Ambeo // Year 3000 Teil 2

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Matteo stand am Fenster...oder eher das was einem Fenster am Ähnlichsten kam. Es trennte ihn kein Glas von der Außenwelt, doch irgendetwas anderes. Etwas das winddurchlässig war und atmungsaktiv, etwas das vor seinem Auge schwebte und wenn man genau hin sah, bewegte es sich fast gelartig. Draußen flogen wie auf unsichtbaren Straßen, Menschen in Kapseln umher, unter ihnen war die Erde teils mit Wiesen, landwirtschaftlichen gepflegten Feldern und Wald bedeckt. Unten spaziert die Menschen auf den Wegen, während sie von einem Einkausfladen in den nächsten zogen und Kinder in der Luft skateten. Diese Welt war ihm so fremd, dass er sich noch immer wie in einem Traum fühlte. Doch den Schmerz in den Rippen erinnerten ihn daran, dass es das nicht war. Vielleicht ein Alptraum.
Durch die Zeit gereist. Das klang doch verrückt. Matteo zog am Kragen. Der schnürte ihm schon die ganzen letzten Minuten den Hals ein. Prinzessin Ámbar hatte ihm die raus suchen lassen. Er musste sich anpassen, denn keiner sollte von dem kleinen „Missgeschick", mitbekommen. Doch selbst in seiner neuen Kleidung kam er sich vor wie ein bunter Hund. Er wusste nichts über diese Welt und das machte ihm Angst.

Matteo schritt vom Fenster weg, an das große Bücherregal. Er wusste sich nicht, was er sich davon versprach, aber dieses Zimmer machte ihm langsam verrückt. Seine Augen überflogen die Titel der Bücher. Der Geschmack der Prinzessin war ziemlich durchwachsen. Er fand politische, sozial kritisch Bücher, aber auch historische Romane, Fantasie Bücher und Sci-Fi Bücher. Doch ein Buch stach besonders heraus.
Fifty Shades of Grey von EL James. Er nahm das Buch heraus und betrachtete das Coverbild einen Moment lang. „Huh", hauchte er. Das Buch kannte er tatsächlich. So viel großartige Literatur und das einzige, dass noch tausend Jahre später bekannt bleibt war Fifty Shades of Grey. Damit hätte er nie gerechnet. Vorsichtig stellte er das Buch zurück an seinen Platz und lief weiter. Es waren unzählige Bücher, manche von ihnen waren sogar auf Sprachen, von denen er noch nie gehört hatte. Als sein Blick über die Wand streifte, fing ein weitere Buch, ein weitaus dickeres Buch als der Roman, seine Aufmerksamkeit.
Es war die ganze Geschichte vom Jahr 2000 bis 3000. Matteos Herz klopfte wild in seiner Brust und er musste schwer schlucken. Vor ihm stand die ganze Geschichte, die noch vor ihm lag, in diesen einem Buch geschrieben. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit. In seinem Bauch formte sich ein Knote. Mit zittriger Hand zog er das Buch heraus. Matteo hätte es fast fallen gelassen, mit dem Gewicht hatte er nicht gerechnet. Er schlug das Buch bis zum Inhaltsverzeichnis auf. Die Seiten waren hauchdünn.
Seine Augen überflogen die Verschiedenen Kapitel.
Anfänge von der Terrorgeschichte im amerikanischen und westeuropäischem Raum (ab 2001-2035)
Die ersten Social Media's und die sozialstrukurelle Umwandlung in der Gesellschaft (ab 2003)
Seine Augen sprangen weiter runter.
Brexit und Trump. Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit (2016-2024)
Die Trump-Ära (2017-2022)

Matteos Augen weiteten sich. Trump würde noch eine Legislatur durch machen! Nun, fast. Aber es reichte zur wieder Wahl. Enttäuscht schüttelte er den Kopf.
Das würde ich besser lassen.", hallte eine weibliche Stimme durch den Raum. Augenblicklich hob Matteo sein Kopf. Ámbar schritt auf ihn zu. Sie lief mit einer Eleganz und Leichtigkeit, die so königlich wirkte, dass es Matteo sofort die Sprache verschlug. Die Prinzessin nahm ihm das Buch aus den Händen und steckte es zurück ins Regal. „Es tut nicht gut die Zukunft zu kennen."
„Ist es nicht mittlerweile die Vergangenheit?", argumentierte er. Ámbar stand mit dem Rücken zu ihm, ihre Finger glitten über die Schrift am Rand.
„Es ist deine Zukunft und es mit meine Vergangenheit. Du hast noch dein ganzen Leben vor dir, aber du wirst es nicht in dieser Zeit verbringen." Matteo musterte Ámbar und er konnte nicht anders als sich zu wundern, ob sie vielleicht was von ihm wusste, etwas aus seiner Geschichte. Sein Blick wanderte über ihren Rücken. Das Kleid lag eng an der Taile und schmeichelte ihrer zarten Figur. Jedoch sollte man sie nicht unterschätzen. Matteos Augen wanderten über ihre leicht muskulösen Arme, hoch zu ihrer Schulter, wo ein Tattoo unter dem Kleid hervor schien. Er konnte es jedoch nicht genau erkennen. Sie drehte sich um und ihre Blicke trafen sich. Verlegen bis sich Ámbar leicht auf die Unterlippe.
„Wir haben die ein Gästezimmer bereit gemacht. Dort kannst du dich ausruhen bis zum Ball heute Abend. Es gibt aber einiges das du vorher wissen musst, bevor du dort hingehst. Ich hab dir ein Lehrer organisiert,denn wir gleich treffen. Es gibt da aber noch etwas, dass ich dir sagen sollte. "Sie räusperte sich kurz" Innerhalb dieses Flures darfst du gehen wohin du willst und machen was du willst. Die Angestellten stehen unter meinem Befehl und sind verpflichtet über alles zuschweigen, was hier passiert. Außerhalb, also im großen Teil des Palast, bist du nicht mehr Matteo aus der Vergangenheit, sonder Prinz Matteo von Salazar. Der Sohn eines kleines befreundeten Nachbarlands,der hier bis zum Ball verbleibt. Du musst mindestens drei Schritte hinter mir gehen, darfst auf gar keinen Fall Augenkontakt mit auch nur irgendeinem königlichen Familien Mitglied machen und sprichst nur mit dem König oder der Königin, wenn sie dich auffordern. Am Ende fügst du immer 'Eure Majestät' an, alles andere könnte dir ein Wurf ins Gefängnis garantieren. Die Roboter, die hier im Schloss herumfahren, sind zu deinem Wohlbefinden da. Sie können dir alles bringen was du möchtest, sei es Essen, sei es Werkzege oder sei es nur ein einfaches Buch aus der Bibliothek. Du musst nur manchmal aufpassen, sie sind nicht immer in bester Laune und wenn sie gerade ihre deprimierende Phase haben, passiert es häufiger, dass sie unhöflich und sarkastisch werden."
Matteo hob eine Augenbraue an. Das war viel Information, in einer kurzen Zeit und er hatte das ungute Gefühl, dass es noch schlimmer werden würde.
"Abstand, Majestät, depressive Roboter, habs verstanden.",wiederholte er die Kurzfassung. Er hatte eigentlich nichts verstanden, aber das war mittlerweile ein Zustand, an den er sich gewöhnt hatte.
"Sehr schön", erwiderte Prinzessin Ámbar mit einem Lächeln. "Dann lass uns gehen. Herr Santos wartet nicht gerne."

Soy Luna OneshotsWhere stories live. Discover now