Kapitel 32

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Still schweigend schlang ich weitestgehend mein Frühstück irgendwie runter. Dennoch konnte ich es nicht verhindern, dass mein Blick ab und an zu Bernd wanderte.
"Bist du dir sicher, dass alles okay ist?", konnte Marco schließlich nicht an sich halten und musterte mich mit besorgtem Blick.
"Ja, es ist alles okay", versuchte ich ihn, aber auch mich zu überzeugen und sah wieder zu meinem angebissenen Brötchen, das ruhig auf meinem Teller lag.
"Erzähl mir nichts! Ich seh doch wie du daran kaputt gehst! Das letzte Mal hast du so geguckt als wir mit Gladbach in die Relegation mussten!", widersprach mir Marco und ließ sein Messer klirrend gegen den Teller fallen, "Marc, das tut dir nicht gut. Keinem von euch."
"Und was soll ich bitte machen?!", fuhr ich Marco nun verzweifelt an.
"Sag ihm, dass du leidest und so keine Beziehung führen willst", erklärte dieser mir nur sachlich.
"Das kann ich nicht...", murmelte ich während mein Blick wieder ganz Bernd galt, "ich will ihn nicht verlieren. Außerdem weiß ich doch, dass er es nicht so meint..."
Bernd's Blick traf schließlich meinen und als dieser Blickkontakt etwas zu lange anhielt, sodass Karim sich ebenfalls zu mir umdrehte, schnauzte Bernd mich mit finsterem Blick an: "Was glotzt du so Dreck Stegen?! Such dir nen Stein zum anstarren!"
Blitzartig wandte ich meinen Blick wieder von ihm ab und gen unten. Meine miteinander spielenden Finger waren auf einmal so viel interessanter als alles mögliche auf der Welt.
"So wirkt es auf mich allerdings nicht...", sagte Marco wieder nach einem kurzen Moment des Schweigens, "Marc, Ich will nur das du glücklich bist. Ich weiß, er macht dich vielleicht glücklich aber das hier, das was ihr da versucht, das ist nicht die Art Glück die du verdienst. Nicht die Beziehung die du verdienst. Du verdienst jemanden der dich aufrichtig liebt und sich auch nicht davor scheut das zu zeigen."
Ich sah meinem Freund entgegen, der mich mit sanften Augen ansah. Ein zaghaftes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen.
"Marc, du verdienst es glücklich zu sein. Aber nicht so. Denk darüber nach."
Marco's Worte verfolgten mich auch über den Rest des Tages. Beim Training. Beim Auslaufen. Ständig musste ich über seine Worte nachdenken und begriff langsam immer mehr die Wahrheit, die in ihnen steckte.
"Schau mal Dreck Stegen überlegt schon was er morgen auf der Bank machen soll während er zugucken muss wie ich das Spiel meines Lebens mache", rief Bernd höhnisch zu Karim durch die Umkleide. "Oder er überlegt wem er als nächstes das Hirn wegblasen muss um sein nächstes Gehalt zu bekommen", lachte Karim ihm entgegen und grinsend schlugen sie miteinander ein.
"Oh ist die Schlampe nicht mehr gut genug für ihren Meister", provozierte Bernd mich weiter und schob dabei gespielt mitleidig die Unterlippe vor.
Ich verschwendete keinen weiteren Gedanken an die beiden. Viel mehr beschäftigte ich mich damit in meinem Kopf für Klarheit zu sorgen. Marco hatte recht. Diese Art von Beziehung war nicht die Beziehung, die ich führen wollte. Das war nicht das Glück und die Liebe die ich verdient hatte.
Genervt ignorierte ich die lachenden Leverkusener so und stand mit meinem Handtuch fest in der Faust auf um zu den Duschräumen zu gehen. Meine Entscheidung stand fest.
Die Rückfahrt zum Hotel verlief hingegen ruhig und ich war dankbar ohne ein dummes Kommentar in den Hotelaufzug steigen zu können. Als ich gerade dabei war den Gang zu meinem und Karim's Zimmer hinunter zu laufen, öffnete sich zu meiner Linken eine Tür und ich wurde ruckartig in den Raum gezogen.
Ich hatte nicht mal Zeit zu protestieren als mein Rücken schon wieder gegen die soeben geschlossene Tür gedrückt wurde und ich Lippen an meinem Hals spürte. Ich sah mein Gegenüber an und realisierte schließlich, dass es Bernd war.
"Halt, stop", sagte ich schließlich und drückte Bernd energisch von mir. Er sah mich daraufhin nur verwirrt an.
"Was ist los Süßer? Marco kommt erst in einer Stunde wieder. Hat noch einen Physiotermin", erklärte Bernd und machte sich wieder daran meinen Hals zu liebkosen doch erneut drückte ich ihn von mir.
"Bernd, Nein!", sagte ich diesmal ernster und Bernd blickte mich mit großen, verwirrten Augen an, "ich will das nicht", rückte ich weiter mit der Sprache raus doch Bernd sah mir zaghaft lächelnd entgegen ehe er antwortete: "Okay, Wenn du willst können wir auch einfach etwas kuscheln und einen Film gucken."
Er legte erneut die Hände an meine Hüfte und trat einen Schritt näher.
"Nein Bernd. Das meine ich nicht."
"Na wenn das so ist."
Erneut versuchte er mich mit Küssen zu attackieren, doch ich schubste ihn grob einige Meter von mir.
"Ich sagte nein Bernd!", meine Stimme wurde inzwischen lauter, "ich will das nicht! Ich will... das hier", ich fuchtelte wild mit der Hand zwischen uns hin und her, "einfach nicht! Ich will nicht mit jemandem zusammen sein, der mir jeden Tag vor anderen psychische Schäden zufügt und mich dann durchnimmt wenn keiner guckt! Das ist nicht meine Vorstellung einer Beziehung! Ich bin nicht dein Spielzeug, das dich aufmuntert wenn du grade keinen hast! Ich will keine Beziehung führen in der ich nur ausgenutzt und benutzt werde wie ein Stück Dreck! Ich möchte eine Beziehung mit aufrichtiger Liebe und Ehrlichkeit! Keine, die ich vor den Augen der anderen verstecken muss! Ich will das nicht Bernd. Und ich kann es auch nicht. Es tut mir leid. Aber wenn du das anders siehst, dann war es das mit uns denn auf so ein Selbstmordkomitee kann und will ich mich nicht einlassen", redete ich mir schließlich all den Frust von der Seele und sah zu Bernd auf, "also, entweder wir machen es richtig oder die Sache ist aus. Ein für allemal. Es liegt ganz an dir."
Mit fester Stimme hatte ich die letzten Worte gesprochen und sah mein Gegenüber nun ernst an, während ich in seinen Augen einen klaren Kampf mit sich selbst ausmachen konnte. Doch würde ich diesen Raum nicht verlassen ehe ich keine klare Antwort von ihm hatte.

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