Simbar// Stardust

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Lieber Simón.

Ich habe viel nachgedacht nach deinem letzten Brief und musste meiner Gedanken erstmal Klarheit schaffen, bevor ich in der Lage war sie in Worte zufassen. In meinem Kopf macht alles Sinn, aber die Wörter wollen nicht aus meinem Mund heraus bzw... aus meiner Hand. 
Aber ich denke, ich verstehe dich gut. Auch wenn wir aus zwei verschiedenen Orten dieser Welt kommen, wir sind eines.
Wir alle bestehen doch aus Sternenstaub.
Wie Phönixe aus der Asche eines verstorbenen Sterns, strahlen wir in erneutem Glanz. Wir sollten diesen Glanz nicht mehr dimmen, Simón. 
Jeden Tag setzt man eine andere Maske auf um zu verstecken, was man wirklich fühlt. Es ist mein Schutz gegen die Welt und gegen mich selbst. Aber wofür?
Dafür dass ich mich selbst Tag für Tag mieser fühle, weil ich nicht sein kann, wer ich bin?  Jeden Tag spiele ich die gleiche Rolle, bin der Mensch, den sie von mir erwarten zu sein. Ist es nicht Zeit, dass zu tun was wir wollen?
Ich verliere mich selbst, zweifle an der Person die ich bin.
Doch wenn ich deine Briefe lese, spüre ich, dass noch nicht alles verloren ist. Es gibt keiner Person, der ich so vertraue wie dir, Simón.
Auch wenn wir uns noch nie getroffen haben, habe ich immer das Gefühl, dass du bei mir bist. Jede Nacht, wenn ich in die Sterne schaue, weiß ich, dass das du unter dem gleichen Himmel stehst. Irgendwie beruhigt mich das.
In Nächten, wie diesen frage ich mich was es wäre, wenn wir tatsächlich nebeneinander in den gleichen Himmel schauen. Deine Nähe zu spüren...Wenn ich meine Augen schließe, kann ich es mir vorstellen:  Wir stehen auf einem Feld, umringt von Blumen, die seicht im Wind schwingen. Du neben mir. Hundertmillionen von Tausenden Sternen über uns, die bis ins unendliche reichen. Nichts kann uns aufhalten.
Ich fange schon wieder an zu träumen von Dingen, die nie geschehen. Also gebe ich mich mit dem Zufrieden, das ich habe; sehe zum Mond und stelle mir vor, dass du das Gleiche tust. 

In Liebe,

Ámbar 


Sanft fuhr Simón über ihren Namen. Es war der letzte Brief den sie von ihr bekommen hatte seit einigen Monaten. Seitdem trug er ihn immer bei sich. Und seither hatte er auch nichts mehr von ihr gehört. Simón machte sich sorgen. 
Er wusste nicht wie Ámbar aussah, oder wie ihre Stimme klang. Vielleicht war sie auch nicht echt, sondern ein 30-jähriger Kerl, der Simón aus Freuden vauf den Arm nahm. Aber Simón bezweifelte es. Wenn er ihre Worte las, wusste er, dass Ámbar echt war. Echter als je eine Person die er kannte. Simón spürte eine tiefe Verbindung zu diesem Mädchen und, dass sie ihm nicht mehr geantwortet hatte, traf ihn sehr. Sein Herz sehnte nach ihren Worten. Jeder Brief verschaffte ihm ein Lächeln in seinem Herzen. Selbst an den übelsten Tagen. 

Simón erinnerte sich noch ganz genau an den ersten Brief. Er war gar nicht an ihn adressiert, sondern noch an seinen Vor-Mieter. Doch Simón war so gefasst von ihren Worten, dass er nicht anders konnte als diesem Mädchen zu antworten. Außerdem musste er sie eh wissen lassen, dass die Adresse nicht merh aktuell war.

"Simón, der Tisch da drüben wartet auf dich!", holte in Luna, seine beste Freundin und Kollegin wieder in die Realität zurück. Hastig verstaute er den Brief in seiner Hosentasche. Luna sollte nichts davon mitbekommen. Diese Briefe waren ein Geheimnis nur zwischen Ámbar und ihm. Er befürchtete, dass sobald seine Freunde davon mitbekamen, würde etwas von der Magie verloren gehen, die die Briefe in sich trugen. 
Schon mehrfach hatte er mit dem Gedanken gespielt, ihren Namen zu recherchieren und sie aufzufinden, doch das sprach gegen ihre Abmachung. 

Simón schnappte sich ein Schreibblock und trotte zu den neuen Kunden rüber. Er setzte ein freundliches Lächeln auf und nahm ihre Bestellung entgegen. 
So ging das Tag ein, Tag aus.
Simón hasste seinen Kellner Job. Nur Luna, macht es erträglich. Das Gehalt reichte gerade so aus, um die Rechnungen seiner Wohnung zu decken. Er wollte weg von hier und Musik machen. Doch soweit schaffte die Musik ihn nicht zu ernähren. Dieser Job tat es schon. Wortwörtlich. 
Es kam nicht selten vor, dass Simón unverkaufte Reste mitnahm. Genau wie heute. 

Soy Luna OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt