Kapitel 19

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Ich glaube ich war in meinem ganzen Leben noch nie so aufgeregt. Meine Hände zittern und meine Knie fühlen sich an wie Gummi. Ich bekomme nicht wirklich mit, was um mich herum passiert. Es ist als wäre mein Körper taub.

Neben mir sitzt auf der einen Seite Rose, welche meine Hand in ihrer hält und auf der anderen Esme, die mich alle paar Sekunden anschaut.

Ich spüre die Blicke von zwei Personen in meinem Rücken, die mich mit diesen Blicken am liebsten umbringen würden. Meine Eltern sitzen beide in diesem Raum und schauen mich an, als wäre ich ein Monster. Als wäre ich etwas Abschäuliches. Auf jeden Fall etwas, was sie mit tiefsten Herzen hassen und genau das, zerreißt mein Herz. Es fühlt sich an wie tausend tiefe Messerstiche, die mich von innen zerschneiden und mir alle Luft zum Atmen nehmen.

Ich glaube ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so einen Schmerz gefühlt und ich wünsche mir, dass ich ihn in meinem ganzen Leben nie wieder spüren muss. Meine Eltern hassen mich und das ist dass schlimmste, was ich mir je hätte vorstellen können.

Aber es ist nicht nur das, diese Anspannung in mir zerreißt mich buchstäblich und die Angst frisst sich durch meine Eingeweide. Am liebsten würde ich einfach nur aufstehen und wegrennen. Weit weg. Wo mich niemand findet. Wo mich niemand mehr hassen kann. Zumindest niemand, der mir so unglaublich wichtig ist.

Ich schließe meine Augen, um auf irgendeine Weise meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Es wird mir gerade einfach zu viel. Die Blicke meiner Eltern, die Anspannung und die unglaubliche Angst. Doch es  zeigt keine Wirkung, meine Atemzüge werden immer kürzer. Ich presse meine Augenlieder fester zusammen. Doch es will nicht helfen. Es ist als hätte ich vergessen zu Atmen, als würde ich nicht mehr wissen wie es geht.

„Maddy. Hey." Es ist als wäre Rose ihre Stimme Kilometer weit entfernt. Sie ist leise, leise wie ein flüstern, obwohl sie direkt neben mir sitzt. „Maddy, beruhigen dich. Es ist alles gut." Auch Esmes Stimme klingt so weit weg, so unerreichbar. Ich spüre wie jemand meine Hände nimmt, die auch nicht aufhören wollen zu zittern. „Maddy schau mir in die Augen. Versuch meinen Atem zu kopieren." Ich versuche mich zu konzentrieren und fange an Rose genauer zu erkennen, die sich vor mich gekniet und meine Hände genommen hat. Meine Atmung fängt an sich auch wieder zu beruhigen, aber der Schmerz bleibt. Er ist einfach so stark, so präsent.

„Sehr gut Maddy. Alles ist gut. Dir kann nichts passieren."

Ich atme wieder ganz normal und ich habe meinen Kopf auf Rose ihre Schulter gelegt.

Ich versuche die Blicke, die sich in meinen Rücken boren einfach zu ignorieren, doch es ist verdammt schwer. Ich meine wie ignoriert man die hassenden Blicke, die von den eigenen Eltern kommen. Wenn es jetzt eine Person wäre, die ich nicht kennen würde, wäre es mir vollkommen egal, aber bei der Familie hat man keinen andere Wahl, als es sich zu Herzen zu nehmen.

Ich weiß nicht wie lange wir noch gewartet haben, aber nach einer gefühlten Ewigkeit, kommt der Richter wieder. „Ok. Wir haben uns entschieden." Ich nehme beide Hände, Rose ihre und die von Esme in meine. Ich werfe meinen Eltern noch mal einen Blick zu und wünsche mir, ich hätte es nicht getan, denn sie zerschlagen mir, mit diesem Blick, die letzte Hoffnung die ich hatte.

Sie hassen mich und das mehr als alles andere.





























































Ich spüre das weiche Gras unter meinem Körper, wie sich die weichen Grashalme in ihn boren, aber ohne mir auch nur ein bisschen wehzutun. Doch der schmerz ist trotzdem da. Mir wäre es jetzt lieber ich würde wegen dem Gras schmerz spüren und nicht durch mein Herz, was in tausend teile zersprungen ist.

Meine Eltern müssen wegen mir ins Gefängnis.

Dieser Gedanke verfolgt mich seitdem wir den Saal verlassen haben. Genauso verfolgen mich die Blicke, die mir meine Eltern zugeworfen haben. Ich werden sie wahrscheinlich nie wieder vergessen. Nie wieder.

Ich schaue in den Sternenhimmel, der sich über mir erstreckt. Die anderen denken, dass ich im Bett liege und schlafe, aber ich werde heute kein Augen mehr zu machen. Ich habe es versucht, aber jedes mal wenn ich meine Augen geschlossen habe, spielt sich das ganze Szenario erneut vor meinem inneren Auge ab. Immer und immer wieder.

Warum musste das passieren. Dieser Unfall. Warum musste ich mich dabei verletzten. Ich und meine Familie, wären jetzt wahrscheinlich im Strand-Urlaub und müssten uns über nichts gedanken machen.

Mit einem tiefen Atemzug, sauge ich die frische Luft in mich hinein und versuche mich etwas zu beruhigen.

Meine Augen sind schwer und mein Körper ist ausgelaugt, er fühlt sich an, als hätte ich heute einen Marathon gelaufen, aber ich kann meine Augen einfach nicht schließen, die Bilder sind einfach zu schmerzhaft.

Eine Frau vom Jugendamt hat gesagt, dass ich in Therapie gehen soll, aber ich glaube nicht das ich das mache. Wieso sollte ich mit einer fremden Person über meine Probleme reden. Sie hat doch eh keine Ahnung wovon ich spreche, sie hat den Schmerz doch noch nie gespürt, genauso wie dieses unglaublich erdrückende Gefühl, was dich beinahe erstickt.

,,Was machst du hier?" ich schrecke auf. Ich glaube ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so erschreckt. Vor mir, ein paar Meter entfernt, steht jemand. Ein Junge. Seine Stimmer ist tief, aber auch sanft, trotzdem erkennt man das er es sehr ernst meint und es ihm am liebsten wäre, ich würde niemals dieses Gebiet betreten haben.

,,Ich frage dich nochmal. Was machst du hier?"

Twilight- Biss wir vereint sindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt