Kapitel 29

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Am nächsten Morgen wache ich mit leichten Kopfschmerzen auf und will gar nicht erst aufstehen. Ich habe wirklich komisch geträumt in dieser Nacht. Es dauert einen Moment bis sich die Bausteine wieder richtig in meinem Kopf zusammen setzten und mir klar wird, dass das kein Traum war. Es war Realität. Meine Augen öffnen sich erneut und ich starre an die weiße Decke meines Zimmers. All das was Carlisle mir gestern erzählt hat spielt sich erneut in meinem Kopf ab, wie ein einfaches Audio. Wie bin ich nur in so etwas hineingeraten? Ich will damit nicht sagen, dass mein Leben vorher besser war, das war es ganz bestimmt nicht, aber es war wenigstens nicht so unglaubwürdig. Jedem den ich das jetzt einfach erzählen würde, würde mir einfach einen Vogel zeigen oder mich auslachen.
Mühsam quäle ich mich aus dem Bett und laufe zu meinem Schrank. Ich nehme mir eine schwarze Jeans und einen etwas größeren blauen Pullover, ich glaube er gehört Jasper und ziehe ihn über meinen Kopf. Mit müden Augen gehe ich ins Bad um meine Haare einmal durch zu kämmen und mir die Zähne zu putzen. Ich schaue aus dem Fenster und beobachte ein wenig die Landschaft. Die Aussicht von diesem Haus ist immer noch unglaublich, obwohl ich in einem Bad stehe, habe ich das Gefühl mich mitten im Wald zu befinden. Was ich auch bin, aber... unwichtig.

Ich schaue in den Spiegel und mustere mich selbst. Es gab mal eine Zeit in der ich mich nicht selbst im Spiegel ansehen konnte. Das war eine unglaublich schlimme Zeit. Meine Eltern haben mir einfach so lange eingeredet, dass ich nichts Besonderes oder Wichtiges war, bis ich es selber geglaubt habe. Schlimm war es nur am Anfang, irgendwann habe ich mich an all das gewöhnt. Der Schmerz war zwar da, aber ich habe gelernt ihn auszuhalten und damit zu leben. Jetzt weiß ich, dass das falsch war und ich das mich nie wieder so fühlen muss. Es ist komisch mich wieder so anzusehen, aber es ist mit deutlich weniger Schmerz verbunden und diese Erkenntnis zaubert ein Lächeln auf meine Lippen und ich sehe mich selber seit langer Zeit wieder mit einem Lächeln im Gesicht. Ein komisches, aber auch ein unglaublich gutes Gefühl, dass hoffentlich bleibt.

