Chapter 39

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Er allein ist sein größter Gegner.

Vorsichtig und darauf bedacht keine Aufmerksamkeit dabei auf mich zu ziehen, suchte ich jeden Raum im Erdgeschoss ab. Ob er direkt nach oben gegangen war? Es schien so, zumindest blieb meine Suche erfolglos. Also schlich ich die Treppe hinauf und kam mir dabei so bescheuert vor, dass ich mich für mich selbst schämte. Warum legte ich es darauf an, Zachary sofort zu sehen sobald er auch nur das Gelände betrat? Das erinnerte mich viel zu sehr an einen Stalker, als dass ich das was ich tat gutheißen konnte. Dennoch suchte ich ihn in seinem Zimmer auf und klopfte schüchtern an seine Tür. Diese wurde mit einem Ruck geöffnet, weshalb ich einen Schritt zurückwich und mir kein Wort über die Lippen kam, als ich Zachary sah. Der Blonde musterte mich desinteressiert und seine bloße Anwesenheit jagte mir einen Schauer über den Rücken, der mich vermutlich vorwarnen wollte. Verschwinde, Heather. Du weißt doch gar nicht, was du dir überhaupt von dieser Situation erhoffst. Versuchte ich mir etwas einzureden für das es längst zu spät war. Ich konnte jetzt nicht einfach umdrehen und davonlaufen. Das wäre noch viel peinlicher als die Tatsache, dass ich wie ein beschämtes Lamm vor einem blutrünstigen Löwen stand, der zornig auf mich hinunter sah. "Kann ich etwas für dich tun?" Brummte mein Gegenüber verärgert und ich wünschte mir inständig im Boden zu versinken. Na, Heath, kann er das? Keifte ich mich selbst an und dachte fieberhaft über eine Antwort nach, die mich aus diesem Schlamassel befreien würde. Problematik daran war jedoch, ich konnte nicht antworten. Die Worte blieben mir im Hals stecken und so stand ich einfach nur da und biss mir auf der Unterlippe herum. "Nein? Dann lass mich gefälligst in Frieden." Bevor ich das was er gesagt hatte, verarbeiten konnte war die Tür bereits zugefallen und ich stand wie ein begossener Pudel vor der Tür des Typen, der mir noch am Vorabend schöne Augen gemacht hatte. Herzlichen Glückwunsch, Heather.


"Ich habe dich vor ihm gewarnt!" Schmunzelte Cody, als er auf meiner Höhe angekommen war und neben mir joggte. Ich wollte den Kopf frei bekommen, mir über das klar werden, was ich wieder einmal verbockt hatte und dieses Gelände möglichst nie wieder betreten. Also suchte ich meine Sportkleidung heraus und machte mich auf den Weg. Die Absicht allein zu sein, ging allerdings nur eine schlappe Viertelstunde auf und so war Cody mir über den Weg gelaufen und wir setzten mein Vorhaben gemeinsam in die Tat um. "Du hast keine Ahnung wie das ist, okay? Ich weiß ja nicht einmal was das alles für mich ist. Fühlt sich so Liebe an? Wie fühlt sich Liebe an?" Cody dachte einen Augenblick über eine geeignete Antwort nach, ehe er mich mitleidig musterte. "Nein, so fühlt es sich nicht an jemanden zu lieben. Und doch, ich weiß wie du dich fühlst." Erwischt. Mein erster Impuls war es, ihm genau das an den Kopf zu werfen. Er kannte meine Gefühle nicht. Er wusste nicht, was in mir vorging. Nicht einmal ich konnte all das, was in mir geschah, verstehen. "Ich habe dir doch erzählt, dass er nicht wie wir ist." Kleinlaut nickte ich. Besser war es, ich hörte ihm zu anstatt ihn, wie ich es sonst immer tat, auszubremsen. "So jemanden wie ihn, kann man nicht einfach lieben, weil das Herz lieben will. Das funktioniert nicht. Er muss es erst erlauben." Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. Erlauben? Er musste es einem erlauben, zu lieben? Dass ich nicht lache. Sowas würde die Welt revolutionieren. "Ich verstehe Metaphern nicht." Erklärte ich ihm und als Cody zu lachen begann, biss ich mir zum wiederholten Mal heute, beschämt auf die Unterlippe. Was war nun schon wieder so amüsant? "Das hat nichts mit Metaphern zu tun. Heath, wir sind Übernatürlich. Hast du nie daran gedacht, dass wir Übernatürliches tun können? Schließlich ist dein kleiner Bruder telepathisch mit dir verbunden. Ist das natürlich?" Ich stoppte. Cody tat es mir gleich und musterte mich fragend, als könnte er nicht verstehen, dass mich diese Information aus der Bahn wirft. "Das mit meinen Freunden hat mich eher verängstigt als bestärkt, das Übernatürliche auch nur ansatzweise faszinierend zu finden." Ich verkrampfte kaum merklich, da mich der Gedanke bereits am nächsten Tag mit den beiden wieder im Kontakt zu stehen zunehmend beunruhigte. Wie sollte ich damit zurechtkommen? Wie sollte ich es ihnen erklären? Oder ging ich ihnen in Zukunft einfach aus dem Weg? Ziemlich schwierig, wenn man zusammen ein Referat vorbereiten sollte. "Das ist es aber! Und ohne das Ganze wären Zack und du nichts weiter als flüchtige Bekannte, die sich aus dem Weg gehen." Ich legte den Kopf schief und nahm das Angebot von Cody, sich an den Strand zu setzen und in Ruhe zu reden, an. "Er ist in der Lage sein Umfeld so zu beeinflussen, wie es ihm gerade passt?" Stellte ich ihm mein Fazit vor, das dem Rothaarigen jedoch nicht ausreichte. "Nicht, wie es ihm gerade passt. Er versucht uns vor ihm zu schützen. Er versucht dich zu schützen." Meine Gedanken ratterten nur so durch meinen Kopf und waren dabei so schnell, dass ich keinen einzigen zufassen bekam. Das alles war einfach zu viel für mich. Ich wusste nicht wo vorne und wo hinten ist und hatte von Minute zu Minute mehr das Gefühl, dass Dad uns in ein Leben geschickt hatte, für das wir nicht bereit waren. Amy und Keith waren für mich noch immer unbegreiflich und jetzt sollte auch Zachary Emotionen steuern können? "Vor was zu schützen?" Cody seufzte. "Vor dem Monster in ihm. Vor dem, was tief in ihm lauert und auch dich innerhalb von wenigen Augenblicken in Stücke zerreißen könnte, ganz gleich was er für dich empfindet." 

The Alpha And MeWhere stories live. Discover now