Simbar// Bad Time

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Ich starrte auf mein Handy, fassungslos von dem was ich gerade getan hatte. Mein Daumen schwebte noch wenige Millimeter über dem Sendepfeil. Es war keine fünf Sekunden vergangen und ich bereute jetzt schon meine Entscheidung. Meine vom Alkohol -beeinflusste Entscheidung, sollte ich wohl besser erwähnen. Im nüchternen Zustand hätte ich Simón niemals angeschrieben. Klar, mit der Idee hatte ich mich schon länger beschäftigt und Was wäre wenn? in hundert verschiedenen Varianten durchgespielt, doch nie hätte ich gedacht, dass ich es tatsächlich durchzog, dass meine Neugier meine Selbstkontrolle im berauschten Zustand bezwingen konnte.
Ich wollte die Nachricht löschen, doch dann würde er auch das sehen. Vielleicht war er auch gar nicht mehr wach und würde es vor morgen früh gar nicht bemerken. Oder er würde es einfach nur ignorieren- meine Story zeigte ja an, wie die Party lief. Vielleicht war er für ein Moment lang intelligenter als sonst und konnte eins plus eins zusammen zählen.

Ich zog die Luft scharf ein und rieb mir die Augen in der Hoffnung, dass ich mir das nur eingebildet hatte und mir mein Verstand nur ein schlechten Scherz spielte. Doch die Nachricht stand noch da, geziert von einem Read,01:23 darunter.

Fuck.
Doppeltes Fuck.

Von 100 auf 0, ich war schlagartig nüchtern. Mein Herz schlug schneller, während die Welt um mich langsamer wurde. Die Musik verschwand tief im Hintergrund. Ich hielt die Luft an. Mein Bildschirm fing an zu wackeln und wurde unscharf. Ich musste mich konzentrieren mein Handy nicht fallen zu lassen. Meine Hand fühlte sich so schwach an.
Eine warme, leicht schwitzige Hand legte sich plötzlich auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen. Ein Kichern erklang.

"Yo, ist alles okay bei dir?", erkundigte sich Emilía belustigt. Ich zwang mich zu einem lächeln und nickte.
"Ich brauche frische Luft. Hier drin ist es einfach zu voll." Emilía murmelte eine Zustimmung.
"Soll ich mitkommen?" Ich schüttelte den Kopf und ließ mein Handy schnell in meine Hosentasche verschwinden, bevor sie etwas sehen konnte. Emilía war meine beste Freundin und ich konnte mir schon vorstellen was sie dazu zusagen hatte.
"Nein, alles gut. Ich bin gleich wieder zurück, aber ich glaube-", mein Blick schweifte an ihr nach hinten vorbei. Meine Mundwinkel zogen sich zu einem spielerischen Lächeln hoch. Ich zeigte nach hinten und Emilía folgte meinen Zeigefinger.
"Ich glaube, da wartet schon jemand auf dich."
Wenige Meter hinter uns, kam Emilías Freund Benicio auf uns zu. Emiliá drehte sich wieder zu mir und biss sich auf die Unterlippe, um ein zu großes Grinsen zu verhindern. Doch ein Blick auf mich zurück und der Glanz in ihrer Augen wurde durch ein besorgen Blick ersetzt.
"Bist du dir sicher, dass du alleine raus willst?",hakte sie nach und ich nickte zuversichtlich. Dann schob ich sie sanft in Richtung Benicio.
"Ich komme klar und jetzt geh schon!" Emilía fing an zu kichern, dass ich spiegelte und sie lief in die Arme ihres Freundes. Ich seufzte und sah wie sie sich küssten und rumalberten. Etwas neidisch war ich ja schon auf die beiden. Sie ließen es so einfach wirken.

Meine Hosentasche vibrierte und ich wurde schlagartig in meine Realität zurück geworfen.Mir war als hätte mir jemand in den Magen geschlagen. Es gab nur einen von dem die Nachricht stammen konnte.
Ich rannte vor die Tür und ließ mich auf einer Bank im Vorgarten nieder. Ich schloss meine Augen, atmetet tief durch und zählte langsam von zehn runter. Dann wiederholte ich das Ganze, weil das erste Mal es nicht geschafft hatte mich zu beruhigen. Mein Herz raste noch immer wie wild, aber ich wollte mich nicht mehr sofort übergeben bei dem Gedanken die Nachricht zu lesen. Ich zog mein Handy hervor und starte den kleinen grün-blinkenden Punkt an. Ich könnte es ignorieren. Ich könnte mein Handy ausschalten und versuchen es zu vergessen. Ich konnte es hier beendet. Hier und Jetzt. Ich hatte es angefangen, also stand es mir auch zu es zu beenden.
Meine Neugier war zu groß. Ich öffnete die Nachricht.

'Wirkt nach ner krassen Party' Ich zog die Luft ein. Eine mögliche Antwort nach der anderen raste durch mein Kopf, wurde auseinander genommen, analysiert und wieder zusammengetan nur um dann wieder verworfen zu werden. Keine Antwort war gut genug.

Soy Luna OneshotsWhere stories live. Discover now