Chapter 40

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Es war wieder soweit. Ich musste zur Schule. Einen oder zwei Tage blau machen stellte kein größeres Problem dar, aber länger wollte ich nun wirklich nicht wegbleiben. Den Stoff, den ich dadurch verpassen würde nachholen, kam für mich schließlich nicht infrage. Ich hatte andere Dinge zu tun, als meine Freizeit für die Schule zu opfern. Zwar bezweifelte ich, dass ich mich auf den Unterricht konzentrieren konnte, aber mein Zwang, so wenig Fehlstunden wie möglich auf dem Zeugnis stehen zu haben ging definitiv vor. Ich konnte Menschen nicht verstehen, die beinahe das gesamte Schuljahr versäumten und damit leben konnten, dass diese Stunden ihr Zeugnis verunstalteten. "Du fährst freiwillig bei uns mit? Womit haben wir diese Ehre verdient?" Witzelte Milow, als ich mich zu ihm und Milan auf die Rückbank quetschte und meine Entscheidung schon jetzt zutiefst bereute. Allerdings legte ich Wert auf Cody und der hatte mir nahegelegt mir diese Höllenfahrt anzutun. Zachary war bereits aufgewühlt genug, warnte er mich davor meinen üblichen Schulweg mit Logan auf dem Motorrad zurückzulegen. Warum Zachary aufgewühlt war, kam mir nicht in den Sinn. Ob ich Schuld daran war? Vielleicht hingen seine Gedanken ebenso an mir, wie meine an ihm. Ich schüttelte energisch den Kopf, um diese Hoffnung loszuwerden, ehe ich Milow ansah und bloß mit den Schultern zuckte. "Mir war einfach danach." Log ich und schnallte mich mit einem unwohlen Gefühl in der Magengegend an. "Könntest du dieses Mal vielleicht etwas mehr Rücksicht den anderen Autofahrern gegenüber zeigen und vorsichtig fahren?" Fragte ich kleinlaut, woraufhin Jayden ein freches Grinsen auflegte. Er bejahte meine Frage zwar, hielt sich aber natürlich dennoch nicht an die Verkehrsregeln und ich schloss nicht aus, dass diese Fahrt meine letzte sein würde. Wäre nur ein einziger anderer Fahrer unachtsam gewesen hätte das Ganze im Krankenhaus enden können. Zu unserem Glück jedoch kamen wir unverletzt am Zielort an und blieben ausnahmsweise als Gruppe zusammen, anstatt dass jeder seinen Interessen nach ging. "Sind eure ADHS Freunde nicht da oder warum klebt ihr an mir wie Kaugummi am Schuh?" Milan musterte mich bloß still von oben bis unten, was bei ihm jedoch nicht weiter verwunderlich war. Milan verhielt sich oft ruhig und wollte kein großes Aufsehen erregen. Warum er dennoch an Milow klebte, als hätte er niemand anderen, konnte ich nicht nachvollziehen. "Ist es nicht dein Ziel gewesen, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen? So als Rudel?" Wies Jayden mich auf mein Vorhaben hin, welches ich zu Anfang der Alphawette versucht hatte durchzusetzen. Dass diese keine Bedeutung mehr für mich hatte, war nicht abzusehen gewesen und so konnte mein Ziel heimlich in den Hintergrund rücken. Dementsprechend antwortete ich ihm nicht und versuchte unentdeckt zu bleiben. Ich wollte um jeden Preis verhindern, dass Keith oder Amy mich sahen und in irgendeiner Art und Weise Kontakt zu mir aufnahmen. Cody hatte mich zu sehr vor ihnen verschreckt, als dass ich bereits in der Lage war einen Weg zu finden, um alles unter einen Hut zu bekommen. Ich wollte mit ihnen befreundet sein, doch wie konnte ich das mit Menschen, die eben keine normalen Menschen waren? Feinde waren nun einmal nicht ohne Grund Feinde. "Sieh es positiv, Biologie fällt aus und du kannst sogar mit Jayden zurückfahren." Sprach Milow mir Mut für etwas zu, über das ich mit ihm nicht gesprochen hatte. Zugegeben, ich war etwas verwirrt deswegen, aber andererseits verbreitete sich jede Art von Gespräch in diesem Rudel wie ein Lauffeuer. Demnach schien Milow wohl herausgefunden zu haben, dass ich die Wahrheit über meine bisherigen Freunde erfahren hatte. "Und was ist mit euch? Wir haben schließlich gemeinsam Bio." Harkte ich nach, doch Milow ging nicht weiter auf mich ein, sondern schob mich nur wortlos in den Klassenraum und nahm ebenso stumm neben mir Platz. Normalerweise hätte ich nachgeharkt, doch wann kam es denn mal dazu, dass diese Quasselstrippe schwieg? Eigentlich nie und aus diesem Grund wagte ich es nicht diesen Moment zu zerstören.

"Mathe gehört in die Hölle geschickt." Fluchte Jayden verzweifelt und ließ im gleichen Atemzug einen Haufen Zettel in seinem Rucksack verschwinden, den er zuvor auf der Tischtennisplatte abgestellt hatte. Milow und sein seelischer Zwillingsbruder Milan waren mir auch in der Pause nicht von der Seite gewichen und allmählich kam das Ganze mir Spanisch vor. Sie verhielten sich anders als sonst, waren nicht so aufgedreht und unkonzentriert. Im Gegenteil, ihre prüfenden Blicke waren von den anderen Schülern gar nicht mehr abzulenken. "Mathe ist so lange auszuhalten, wie keine schriftlichen Prüfungen anstehen." Ging ich auf Jayden ein, ließ die nicht verwandten Zwillinge dabei jedoch nicht aus den Augen. "Das ist ja das Problem. Ich bin gerade der Meinung, etwas verstanden zu haben und schon flattert eine Klausur ins Haus, die meinen Schnitt vermasselt." Zustimmend nickte ich. Das Problem war mir nur allzu gut bekannt und ich wollte mich in Mathe mündlich prüfen lassen. Wie ich das anstellen würde, war mir bisher selbst noch nicht klar, aber besser als Englisch war diese Methode aufjedenfall. Egal wie schlecht ich in Mathe abschneiden würde, Englisch wäre schlimmer ausgefallen. "Wie wäre es, wenn ihr euren Beschützerinstinkt zuhause auslebt." Lenkte ich vom Thema ab und musste nach Milow treten, um dessen Aufmerksamkeit überhaupt erst zu erlangen. Er konnte mir jegliche Ausrede auftischen, aber dass das Codys Werk war, konnte man nicht übersehen. Ihm war klar gewesen, dass ich Amy, wie auch Keith aus dem Weg gehen würde und es nur eine Frage der Zeit war, bis die Beiden davon Wind bekamen. Die Rudelmitglieder, die mit mir die Schule besuchten also als Beschützer zu beauftragen, war demnach nicht unbedingt unklug. "Tut mir leid Gnädigste, aber so einfach ist nun einmal nicht." Milow warf mir einen Luftkuss zu, der in mir einen Würgereiz auslöste. Er war eben doch noch ein unreifer Vollidiot. "Außerdem, wenn du mit auch nur einem Kratzer zurückkommst, rollen unsere Köpfe." Zog Jayden das Ganze ins Negative, wie er es immer tat und brachte uns zum Schweigen. War ja klar, dass jeder wieder nur an sich selbst dachte. Aber konnte ich es ihnen verübeln? Vermutlich nicht.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt