Achtunddreißig

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Ich wandte mich zu Brian um. Seine Miene war undurchdringlich.

"Das äh stimmt so nicht", fing ich an.

Brian schwieg.

"Ich meine, meine Mutter hatte diesen verrückten Plan. Ich sollte dich verführen, um unseren Clan zu befreien. Aber ich hab mich von Anfang an geweigert. Bis ich irgendwann gemerkt habe, dass du gar nicht so doof bist, wie ich dachte. Ich habe echt nicht geplant mich in dich zu verlieben."

Meine Worte sprudelten immer schneller aus meinem Mund und ich musste aufpassen mich nicht zu verhaspeln. Brian zog nur eine Augenbraue hoch. Zerknirscht sah ich ihn an.

"Du bist mir doch nicht böse oder? Ich meine immerhin habe ich nichts schlimmeres getan, wie dich im Schlaf zu töten oder so?"

Oh je, hatte ich das gerade wirklich gesagt? Ich klappte meinen Mund wieder zu bevor ich noch mehr Schwachsinn von mir geben konnte. Unruhig trat ich von einem Bein aufs andere bis Brian die Hand ausstreckte und mich an sich.

"Spätzchen, du bist viel zu ungeschickt, um so einen Plan auszuführen, geschweige denn erfolgreich darin zu sein."

Er lachte.

"Aber deine Rechtfertigungen waren so süß. Ich konnte sie mir einfach nicht entgehen lassen."

Ich knuffte in seine Seite.

"Hey, du hast dich doch in mich verliebt oder nicht? Also war ich wohl nicht ganz so erfolglos", protestierte ich.

Brian stahl mir einen Kuss.

"Wenn man es so sieht", murmelte er als seine Lippen sich von meinen lösten, "verlange ich Wiedergutmachung für deinen ruchlosen Plan."

Meine Wangen wurden rot.

"Und was soll das sein?"

Er wurde ernst.

"Beende was du angefangen hast und geh mit mir den Bund ein."

Ich schluckte schwer.

"Du meinst wir sollten heiraten?", fragte ich mit schwacher Stimme.

Er nickte.

"Das und noch mehr, ich wäre dafür bereit."

Ich öffnete den Mund, aber bevor ich etwas sagen konnte, legte Brian mir einen Finger auf die Lippen.

"Antworte mir nicht sofort. Ich will dich zu nichts drängen. Du entscheidest, wann der richtige Zeitpunkt ist. Ich kann warten, solange du bei mir bist."

Das war unglaublich süß von ihm. So süß, dass ich schon fast Schuldgefühle bekam. Meine Mutter und Sara wurden auch noch von Faola begrüßt und bekamen ein Zimmer für die Nacht zugewiesen. Brian und ich gingen auch wieder zurück in sein Zimmer. Es war eine ziemlich kurze Nacht, aber immerhin wurden wir nicht noch einmal unterbrochen.

Am nächsten Morgen verbrachten wir viel Zeit mit meiner Mutter und Sara. Sara erzählte mir noch einmal genau was für einen Pakt sie mit meinem Clan geschlossen hatte. Ich war überrascht, dass sie die vielen Regeln akzeptieren konnten. Aber vielleicht hatten sie genau das gebraucht. Sehen würde ich es, wenn wir wieder Zuhause waren. Aber wir blieben noch diesen einen Tag, weil Faola und Sara sich viel zu erzählen hatten. Rey verbrachte den Tag noch mit Juno und ihrer Familie, die hier im Rudel lebte. Am Abend packten wir unserer Sachen zusammen, weil es morgen früh wieder zurück gehen würde. Ich überzeugte Brian mich allein auf Perle reiten zu lassen. Er erlaubte es mir mit der Bedingung immer nah bei ihm zu sein. In dieser Nacht bestand ich darauf in meinem Zimmer zu schlafen, weil ich bei Brian zusammen nicht wirklich schlafen würde. Aber ich wollte gut ausgeruht sein für den Weg nach Hause. Seltsamerweise vermisste ich in dieser Nacht Brian an meiner Seite. Wie schnell man sich an die Nähe eines anderen gewöhnen konnte.

