Simbar // Breakfast at Tiffany's

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"Okay, okay. Jetzt bin ich dran.", sagte Ámbar lachend.

 Wir saßen uns auf ihrem Sofa gegenüber im Wohnzimmer und spielten ein Spiel, dass wir vor allem als Kinder gespielt hatten, um die Zeit zu vertreiben. Es ging darum, dass wir uns ein Leben für den anderen ausdachten und dabei war allesmögliche möglich. Wir waren schon Zeitreisende, lebten auf dem Mond oder waren Fashion-Designer. Naja, das war eher Ámbar. Ich hatte einfach mitgemacht für sie. Von Mode hatte ich keinen blassen Schimmer. Mein Outfit sah eh fast jeden Tag gleich aus. 
Früher ging es dann noch so weiter, dass wir dieses Leben dann gespielt haben, doch mit dieser Phase hatten wir schon viele Jahre zuvor abgeschlossen. 

Àmbar verzog ihren Mund zur Seite und überlegte kurz. Grinsend wartet ich ihre Idee ab. Ein Leuchten streifte über ihr Gesicht. 
"Ich weiß es jetzt. Du bist ein Wissenschaftler für Promenadologie und beobachtest den ganzen Tag Menschen beim spazieren und überlegst, wie man die Wirkung der Umgebung verändern kann. Dabei reist du um die Welt, um die ultimative Spazierweise zu finden. Denn das ist dein Lebensziel."

Ich sah sie ungläubig an. "Promenadologie? Ist das dein ernst?" 
Ich konnte ihr aber nicht böse sein und fing sofort an zu Lachen. "Das ist das absurdeste, was ich je gehört habe! Wieso gibst du mir so ein langweiliges Leben? Ich mache dich zum Weltstar und ich werde nur ein Wissenschaftler, der sich auf Spazieren spezialisiert hat. Wofür habe ich das verdient?", scherze ich. 

Àmbar grinste mich an und ich schwur, mein Herzschlag verdoppelte sich. Es war ganz sicherlich nicht das erste Mal, dass ich sowas in Ámbars Nähe spürte. Ständig kribbelte es in mir, wenn wir uns berührten und in meiner Brust zog es sich zusammen, wenn sie mich mit ihren blauen Augen an sah. Doch nie habe ich ein Wort darüber verloren. Meine Gefühle für sie waren ein Geheimnis und wenn ich nicht wollte, dass unsere Freundschaft zu Ende ging, blieben sie es besser aus. 

Ámbar bedeutete mir zu viel, dass ich unsere Freundschaft für so etwas dummes wie Gefühle aufgab. 
 
Sie zuckte mit den Schultern. "Das Schicksal hat gesprochen und dem Schicksal widerspricht man besser nicht.", kommentierte sie nur dazu. 
Ich musste lachen, denn das war mein Spruch, den ich immer sagte, wenn sie mit meiner Idee unzufrieden war.

Ihr Blick traf meinen und für fühlte es sich so an als wäre die Welt stehen geblieben. Mir stockte der Atem. Jeden Tag wurden meine Gefühle für sie immer stärker. Jeden Tag wuchsen sie ununterbrochen an. In den Vorlesungen hörte ich nicht mehr richtig zu, weil meine Gedanken bei ihr waren. Beim Lernen konnte ich mich nicht konzentrieren, weil ich dauernd an ihr wunderschönes Lächeln denken musste. 

Mein bester Freund sagte immer zu mir, dass ich ihr endlich meine Gefühle gestehen sollte, sonst würde ich noch auseinander fallen. Er lag richtig. Meine Gefühle rissen mich förmlich auseinander. Aber solange ich mich kontrollieren konnte, wollte ich das Risiko nicht eingehen. Es war mir egal, was mit mir passierte. Àmbar war mir wichtiger. Die Angst sie deshalb zu verlieren biss mir ständig in den Nacken. Aber mittlerweile hatte ich mich an den Schmerz gewöhnt.

Auf einmal klingelte es an der Tür und wir brachen unseren Augenkontakt. Ámbar riss ihre Augen vor Freude auf und quietschte. "Die Pizza ist da!" 
Schwungvoll stand sie auf und rannte zur großen Eingangstür hinüber. 
Ihre Tante war heute Abend nicht zu Hause. Das nutzte Ámbar immer aus, um irgendwelches Fastfood zu bestellen, da ihre Tante es normalerweise ihr untersagte.

Langsam stand ich auf und folgte ihr zur Tür. Eine brünette winkte mir freundlich zu. "Hey, ihr beiden"

"Hey, Luna", begrüßte ich sie und nahm ihr die Pizzaschachteln ab. Luna war eine gute Freundin von mir, die aber mit Ámbar noch zur Schule ging. Jedoch waren auch sie in ihrem letzten Schuljahr. Was Ámbar danach machte, beziehungsweise, wohin sie danach ging, bereitete mir Sorgen... Aber darüber wollte ich heute nicht wieder nachdenken.

Soy Luna OneshotsWhere stories live. Discover now