Nach einem letzten Blick drehe ich mich um und gehe zurück in mein Zimmer. Ich werfe einen kurzen Blick aus dem Fenster und kann alle Cullens außer Esme gerade noch verschwinden sehen. Wo sie wohl hingehen? Mit schnellen Schritten verlasse ich mein Zimmer und gehe die Treppen runter um in die Küche zu kommen. Da steht auch schon Esme, welche mir gerade etwas zum Frühstücken macht. Sie lächelt mir, wie immer freundlich zu und ich erwidere dieses. „Na gut geschlafen" fragt sie mich und stellt den Teller mit den Pfannkuchen auf den Tisch. Ich glaube sie ist echt froh darüber ihre Küche endlich mal benutzen zu können und sich an der Kunst des Kochens ausprobieren. Sie brauchen ja nichts zu essen, aber warum bauen sie sich dann überhaupt eine Küche ein? Naja nicht so wichtig. „Ganz gut und..." Ich führe den Satz nicht fort, da mir klar wird, dass sie keine Sekunde geschlafen hat. „Danke fürs Frühstück." Gerade noch so gerettet. Sie lächelt mir freundlich zu und zeigt mir damit, dass es alles andere als anstrengend oder sie in irgendeine Weise gestört hat es zu machen. Meine Mutter hat mir glaube ich, seitdem ich 7 bin nichts mehr zum Essen gemacht. Ich habe es mir immer selber gemacht und wenn es mir nicht gelungen ist, was mir am Anfang dauernd passiert ist, habe ich es trotzdem gegessen. Einfach aus dem Grund, dass sie keinen hatten um noch mehr sauer auf mich zu sein, als sowieso schon. Erst jetzt viel später merke ich, wie falsch meine Eltern mich behandelt haben. Damals habe ich es nicht bemerkt, denn ich kannte es nicht anders. Ich hatte keine Ahnung, wie es sein konnte. In der Schule war ich oft alleine, ich hatte niemanden mit dem ich mich darüber unterhalten konnte und keinen der mir gesagt hat, wie falsch meine Eltern mit mir umgehen. Ich schüttel mit dem Kopf. Das ist jetzt Vergangenheit und unwichtig, denn ich habe momentan ganz andere Probleme an die ich denken sollte. Jacob hat sich auf mich geprägt, aber die Vampire und somit meine Familie sind mit ihm und seiner Familie absolut nicht im Einklang. Eigentlich sollte das nicht wirklich mein Problem sein, denn ich kann ihm ja einfach aus dem Weg gehen und ihn ignorieren, aber ich denke nicht, dass er sich das einfach so gefallen lassen wird. Außerdem muss ich selber zugeben, bin ich nicht ganz uninteressiert in ihm. Er hat einfach etwas an sich, was mich nicht los lässt und ich kann nicht aufhören an ihn zu denken und was er gesagt hat. Er hat gesagt ich bedeute ihm auch einiges. Was soll das jetzt bedeuten? Du bedeutest mir etwas, weil ich mich auf dich geprägt habe oder du bedeutest mir was, weil ....keine Ahnung. Warum bedeute ich ihm überhaupt was? Ich wohne bei den Vampiren, seinen größten Feinden, mit denen er nichts zu tun haben will. Ich bin zwar keiner, aber sie sind trotzdem meine Familie. Ich glaube ich habe gar keine andere Wahl. Ich muss nochmal mit ihm reden, aber wie soll ich das bitte anstellen? Die Cullens werden mich ganz bestimmt nicht mehr in seine Nähe lassen oder auch nur einen Fuß aus diesem Haus setzten. Eigentlich, wäre das jetzt die perfekte Gelegenheit, wo die anderen nicht zu Hause sind, aber wo sind sie eigentlich? „Esme, wo sind die anderen hin? Ich habe vorhin gesehen, dass sie weg sind, aber keine Ahnung wo hin." „Sie sind jagen." Erklärt Esme mir und ich muss mich zusammenreißen um mich nicht an meinem Brötchen zu verschlucken. Der Gedanke, dass sie gerade irgendwelchen Tieren das Blut aussaugen gefällt mir nicht wirklich, aber so überleben sie. Sie brauchen das und daran muss ich mich wohl oder übel gewöhnen. Okay Maddy konzentrier dich. Wie verlässt du jetzt am besten das Haus, ohne das Esme es mitbekommt? Ich könnte einfach wieder aus dem Fenster steigen, aber das wäre zu einfach. Esme würde merken, wenn ich verschwinden würde. „Musst du denn nicht auch jagen?" frage ich sie. „ Ja eigentlich schon, aber wir möchten dich ungern alleine lassen." Antwortet sie mir, während sie sich meinen Teller nimmt und anfängt ihn sauber zu machen und wieder in den Schrank zu räumen. „Aber Esme, du musst doch jagen. Hier im Haus kann mir doch nichts passieren und nicht dass du am Ende so großen Durst hast, dass du mich aussaugst." Esme beginnt zu lachen und schaut mich mit einem kecken Grinsen an. „Keine Angst MAddy. Erstens habe ich mich sehr gut unter Kontrolle und zweitens ist es noch nicht so lange hier, als ich das letzte Mal jagen war, ich komme definitiv klar und werde dich hier nicht alleine machen. Die anderen würden mich umbringen, wenn ich das tun würde." Etwas verwirrt schaue ich sie an. Haben sie wirklich so große Angst um mich, dass sie mich nicht alleine lassen wollen. Bei mir zu Hause, war ich andauernd alleine und es hat keinen groß interessiert und ich selber hatte da auch nie ein Problem mit. Hier ist es natürlich ganz anders. Ich hätte die anderen wirklich gerne um mich herum, aber vielleicht nicht unbedingt jetzt in diesem Augenblick. Jetzt würde ich wirklich gerne mit Jacob reden und ihn ausfragen, auch wenn ich mich das nicht unbedingt trauen werde, aber er kann ja auch reden und ich muss nicht so viel fragen. Was mache ich jetzt nur?

Twilight- Biss wir vereint sindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt