Chapter 71

2.8K 109 0
                                    


Mit einem strafenden Blick musterte Zachary mich, als ich den Raum als Letzte betrat und die Tür hinter mir schloss. Er ging mir bereits seit Stunden aus dem Weg und ignorierte jeden meiner Versuche, mich anzunähern. "Krise auf der siebten Wolke?" Scherzte Milow, der im nächsten Augenblick einen Schlag auf den Hinterkopf bekam und seinen besten Freund verärgert anknurrte. Ich ignorierte Milow, wie ich es immer tat und sah mich in der Runde um. Milan und Milow standen neben mir an der Tür und hielten sich am weitesten entfernt von Zachary auf. Er duldete ihre Nähe schon seit einigen Wochen nicht mehr. Logan hielt sich in der hintersten Ecke auf und sah betreten zu Boden. Diego, der selbstbewusst neben ihm stand musterte mich fürsorglich und zwang sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen, welches durch seine traurigen Augen kaum zum Ausdruck kam. Joshua und Jayden lehnten lässig an der Wand und zwinkerten mir aufmunternd zu, als sie meine Blicke entdeckten. Seitdem Josh sich gegen Zachary auflehnte kam es mir vor, als suchte Jayden seine Nähe. Woran das genau lag, konnte ich nicht entschlüsseln. Die beiden teilten viele Gemeinsamkeiten, weshalb es mich von Beginn an gewundert hatte, dass sie sich die meiste Zeit aus dem Weg gingen. Jayden suchte sicherlich keinen Schutz bei einem solch vorlauten Kerl, wie Joshua einer war. Es kam mir viel mehr so vor, als sei er derjenige, der sich als Beschützer bereithalten wollte. Ich wendete mich von den beiden ab, um keine Aufmerksamkeit der anderen zu erregen und sah zu Ethan und Cody, die an Zacharys Seite standen, wie sie es immer getan hatten. Ethan, der seinen Stammplatz am Esstisch durch mich verloren hatte und auch sonst oft von Zachary benachteiligt wurde, schien sich wieder versöhnt zu haben. Vermutlich hatte der Blonde begriffen, dass er keinen organisierteren und strukturierteren Beta finden konnte, als Ethan einer war. Er behielt zu jeder Zeit den Überblick und blieb neutral, wann immer es ihm möglich war. Cody lächelte liebevoll, wie er es immer tat und es schmerzte mich der Gedanke, dass er all das Glück, welches er gab nicht zurückbekam. Für Zachary war der Rothaarige noch immer ein Konkurrent und es entging mir keineswegs, dass Zachary jeden seiner Schritte streng überwachte. Auch in diesem Augenblick mischte er sich ein und knurrte fordernd auf. Genervt wendete ich mich von Cody ab, dessen funkelnde Augen sich dem Boden widmeten und sah Zachary an. Der Blonde war wieder ganz der Alte. Stur, herrisch und kaltherziger als alles andere auf dieser Welt. Nichts an ihm erinnerte mich an den Mann, der er sein konnte, wenn wir allein waren. Es kam mir vor wie ein Traum, der nun vorbei war und nie Realität gewesen ist. Eine Illusion. Wieder knurrte er auf und ich ging seiner Aufforderung nur widerwillig nach. Es gab in diesem Augenblick wichtigere Dinge, als einen Streit anzuzetteln und ihn zurechtzuweisen. Diese Besprechung war unausweichlich und nur das war der Grund, weshalb ich mich neben Zachary stellte und seiner unverschämten Art unterlag. Dass er das Ganze als seinen persönlichen Sieg gegen mich interpretierte, musste ich hinnehmen. "Wir müssen uns heute auf eine grundlegende Struktur einigen, die jeden Einzelnen von uns schützt und auf der wir aufbauen können, um die Luciferwölfe zu beseitigen." Eröffnete Zachary die Besprechung mit seiner kalten Stimme, die mir eine Gänsehaut über den Körper jagte. Selbst in solchen Augenblicken sehnte mein Körper sich nach ihm. Seine kaltherzige, blutrünstige Art in Kombination mit seiner liebevollen und sensiblen Seite war unwiderstehlich. Ich ärgerte mich über meine abschweifende Gedanken und versuchte mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. "Bis zu diesem Zeitpunkt besteht keinerlei Zweifel daran, dass die Welpen ihre Boten sind. Solange sie am Leben sind und ihr Rudel anerkennen, werden sie uns verraten." Ein Raunen ging durch die Menge, welches ich mit einem unzufriedenen Knurren verstummen ließ. "Sie verlangen nachwievor nach Heather und werden die Kleinen töten, um sie hervor zu locken. Solange die Welpen in unserer Obhut sind hat Heather schließlich keinen Grund sich ihnen zu nähern. Diego hingegen stellt solch einen Grund dar." Wieder ein Raunen, wieder ein Knurren meinerseits. Alles, was Zachary sagte ergab Sinn, stellte allerdings noch immer keine Lösung dar. Zunehmend beunruhigt trat ich nervös auf der Stelle herum und hoffte auf ein happy End. "Die Welpen benötigen demnach jegliche Schutzmaßnahmen, die wir bieten können. Außerdem muss das Haus und die nahe Umgebung überwacht werden, um möglichen Angriffen vorzubeugen. Sie werden kommen, um die Welpen zu töten und Diego somit zu ihrem Boten zu machen." Es herrschte einen Augenblick Stille, ehe Zachary fortfuhr. "Sollte es ihnen nicht gelingen, die Welpen hinzurichten, werden sie sich anderweitig vergreifen." Joshua und Jayden knurrten auf, woraufhin auch Milow und Milan sich zu Wort meldeten und eine undurchdringliche Diskussion entstand. Erst als Cody sich einschaltete, kehrte Ruhe ein. "Sie sind zum Töten geboren, weshalb zu befürchten ist, dass sie auch eigene Rudelmitglieder opfern, um sich selbst zu retten." Diego und ich sahen gleichermaßen entsetzt den Rothaarigen an, der schwerfällig nickte. Wir waren solch eine Gewalt nicht gewohnt und konnten uns schon gar nicht damit zufrieden geben, wenn Freunde daran beteiligt waren. "Ich kann dir nicht versprechen, dass dein Freund verschont bleibt, Diego." Seufzte Cody und Diego starrte ihn mit blassen Augen an. "Sie werden dich hervorlocken wollen und wir wissen nicht, ob Amy die Einzige ist, die Boten auserwählen kann." Der Blick des Rothaarigen wanderte unscheinbar zu Logan, welcher unterwürfig den Blick zu Boden senkte und nichts erwiderte. "Sollte sie nicht die Einzige sein, wird auch ihr Geist in diesem Krieg fallen." Wissend nickte ich. Sie lockten die Welpen, dann Diego und wenn sie auch meinen kleinen Bruder nicht locken konnten griffen sie zu Logan, der seine große Liebe schützen wollte. Wir mussten also auch ihn schützen, so unauffällig, dass Zachary nichts davon mitbekam. Er durfte nichts von Logans Schicksal erfahren. "Wir müssen uns eine Strategie überlegen, um möglichst schnell anzugreifen. Sobald sich dieses Rudel dazu entscheidet, die Entfernung zu vergrößern werden die Boten sterben."

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt