Alucard

Kapitel 38

Ich lege meine Arme um seinen Hals und lehne meinen Kopf an seine Brust. Und schon fängt er an zu laufen. Aber nicht normal. Nein... In einer irren geschwindigkeit. Senkrecht die Häuserfassade hoch. Übrigends nichts für empfindliche Mägen, sollte jemand in den Genuss kommen, so zu reisen. Der Wind reisst an unseren Haaren und bringt meine Augen fast zum Tränen. "Wo soll es denn hingehen?" fragt er lächelnd und ich kuschle mich noch ein wenig an ihn. "Oberstes Stockwerk!" entgegne ich und ein teuflisches grinsen schleicht sich auf seine Lippen, als er die Fassade hoch rast und mich dabei fest hält, als könnte ich ihm jederzeit abhauen.

Ohne zu fragen geht er mit mir auch durch die Wand und wir stehen in einem Schlafzimmer. Da kann man ja gleich Lust bekommen, die Matratze zu testen! Meint Alucard und lächelt mich verführerisch an. Doch ich schüttle amüsiert schmunzelnd den Kopf. Wir haben noch etwas zu erledigen, wenn du dich erinnern kannst. Und wie gesagt. Vertrau mir! Ich habe alles unter Kontrolle! Sein Gesicht wird ernst und kurz blitzt in seinen Augen etwas Enttäuschung auf, bevor er nickt. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und gebe ihm einen langen Kuss, bevor ich mich wieder löse und mich dann umsehe. Der schwarzhaarige leckt sich über die Lippen und lässt seinen Blick hungrig über mich gleiten, bevor er sich ebenfalls umsieht.

Aber Niko ist nicht in seinem Schlafzimmer und ich lächle. Der ist sicher wieder auf der Couch eingepennt. So wie er es immer gemacht hat! Wir gehen zur Türe und hinterlassen kein Geräusch. Selbst die Tür geht leise auf und wir treten in einen langen Gang. Dieser ist rechts und links mit verschiedenen Türen versehen und der Boden besteht aus weichem Teppich. Misstrauisch sehe ich mich um. Niko war nie jemand, der nichts ungesichert lies und ich gehe davon aus, dass er das bei seiner Wohnung ebenfalls gemacht hat. Und tatsächlich sehe ich eine Infrarotkamera, die zwar auf uns gerichtet ist, aber nichts ausgelöst hat!

Stirnrunzelnd sehe ich zu ihr hinauf und frage mich gerade, ob sie kaputt ist, als Alucard mir von hinten einen Kuss auf den Hals gibt. Keine sorge meine Königin. Unsere Körper strahlen keine Wärme mehr ab! Ich drehe meinen Kopf zu ihm und lächle ihn an. Das ist doch mal was praktisches. Kurz knabbere ich an seinem Kinn, bevor ich mich wieder aufrichte und weiter gehe. Unbeeindruckt von seinen Sicherheitsmaßnahmen, die nur auf lebende Wesen eingestellt sind. Niko, Niko, Niko... Du lässt nach! Grinsend gehe ich auf das Ende des Ganges zu. Denn aus der letzten Tür dort ertönt die geräuschkulisse eines Fernsehers und Licht flackert aus dem Zimmer hinaus und beleuchtet teile des Ganges.

Ich bleibe im Türrahmen stehen, als ich den schlafenden Niko sehe und verschränke grinsend die Arme. Alucard will schon an mir vorbei gehen, doch ich strecke nur einen Arm vor ihm aus und lasse meine ausgefahrenen Zähne in einer dämonisch grinsenden Fratze im Licht des Fernsehers aufblitzen. Er gehört noch mir! Ich brauche Informationen! Ein grollen ist zu hören und man könnte meinen, dass neben mir kein Vampir steht, sondern ein sehr beschützerischer Dobermann. Doch er bleibt stehen und überlässt es mir, den kleinen Bastard etwas zu entlocken. Und diese entscheidung nehme ich gerne so hin. Ich atme tief durch und bringe mein Aussehen wieder zum normalen. Normale Zähne und Augen. Ein streichen durch meine Haare und ich gehe auf den schlafenden auf der Couch zu.

"Niko? Bist du wach?" frage ich und lasse meine Stimme so klingen, als wäre ich in Panik. Hätte Angst und setze mich an das Fußende der Couch. Murmelnd wacht er auf und öffnet seine Augen, die er sich dann erst einmal reibt und sich dann aufsetzt. "Was ist...?" fragt er verschlafen und ich lege meine Hand auf seinen Oberschenkel. "Niko! Endlich bist du wach!" rufe ich und er reisst seine Augen auf. "Sera?" komischerweise ist er nicht stumm, sondern redet nun ganz normal. "Ich dachte du wärst tot!" haucht er überrascht, bis er mich an sich drückt und seinen Kopf an meinen legt. "Der Boss hatte doch unrecht! Ich wusste, dass man dich nicht töten kann!"

Ich klopfe ihm auf den Rücken und grinse diabolisch, was er ja nicht sehen kann. "Niko... Vater hat versucht mich zu töten! Und ich dachte, dass ich bei dir unterkommen kann!" Entsetzt lehnt er sich nach hinten, hat seine Hände aber immer noch an meinen Schultern und ich lasse eine Träne meine Wange hinunter laufen. Lasse alles aussehen, als wäre ich am ende. "Was? Aber wie?" Ich schlucke schwer und sehe auf die Seite. "Ich sollte bei irgendeinem Plan eine große rolle spielen und meine Mutter hat mich gegen irgendwelche Drogen immunisiert. Und dann ist er ausgerastet und hat rumgebrüllt!"

Niko's Gesicht wird kalt und seine Hände gehen von meinen Schultern runter. "Der alte hat es also nicht geschafft..." brummt er und ich sehe ihn nun ebenfalls 'entsetzt' an. Im nächsten moment liege ich unter ihm und er presst sein Knie zwischen meine Beine. "Dann werden wir die sache wohl beschleunigen müssen!" raunt er mir zu und wandert mit seiner Hand unter das Oberteil, dass ich von Integra bekommen habe. Nun grinse ich. "Die einzige sache die beschleunigst, ist dein Tod." antworte ich ruhig und das knurren von Alucard wird nun so laut, dass es auch Niko wahr nimmt. "Hast du nen Köter angeschleppt?!" mault er und ich lege mich entspannt auf die Couch. "Keinen Köter. Einen König!"

Es vergeht nur der Bruchteil einer Sekunde und Niko ist von mir herunter und gegen die nächste Wand geschleudert worden. Stöhnend und vor Schmerzen fluchend rappelt sich Niko auf und Alucard hat das Licht eingeschalten, sodass er besagter fluchender auch etwas sehen kann. "Und wenn du meiner Königin noch einmal zu nahe kommst, werde ich dich in stücke reissen und überall im Land verteilen! Niemand wird dich je zusammensetzen und identifizieren können!" knurrt der schwarzhaarige und sitzt im nächsten Augenblick auf mir. Seine roten Augen funkeln. "So bist du mir am liebsten... Unter mir liegend!" raunt er mir zu, bevor er aufsteht und mir eine Hand reicht, damit auch ich aufstehen kann.