Kapitel 37

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Gemeinsam hatten wir uns danach runter zur Teambesprechung begeben, nachdem Mario aus der Dusche zurück kam. Groß gesprochen hatten wir nicht mehr. Alle hatten erst mal Zeit gebraucht, das eben Geschehene zu verarbeiten. Erst als wir nur noch durch die geschlossene Tür in den Raum treten mussten, ergriff Marco das Wort: "Wir sollten da jetzt vielleicht nicht alle gleichzeitig rein. Ich meine bei Mario und mir wäre das nichts neues, aber ihr beide solltet es nicht übertreiben." Bernd und ich wollten schon beide widersprechen, als Marco fortsetzte: "Meine Güte, ihr habt euch bis gestern vor der ganzen Mannschaft beleidigt und geärgert. Das heute Morgen war schon auffällig genug."
"Du hast recht. Marc und du geht als erstes rein. Mario und ich warten einen Moment und kommen dann nach", beschloss Bernd und da keiner Einwände hatte, wurde es genau so umgesetzt. Der Haken an der Sache war dann aber, dass sowohl Bernd und ich als auch Marco und Mario die Teambesprechung getrennt verbrachten, da die beiden als sie kamen nur noch Platz auf der anderen Seite des Raumes fanden. Bernd und ich tauschten während Jogi's Monologen also sehnsuchtsvolle Blicke und ich verstand endlich, warum frisch verliebte Paare so gerne allein sein wollten. Es war einfach schrecklich, sich wegen den anderen beherrschen zu müssen. Am Ende der Besprechung wollte Jogi dann, dass Bernd und ich noch blieben. Der Rest durfte gehen und Mario und Marco versprachen draußen auf uns zu warten.
"So ihr beiden. Ich wollte mich mal wegen dem Frühstück heute Morgen mit euch unterhalten", erklärte Jogi und ich schluckte nervös. Wusste er etwas? Ahnte er zumindest etwas?
"Ich weiß nicht wie ihr beiden und Marco das geschafft habt, aber ich bin stolz auf euch. Eure ewigen Streitereien waren einfach nicht tragbar. Macht weiter so und vielleicht werdet ihr ja sogar gute Freunde", klärte uns Jogi über sein Anliegen auf. Etwas wunderte es mich ja schon, dass aus einem so kleinen Frühstück so viel Bedeutung zugemessen wurde, aber ich wollte mich auch nicht beschweren.
"Natürlich Trainer. Wir werden unser bestes geben", beteuerte ich schnell, weil Bernd gerade nicht dazu in der Lage schien.
"Gut, dann genießt jetzt euren freien Abend", entließ Jogi uns und schnell machten Bernd und ich uns auf, den Raum zu verlassen. Draußen warteten wirklich Marco und Mario auf uns und auf Marcos fragenden Blick erzählte ich ihnen schnell, was Jogi von uns wollte.
"Na, wenn das sogar Jogi schon aufgefallen ist, dann solltet ihr wirklich vorsichtiger sein", überlegte Mario und Bernd stimmte zu: "Wir werden es versuchen. Keiner von uns will seine Karriere an den Nagel hängen." Diese Aussage brachte ein wenig zwiespältige Gefühle in mir hervor. War ich bereit mich im Fall der Fälle gegen Bernd und für meine Karriere zu entscheiden? Ich wusste es nicht und irgendwie machte es mich traurig, dass Bernd sich so sicher war.
"Gut, dann mal weg mit den schlechten Gedanken. Was haltete ihr von einem Filmabend?", unterbrach Marco die wirklich bedrückte Stille. Wir waren alle sofort hellauf begeistert und beeilten uns in Marco's und Bernd's Zimmer zu kommen. Bernd legte auf dem Zimmer schon eine DVD ein, während Mario und ich es uns auf den Betten unserer Freunde bequem machten.
"Rutsch mal ein Stück", forderte mich Bernd auf und schnell machte ich ihm etwas mehr Platz.
"Was schauen wir?", fragte ich ihn.
"From Hell", antwortete er mir und ich musste schlucken.
"Aha", war meine nicht gerade einfallsreiche Antwort.
"Nicht gut? Magst du keine Horrorfilme?", fragte er mich.
"Ach Quatsch. Es ist alles bestens. Ich liebe Horrorfilme", antwortete ich. Es war eine Lüge. Eine glatte Lüge. Ich hasste Horrorfilme und es ist mir peinlich genug, dass ich es nicht vor Bernd zugeben würde. Ich würde den Film schon irgendwie überleben. Bernd schaute mich prüfend an, wurde aber zum Glück von Marco abgelenkt, der mit dem geholten Popcorn ins Zimmer kam.
"Dann kann es ja losgehen", meinte Bernd, nachdem Marco sich zu Mario gesetzt hatte und jedes Bett eine Tüte Popcorn hatte. Marco stimmte begeistert zu und schon erfüllten die bedrückenden Klänge von "From Hell" das Zimmer. Ich rutschte noch ein Stück näher zu Bernd, aber nicht zu viel, damit es nicht verdächtig wurde.
