Vierundzwanzig

1K 51 10
                                    

Zwei Stunden später änderte ich meine Meinung. Ich würde wohl doch an einer Erkältung sterben oder zumindest war ich nahe dran. Schlucken war so gut wie unmöglich da mein ganzer Hals brannte. Trotzdem flößte Brian mir fast alle zehn Minuten Wasser ein. Und das war auch nötig. Denn mein Fieber war gestiegen. Ich schwitzte fast alles gleich wieder aus, was ich an Flüssigkeit zu mir nahm. Allerdings wurde mir davon nicht wirklich warm und so war ich in eine Decke gewickelt unter der mir zu warm war. Die ich aber auch nicht weglegen konnte sonst wurde mir kalt. Außerdem hatte ich Gliederschmerzen, vor allem im Rücken. Es war mir fast unmöglich auf dem Pferd nicht in mich zusammen zu sacken. Eigentlich döste ich die ganze Zeit vor mich hin, an Brians Schulter. Wo wir gerade von ihm redeten, er hatte sich zu einer richtigen Nervensäge entwickelt. Ich meine, er war ja schon vorher nervig aber diesmal war ich schon fast geneigt ihn vom Pferd zu schupsen. Was bei meiner körperlichen Verfassung und seinen Reitkünsten leider so gut wie unmöglich war. Blöder Wolf. Jedenfalls wollte er dauernd mit mir reden, weckte mich wenn ich kurz vorm Einschlafen war, klatschte mir kalte Tücher auf die Stirn und zwang mich zum Trinken, teilweise auch zum Essen. Durch meine Unpässlichkeit kamen wir nur langsam voran. Ab und zu wollte Rey besorgt wissen ob er etwas tun konnte. Außerdem versuchte er wirklich mich aus meiner Apathie zu reißen in dem er Witze riss. Ich glaube das Wölfchen war besorgt. Er wurde mir dadurch sehr sympathisch. Irgendwann schlug Juno vor, dass sie und Rey schon mal ins nächste Dorf vor reiten könnten, um ein Gasthaus aufzusuchen. Brian war damit einverstanden und so waren wir beide kurz darauf allein.

"Trinkpause Vögelchen", kündigte Brian an und stoppte das Pferd.

Ich stöhnte auf und richtete mich auf, sodass ich nicht mehr an ihn lehnte. Er reichte mir den Wasserschlauch und ich führte ihn mit zitternden Händen an meine Lippen. Ich schaffte vier kleine Schlückchen und reichte den Schlauch zurück an Brian. Sobald er ihn weg gepackt hatte und das Pferd sich wieder in Bewegung setzte, sackte ich an seiner Brust zusammen.

"Falls ich das wirklich nicht überlebe, musst du aufpassen, dass meine Mutter eine Trauerfeier veranstaltet und keine Freudenparty schmeißt", krächzte ich und hörte sofort auf, weil mir davon selbst die Ohren weh taten.

Ich spürte Brians Brust vibrieren und kurz darauf erreichte sein Gelächter mein Ohr.

"Keine Sorge, ich sorge dafür, dass du als Federvieh einen würdevollen Abgang zurück legst."

Ich nickte und kuschelte mich enger an ihn. Anscheinend störte es ihn nicht, denn sein Arm umschlang mich nur zur Sicherheit etwas fester.

"Komisch. Eigentlich hat mir Fenris immer erzählt alle Gestaltenwandler hätten von Natur aus ein grandioses Immunsystem", murmelte Brian.

Ja, theoretisch war das auch so. Aber mir war ja schon beim Verwandeln eine Besonderheit zugelegt worden. Es würde mich nicht wundern, wenn ich auch hier die Ausnahme bin. Glücklicherweise ließ Brian das Thema fallen.

"Hmm hat der große böse Wolf jetzt Angst sich anzustecken", murmelte ich neckend.

"Meine Angst gilt eher der Pflege, die du mir dann zu kommen lassen würdest", meinte er spöttisch.

"Ja das wäre eine super Möglichkeit mich für die Folter zu rächen, der du mich hier aussetzt", flüsterte ich heißer und wusste er hatte mich trotzdem verstanden.

Verbesserte Sinne und so. Dann hörte ich auf zu reden, weil es den Schmerz in meinem Hals nicht wert war. Bald darauf konnte ich das Dorf sehen in dem wir notgedrungen halten würden. Brian trieb das Pferd an und wir näherten uns dem ersten Haus, das glücklicherweise das Gasthaus war. Es hatte sogar einen Stall. Glück für uns so konnten wir unsere Pferde hier gut versorgen. Oder na ja. Die anderen konnten die Pferde versorgen ich würde einen großen Bogen um dieses Gebäude machen. Rey und Juno warteten vor dem Haus und als Brian vor ihnen hielt und mich vorsichtig runter ließ, waren sie es die mich stützten als ich drohte umzukippen. Glücklicherweise war der Gastraum leer als wir ihn betraten und die Treppe hoch wankten. Sobald wir im Zimmer waren ließ ich mich aufs Bett fallen. Das war das Paradies. Ich stöhnte erleichtert als ich mich auf den Rücken rollte und meinen Körper entlasten konnte. Rey und Juno waren vollkommen vergessen. Ich bekam nicht mal mehr mit wie sie den Raum verließen nachdem Brian ihn betrat. Ich schlief. Ruhig, friedlich und lang.
Bis... mich ein ohrenbetäubendes Schnarchen mich weckte. Ich fuhr hoch und sah mich orientierungslos um. Der Mond warf etwas Licht durchs Fenster und ich konnte die Gestalt im Bett gegenüber schwach erkennen. Sie nahm das ganze Bett ein, welches zu beben schien sobald das Schnarchen ertönte. Kurz überlegte ich es einfach zu ignorieren, aber so nett war ich nicht. Ich schnappte mir eins der Kissen und warf es auf die Gestalt. Sie fuhr hoch, nahm das Kissen in Würgegriff und fluchte lauthals als er bemerkte was ihn da geweckt hatte.

"Du schnarchst", informierte ich Brian.

Sein Kopf wandte sich zu mir und ich konnte mir bildlich vorstellen wie er mir böse Blicke zu warf. Mich juckte das nicht. Ich war hier krank und brauchte den Schlaf zur Erholung. Also legte ich mich wieder hin und schloss die Augen. Es tat gut ohne Störgeräusche schlafen zu können.

"Warum hast du eigentlich in der letzten Nacht nicht geschnarcht?", fiel mir plötzlich ein.

Er antwortete mir nicht sofort und ich war gerade fast wieder weg gedämmert als ich doch noch meine Antwort bekam.

"Ich schnarche nur bei Vollmond."

Ich wälzte mich herum und sah Brian ungläubig an, was er natürlich nicht sehen konnte.

"Verwechselst du da nicht was? Ich glaube ihr Wölfe sollt den Mond anheulen und nicht anschnarchen."

Mein spöttischer Tonfall machte meinen ungesehenden Blick wieder wett.

"Schön, dass du deine Unwissenheit mit deiner Kreativität vermischt. Da kommen immer so interessante Vorstellungen raus", brummte Brian verärgert.

Meine Mundwinkel zuckten als ich mich wieder hinlegte und versuchte einzuschlafen. Kurz darauf war ein kleines Schnaufen zu hören. Brian legte sich anscheinend auch wieder hin. Zum Glück war ich vor ihm eingeschlafen und hörte nicht mehr wie sein Schnarchen anfing.

Black Bird  Kristall und Feder Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt