Kapitel 25

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Keuchend wache ich auf und setze mich abrupt auf! Meine Augen sind weit aufgerissen und ich zittere. Meine Brust hebt und senkt sich schnell und ich atme, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Mein Blick fokusiert sich und langsam beruhige ich mich wieder. Alucard's Arm ist von meinem Bauch auf meine Oberschenkel gerutscht und er murmelt irgendwas, bevor er langsam seine Augen aufmacht. Doch ich sehe das nicht. Meine Augen sind starr nach vorn gerichtet und ich versuche mich zitternd komplett hinunter zu fahren. Sein Daumen streicht mir durch die Decke über den Oberschenkel und er legt sich auf die Seite. Seine Augen sind halb offen und er sieht echt müde aus.

"Was ist los Z?" fragt er leise und ich drehe meinen Kopf zu ihm. Dann schüttle ich ihn und schlucke nervös. Er lässt ein genervtes Schnalzen hören und setzt sich neben mir auf. Dass wir beide nackt sind, stört mich im moment nicht sehr. Seine Hände wandern nun beide zu meinem Kopf und er sieht mich sanft an. Nicht ist mehr von dem harten und unerbittlichen Kerl übrig, der mich eigentlich vergewaltigt hat. "Du wachst nicht als jung-Vampir auf, während die sonne scheint und es ist nichts. Also was ist los? Und wehe du lügst mich an!" Seine Hände liegen warm an meinen Wangen und lassen mich etwas beruhigen. Trotz seiner Aktion vertraue ich ihm irgendwie und ich weiß nicht, ob es wegen dem Band ist, dass er als mein erschaffer nunmal mit mir teilt, oder ob es etwas anderes ist.

"Es war nur ein Albtraum..." murmle ich und er nimmt mich in den Arm. "Und was war es für einer?" fragt er und legt sich mit mir hin. Ich blicke auf seine nackte Brust, während seine eine Hand an meinem Hinterkopf liegt und die andere auf meinem Rücken. Zögerlich hebe ich meine Hände und lege sie neben meinem Kopf an seine Brust. "Über... meine Mutter..." hauche ich und verkrampfe mich augenblicklich. "Hey, Hey, Hey! Es ist alles gut!" flüstert er und legt seinen Kopf auf meinen. Mit geschlossenen Augen vergrabe ich mein Gesicht an seiner Brust, als das Bild von meiner aufgequollenen Mutter mir immer wieder im Hirn herumspukt. "Darüber reden willst du nicht..." murmelt er nachdenklich und ich nicke leicht. "Willst du es mir zeigen? Ich werde in deinen Geist eindringen und du zeigst mir, was du alles gesehen hast?" fragt er sanft und streicht mir über meine Haare. Zögerlich öffne ich meine Augen und nicke wieder. "Gib mir einen moment..." haucht er und ich habe wirklich das Gefühl, als würde jemand gerade in meinen Geist eintreten. "Bereit, wenn du es bist." Ich atme tief durch und lasse ihn alles sehen, was ich in meinem Traum erblickt habe.

Ich gehe eine Straße entlang. An der Hand meines Vaters. Mein Blick geht von unseren haltenden Händen nach vorn zum Strand. Es ist ein bewölkter und windiger Tag. Die Möwen kreischen viel und laut. Der Untergrund ändert sich. Er geht von Asphalt schon fast fließend in Sand über und ich sinke ein wenig ein. Doch mein Vater zieht mich immer weiter. Ich habe keine windundurchlässige Jacke an, weswegen ich zitternd, aber ohne ein murren neben ihm hergehe. Das Meer rauscht in seinem üblichen Tonus. Es klatscht schäumend auf den Sand und zieht sich danach wieder zurück, nur um das gleiche immer und immer wieder zu machen. Plötzlich bleibt mein Vater stehen und ich sehe verwirrt hoch. Sein Blick ist erschrocken, Panisch und doch gleichzeitig traurig und mit einer gewissen sicherheit. Er beugt sich zu mir hinunter und lächelt mich falsch an. Das habe ich früher schon gekonnt. Falsch von echt unterscheiden. "Bleib hier meine kleine! Papa wird sich nur schnell etwas ansehen! Ich bin gleich wieder da! Und bitte bleib hier!" sagt er und richtet sich wieder auf. Sein Geischtsausdruck verändert sich, aber er hat sich zu schnell weggedreht, als dass ich habe sehen können, was es für einer war.

Während er auf dem Sand zu etwas hinstapft, bleibe ich hier stehen. Meine Sicht wird durch ein großes Schild verdeckt, das im Boden versenkt ist und weit über meinen Kopf reicht. Nach einer weile kommt Paps immer noch nicht und ich verziehe genervt das Gesicht. Dann mache ich etwas, was ich nicht hätte machen sollen und laufe hinter dem Schild hervor zu meinem Vater, der über irgendwas kniet und es auf den Rücken dreht. Leise schleiche ich mich hinter ihn und blicke an ihm vorbei auf etwas, was einmal die Züge meiner Mutter hatte. Das Gesicht ist aufgedunsen und nicht nur von Tieren angeknabbert, sondern auch mit Messerangriffen regelrecht zerfleischt. Eines ihrer Augen fehlt und die einst blonden und wunderbar weichen und langen Haare, liegen nun verdreckt und wahllos herum. Das, was an Gesichtshaut übrig ist, hat eine unnatürliche bläuliche verfärbung und versetzt mir einen Schrecken, den ich nie wieder vergessen werde.

"Genug! Das reicht für dich!" holt mich Alucard's bestimmte und auch besorgte Stimme aus meinem Traum und ich blinzele einige male, bis ich wieder in dieser Welt bin! Ich habe wieder angefangen zu zittern und eine verschnellerte Atmung zu bekommen. Meine Hände sind in seine Brust gekrallt und Tränen brennen in meinen Augen. Beruhigend streicht er mir über den Kopf und drückt mich beschützerisch an sich. "Du hast nicht gesagt, dass du deine Mutter in diesem Zustand ebenfalls gesehen hast!" flüstert er und ich beruhige mich langsam wieder. "Hatte ja auch niemand... zu interessieren..." erwiedere ich leise. Seine rechte Hand, die auf meinem Rücken lag, verschwindet kurz. Nur, um mit der Decke wieder zu kommen, die er über uns beide ausbreitet. "Jetzt versuch wieder zu schlafen... Ich bin da..." haucht er und entgegen meiner eigentlichen Intention und zwar so weit von ihm weg zu sein wie möglich, lege ich meinen Kopf auf seinen Arm und vergrabe mein Gesicht wieder an seiner Brust. Die Decke legt er mir bis zu meinen Schultern und drückt mich wieder sanft an sich. Langsam kommen meine wirbelnden Gedanken zur ruhe und ich atme noch einmal tief durch, bevor ich meine Augen schließe und mich noch ein wenig an ihn kuschle. Er ist warm, sicher und der einzige ausser Niko und meinem Vater, der nun von diesem kleinen... Zwischenfall weiß. Unter seinem streichen meines Rückens schlafe ich recht schnell wieder ein.

AlucardWhere stories live. Discover now