"Na, hat mein Engel etwa Angst?", fragte mich Bernd und leicht gekränkt boxte ich ihm zwischen die Rippen. Er allerdings umfasste meine Faust und legte sich meine Hand um die Taille. "So geht das", erklärte er mir, wie ich ihn umarmen sollte. Ich ließ meinen Arm liegen und betrachtete Bernd, während er seinen Kopf an das Kopfteil lehnte. Er hatte mich tatsächlich seinen Engel genannt. Das hatte er erst einmal getan und das beim Sex. Es machte die Schmetterlinge in meinem Bauch verrückt, dass er es jetzt und hier in dieser Situation verwendet hatte, vor Mario und Marco, die aber zugegeben nicht viel davon mitbekommen hatten.
"Ich fühle mich ja sehr geehrt, dass du lieber mich anstarrst anstatt den Film zu schauen, aber ist alles okay?", Bernd zog fragend seine Augenbraue nach oben.
"Ja, ja natürlich. Ich war nur in Gedanken", sagte ich und wand mich dann schnell dem Fernseher zu. Von Bernd ertönte ein raues Lachen und er begann mich mit Popcorn zu füttern. Verdammt, ich musste mich wirklich zusammenreißen. Das war nicht nur unglaublich schön, sondern auch heiß. Seine Zuwendung wurde nur unterbrochen, wenn ich mal wieder den Kopf abwandte um die Geschehnisse im Film nicht sehen zu müssen. Auf dem anderen Bett erging es Mario genauso und wir quickten bei den selben Stellen angsterfüllt auf. Die beiden saßen ebenfalls aneinander gekuschelt auf ihrem Bett und schienen sich sichtlich wohl zu fühlen, trotz unserer Anwesenheit. Es war halt für uns alle eine neue Situation vor anderen zeigen zu können, dass wir zusammen waren. Wobei, waren Bernd und ich eigentlich zusammen?
"Zum Glück sind wir nicht ins Kino gegangen. Für Marc und Mario wäre das nur Geldverschwendung, wenn sie wofür zahlen, was sie sich im Endeffekt gar nicht ansehen. Und selbst wenn sie es tun würden, müssten wir sie wahrscheinlich vor den anderen Kinobesuchern beschützen, die sich von diesem niedlichen Quicken gestört fühlen." Marco und Bernd lachten über Marco's Aussage. Dann meinte Bernd: "Ich denke mal für unsere Kleinen wäre es mir der Ärger allemal wert."
Mein Herz machte Luftsprünge. Bernd hatte uns gerade mit Marco und Mario gleichgestellt. Er sah uns als Paar.
Als der Film schließlich fertig war, legte Marco "Resident Evil" ein. Hierbei musste ich jedoch noch öfters wegschauen.
"Ist schon gut Marc. Lass einfach die Augen zu." Bernd's Stimme wirkte beruhigend und ich atmete noch einmal tief durch und schloss dann die Augen, um meinen Kopf an seine Brust zu kuscheln. Ich hörte die Geräusche des Fernseher und driftete langsam ab, während Bernd's Finger die Muskelstränge meines Rückens entspannend kneteten. Ich rutschte mit meinem Kopf noch weiter auf seine Brust, bis ich seinen Herzschlag hörte. Ich stieß ein leises Seufzen aus, schlang meine Arme fester um ihn und gab ein zufriedenes Murmeln von mir. Irgendwann schlief ich von seiner Wärme umhüllt ein. Nur entfernt hörte ich jemanden reden. Als ich wahrnahm, wie Bernd mich sanft wecken wollte, grummelte ich unzufrieden und rollte mich auf seinem Schoß zusammen.
"Ihr seid wirklich süß zusammen. Hoffentlich wird das mit euch wirklich ernst", hörte ich Marco sagen.
"Das hoffe ich auch", erklang Bernd's Stimme und ich spürte ihn sanft durch meine Haare wuscheln, "ich weiß nur nicht, wie er es sieht."
"Gebt euch Zeit und vor allem rede mit ihm", erklang Mario's Ratschlag.
"Mach ich", erwiderte Bernd und ich spürte wie er uns bewegte, damit auch er in eine angenehmen Schlafposition fand, "gute Nacht Jungs."
Mario und Marco erwiderten und dann herrschte wieder Stille. Ich fühlte, wie Bernd's Fingerkuppen über meine Wange strichen. Dann hielt er inne und murmelte: "Ach Marc. Träum süß meine Engel. Ich werde auf dich achtgeben. Ich liebe dich." Mein Herz klopfte wild und ich hoffte, dass er mich küsst, aber nichts passierte. Ich hörte ihn lediglich seufzen und wurde dann noch mehr von seiner Wärme umhüllt. In Gedanken erwiderte ich ein "Ich dich auch", war aber einfach viel zu müde um es auszusprechen und zum anderen kam es mir zu plump vor. Es sollte etwas besonderes sein, wenn ich es ihm sagte und nicht nur eine popelige Erwiderung.

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