihm reden. Sofort!“
Die anderen Schüler begriffen noch immer nicht, worum es ging. Nur Hermine und Ron begriffen, was los war. Ron lief rot an, er wusste nicht, was er davon halten sollte. Hermine blieb sachlich, wie immer. 
„Remus nun denk´ doch bitte einmal nach. Du bist nun frei und kannst ein neues Leben beginnen. Prof. Snape muss sich verstecken, da sein Leben in Gefahr ist. Er will dich sicher nur schützen!“

Aber Remus ließ sich nicht trösten. Tränen liefen ihm über die Wangen. Wütend wischte er sie fort. „Ich werde nicht weinen, die Genugtuung gebe ich ihm nicht. Er wollte sich also an mir rächen? Nun, er kann seinen Triumph über mich nur genießen, wenn ich ihm zeige, wie sehr er mich getroffen hat. Aber das werde ich nicht! Ich gehe, hier hält mich nichts mehr“, damit stand Remus auf. Hermines Worte hatte er nicht wahrgenommen. Er nahm die Phiole in seine Hand und betrachtete diese.
„Verflucht! Warum hast du mir nicht vorher gesagt, dass ich gehen muss, wenn ich dies trinke? Lieber wäre ich ein Werwolf geblieben!“ Er warf die Phiole mit einem Wutschrei an die Wand, wo diese zerbarst.
Noch bevor ihn jemand aufhalten konnte, eilte Remus aus dem Raum, die Flure entlang und hinaus in die Nacht.

Als Severus den Raum verlassen hatte, stürmte er die Flure entlang. Hoffentlich lief Remus ihm nicht hinterher, das würde seinen Entschluss diesen zu verlassen ins Wanken bringen.
Doch Remus schien ihn nicht zu folgen. 
Vielleicht waren seine Worte zu hart gewesen. Doch was hätte er sonst tun können?
Er hatte in der Zwischenzeit seine Räume erreicht. Schnell schlüpfte er hinein, verschloss die Tür magisch, eilte durchs Wohnzimmer, dann durchs Schlafzimmer und hinein ins Bad.
Nachdem er die Tür ebenfalls hinter sich verriegelt hatte, sank er an dieser hinunter, bis er zusammengekauert dagegen lehnte. Heiße Tränen rannen sein Gesicht hinab.

„Verzeih´ mit Remus… ich wollte dir nicht wehtun, aber du kannst nicht bei mir bleiben. Du kannst nun gehen, wohin du willst, wie könnte ich dich da an mich binden? 
Immer hier im Schloss gefangen. Wenn du das Gelände verlässt, wärst du nicht sicher, so lange du mit mir zusammen bist. Du hast mir einmal erzählt, du hättest jeden Geliebten verloren, als dieser erfuhr, dass du ein Werwolf bist. Dies wird dir nun niemals wieder geschehen. Du kannst nun jeden haben… warum solltest du jetzt auch noch mit mir vorlieb nehmen? Einen verbitterten, gefühlskalten Zaubertränkemeister?“ Ein heftiger Weinkrampf schüttelte ihn.

„Unsere Beziehung war die perfekte Lösung für dich, als du noch mein Haustier warst. Ich kann verstehen, wenn du mich nun nicht mehr liebst… du hast dein Leben noch vor dir… meines ist bereits vorüber. Ich kann dir nichts mehr bieten… noch nicht einmal Sicherheit!“ Severus spürte etwas in seiner Tasche gegen seine Hüfte drücken.
Stimmt, er hatte noch immer Remus Geschenk. Langsam holte er es hervor und betrachtete das kleine Päckchen eine Weile. Schließlich packte er es langsam aus.
Was Remus ihm wohl geschenkt hatte? Schließlich hatte er kein Geld und auch keinerlei Besitz mehr. Er zögerte, doch schließlich öffnete er die kleine Pappschachtel. Ein kleines Kärtchen fiel ihm entgegen und er entfaltete es. Tränen tropften darauf und verwischten die Schrift.

„Mein Liebster, wie du weißt, habe ich kein Geld, aber Harry hat mir etwas geliehen. Ich hoffe es ihm eines Tages zurückzahlen zu können. Daher sind die beiden beiliegenden Ringe nur aus Kupfer. Ich hoffe du erkennst den symbolischen Wert. Die Freundschaftsringe sollen ein Zeichen unserer Liebe sein.“

In Love

Dein Remus

Severus rang nach Fassung. Er nahm einen der Ringe hervor. Dieser war zierlicher als der Andere und passte perfekt an seinen schlanken Ringfinger. Erneut begann er laut zu schluchzen.

„Remus, komm zurück! Du kannst das doch nicht wirklich glauben, was ich gesagt habe. Ich liebe dich doch…“

Doch Remus hörte Severus nicht. Er war inzwischen in Hogsmeade und irrte durch die Nacht, ohne Ziel und ohne Geld, mit gebrochenem Herzen.

vom Werwolf zum schosshund Where stories live. Discover now