Der nächste Morgen brach an und ich war wach noch bevor die Sonne richtig aufgegangen war. Aufgeregt zog ich mich an, nahm mein Gepäck und ging nach unten in die Eingangshalle. Es dauerte nicht lange und auch Brian erschien. Er gab mir einen Kuss und ging dann mit mir in den Hof, um Perle schon einmal bereit zu machen. Wir waren gerade mit Trensen und Satteln fertig als meine Mutter und Sara kamen. Brian hatte mir alles noch einmal genau erklärt und setzte gerade dazu an es auch noch ein zweites Mal zu tun. Von daher war ich froh über die Unterbrechung. Ich wollte schließlich einfach nur nach Hause reiten und kein gemeingefährliches Monster besiegen. Perle war super entspannt und hatte mich sogar schon angesabbert. Ich glaube sie hatte mir verziehen, dass ich auf dem Hinweg nicht auf ihr hatte reiten wollen.

Wir machten unser Gepäck an den Sätteln fest. Rey und Juno stießen als letztes zu uns. Vermutlich hatte sich Juno noch von ihrer Familie verabschiedet. Faola, Arnold und Ashley standen vor dem Tor, um uns zu verabschieden. Ich hatte auch noch mal Kassidy aufgesucht und mich tausend Mal für das zerstörte Kleid entschuldigt. Brian hatte versprochen es ihr zu ersetzen. Sie hatte nur abgewunken und mich zum Abschied umarmt. Ich hatte ihr versprochen bald wiederzukommen. Ich wollte gerade aufsteigen als ich meinen Namen hörte. Verwundert drehte ich mich um. Kato stapfte auf mich zu. Der Wolf, welcher bei meinem Höllentripp die Zeit genommen hatte, hatte ein strahlendes Lächeln auf den Lippen.

"Wolltest du dich gar nicht von mir verabschieden, Elvira?"

"Tut mir leid, daran habe ich gar nicht gedacht ... uff."

Er umarmte mich so fest, dass nur noch meine Zehenspitzen den Boden berührten und mir die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Dann löste er sich von mir. Er grinste breit und schaute auf etwas hinter mir.

"Endlich habe ich etwas gefunden, womit ich dich ärgern kann", sagte er selbstzufrieden.

Ich drehte mich um und sah einen finster drein schauenden Brian.

"Lass deine dreckigen Pfoten von ihr oder wir haben ein Problem", knurrte der drohend.

Kato fing an zu lachen.

"Du weißt schon, dass sie dein Leben gehörig durcheinander bringen wird?", provozierte Kato ihn.

"Hey, ich stehe neben dir", empörte ich mich als ich realisierte, dass er mich meinte.

"Ich werd jeden einzelnen Moment davon genießen", meinte Brian zu Kato und ignorierte meine Aussage genauso wie er.

Frustriert warf ich die Arme in die Luft, drehte mich um und setzte einen Fuß in den Steigbügel. Perle blieb gelassen. Ich hievte mich hoch, schwang ein Bein über ihren Rücken und landete sogar richtig herum im Sattel. Triumphierend sah ich nach unten zu Brian. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen. Dann stieg er ebenfalls auf. Ich winkte Kato zu, der mir zurück winkte. Dann setzten wir uns in Bewegung. Perle folgte brav dem Trupp der anderen. Ich musste nichts weiter tun als mich im Sattel zu halten und die Zügel in der Hand zu haben. Trotzdem fühlte es sich großartig an ohne fremde Hilfe ein Pferd zu reiten. Wir verließen den Hof und das Tor schloss sich hinter uns. Schon seltsam. Als wir hier ankamen, hätte ich mir nie ausmalen können, wie sich das alles entwickeln würde. Ich schaute zu Brian, welcher schräg vor mir ritt. Aber es war eine gute Veränderung. Da war ich mir sicher.

Black Bird  Kristall und Feder Where stories live. Discover now