Alucard

Kapitel 11

Während sich der blondhaarige neugierig umsieht, blicke ich den Major auf dem Bildschirm an. "Und nun meine liebe Z? Überzeugt?" fragt er und ich habe keine ahnung. Keine Ahnung, was ich jetzt denken und tun soll. Was jetzt eigentlich wahrheit und lüge ist! "Sie werden einige Zeit mit Schrödinger leben. Dann werden sie sich daran gewöhnen und für sie wird es nicht mehr so unwirklich vorkommen, dass es diese spezies gibt. Ich werde ihnen so lange Zeit geben, wie sie brauchen, damit sie sich auch auf Alucard einstellen können!" Ich lege den Kopf schief. "Bitte was?! Sind sie noch ganz bei Trost? Niko wohnt hier auch noch! Er muss auf mich aufpassen!" erwiedere ich und deute auf den blondhaarigen, der jetzt hinter dem Bildschirm entlang geht. "Ausserdem habe ich keine Zeit mich um einen übernatürlichen Teenager zu kümmern!"

"Hey! Ich bin über 90!" ruft er plötzlich und ich lasse meinen Arm sinken. "Was...?" hauche ich etwas ungläubig und der Major auf dem Bildschirm kichert. "Übernatürliche Wesen haben eine um welten längere Lebenserwartung als Menschen! Alucard dürfte jetzt auch schon... über 500 sein!" meint er und ich starre ihn mit offenem Mund an. "Bitte sagen sie mir, dass wenigstens sie ein normales Alter für ihre erscheinung haben..." murmle ich und er hebt abwehrend beide Arme. "Tut mir leid Z! Aber ich bin schon über 100!" Mein Hirn ist blank und ich lasse mich mit dem Rücken auf die Couch fallen.

"Ich glaube, ich werde ihnen Zeit lassen müssen, damit sie das alles verarbeiten können! Ausserdem werde ich mit ihrem Vater sprechen, sodass dieser Niko abgezogen wird! Ich wünsche ihnen viel spaß mit Schrödinger meine liebe Z! Und natürlich hat dieses Gespräch nie offiziell stattgefunden!" sagt er und sofort wird der Bildschirm schwarz. Ich hingegen starre immer noch auf die Decke und kann es nicht fassen. Es gibt sowas wie Vampire, mein Auftraggeber ist ein verficktes übernatürliches Wesen und ich habe eines von den Dingern an meinem Arsch kleben... Achja... und mein Ziel ist einer der ältesten und stärksten Vampire die es je gibt!

"Hey Z! Ich hab hunger!" mault Schrödinger und kommt in mein Blickfeld. Seine lilanen Augen starren in meine und langsam sehe ich ihn an. "Kann das nicht einfach ein Albtraum sein...?" murmle ich und sehe wieder an die Decke. Will einfach nur aufwachen und meinen nächsten Auftrag annehmen, als wäre nie etwas passiert. Seine Ohren gehen ein wenig auf die Seite, als wäre er traurig. "Bitte Z... Ich hab wirklich hunger!" Ich schließe meine Augen. Wie ein kleines Kind... "Seit wann quengelt ein über 90 Jähriger wie ein baby?" brumme ich und spüre im nächsten moment, wie er auf mir liegt!

Erschrocken mache ich die Augen auf und blicke an mir hinunter! Schrödinger liegt grinsend auf mir und legt seinen Kopf auf meine Brüste. "Ich kann dich dazu bringen, wenn ich will!" meint er und ich schiebe seinen Kopf weg. "Wenn du das versuchst, kann ich für nichts garantieren!" zische ich wütend und stehe dann auf. Der blondhaarige sieht mich zufrieden grinsend von der Couch aus an. Doch anstatt in die Küche, gehe ich in mein Schlafzimmer. "He! Wo willst du hin?! Ich verhungere!" ruft er und ich muss kurz anfangen zu grinsen. "Deine eigene Schuld kleiner! Hättest mir nicht drohen sollen!"

Im nächsten moment spüre ich Arme um meine Hüften und seinen Kopf, der an meinen Rücken gedrückt wird. "Bitte! Bitte! Bitte! Ich hab wirklich hunger! Bitte mach mir was!" Lächelnd drehe ich mich um und sehe auf ihn hinab. "Und was war daran jetzt so schwierig?" frage ich und er sieht mich ein wenig genervt an. Dann sieht er auf die Seite. "Ich bitte eigentlich nicht um was..." brummt er und ich lege ihm eine Hand auf seine blonden Haare. "Bei mir wirst du das lernen müssen!" Er plustert seine Wange auf und legt seine Ohren an. "Ich will aber nicht!" Ich ziehe amüsiert eine Augenbraue hoch. "Also willst du verhungern oder lernen, die selbst das essen zu machen?" Und schon ist er still.

Nach dem essen setze ich mich auf die Couch und mache meine Musik an. "Die hat sich in den letzten Jahren echt verändert!" meint nun Schrödinger und setzt sich neben mich. Ich blicke kurz zu ihm und lege meinen Kopf in den Nacken. "Ich wäre wahrscheinlich schon längst am ausflippen, wenn ich so lange leben würde wie du..." sage ich mehr zu mir selbst als zu ihm, doch er fängt an zu kichern. "Wenn man ein Ziel hat, ist alles erträglich!" erwiedert er und ich schüttle lächelnd den Kopf. "Es gibt nichts, was mich so lange am leben erhalten könnte." Eine kalte feststellung, über die ich nicht lang hab nachdenken müssen.

"Was ist mit deinem Freund?" fragt er plötzlich und ich sehe ihn verwirrt an. "Was für ein Freund?" Schrödinger legt seinen Kopf schief und spitzt seine Ohren. "Als ich im Schlafzimmer war, habe ich zwei andere Männer gerochen! Einer war in deinem Bett." Ich fange an zu lachen und schüttle höchst amüsiert den Kopf. "Er ist nicht mein Freund! Niko ist so etwas wie mein Bruder, auch wenn wir es nicht biologisch sind." erkläre ich und der blondhaarige nickt. Dann lehnt er sich an die Couch. "Und warum hast du dem Major nicht gesagt, dass Alucard hier war?" fragt er plötzlich und ich sehe stumpf gerade aus.

Fuck... Langsam drehe ich meinen Kopf und runzle die Stirn. "Hm?" frage ich und er sieht mich neugierig aus den lilanen Augen an. "Ich bin zum Teil Katze. Das war der zweite Geruch, der dort war." Ich schließe kurz meine Augen. "Nur ein kurzes Gespräch. Danach ist er eh verschwunden. Ich konnte es mir nicht erklären wie er überhaupt hier hineingekommen ist! Aber wenn er ein Vampir ist und dann auch noch von der Sorte, die schon über fünf Jahrhunderte lebt, ist das kein Wunder." Schrödinger rutscht näher zu mir und legt seinen Kopf an meinen Oberarm. "Du verarbeitest das ganz schön schnell!" Ich sehe zu ihm hinunter. "Tu ich nicht. Das ist geschlagene Akzeptanz. Der schock über alles wird später kommen." antworte ich und der sieht zu mir auf. "Und wann?" fragt er und ich zucke mit den Schultern. "Meistens dann, wenn ich mich entspanne. Ich kann ja auch nicht während eines Auftrags einfach in Schockstarre verfallen wie so ne Ziege. Ich habe das so konditioniert." erkläre ich kurz und er nickt.