Kapitel 36

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Alucard nimmt mich an der Hand und geht auf eine Wand zu. Wie selbstverständlich folge ich und trete mit ihm durch die eigentlich undruchdringbare Steinmauer. Ich bin vielleicht nicht ganz so lange mit ihm auf einen Fleck zusammengesperrt. Aber selbst jetzt vertraue ich ihm schon blind und würde wahrscheinlich sogar für ihn sterben! Und ich muss zugeben, dass ich ihn wohl auch ein wenig verändert habe. Seit er mich kennt, trägt er kaum noch diesen komischen Hut oder die Brille, die ihm überhaupt nicht steht. Stattdessen blickt er mich mit seinen wunderbaren roten Augen an und zeigt nur mir seine wirklich sanfte und auch verletzliche Seite. Natürlich hat er gegenüber Seras auch gewisse nettigkeiten. Aber nie die zärtlichkeit, die er bei mir an den Tag legt.

"Alucard...?" frage ich ihn, als ich mit ihm durch die Gänge nach draussen gehe. "Hm?" erwiedert er und ich drücke kurz seine Hand. "Ist es für dich sehr schlimm, meinen richtigen Namen auszusprechen?" frage ich noch leiser und blicke etwas beschämt auf den Boden. "Wie bitte?" er klingt verwirrt und ich blicke weiterhin auf den Boden. "Du hast meinen Namen jetzt so oft von meinem Vater gehört... Findest du es so schlimm, dass ich fast wie Seras heiße?" Es herrscht eine kurze stille, bis er stehen bleibt und ich dies ebenfalls tu. Seufzend sieht er mich an und hebt dann meine Hand an seinen Mund. Alucard haucht einen Kuss auf den Handrücken und sieht mich dann ernst an.

"Ich finde deinen Namen überhaupt nicht schlimm... Er ist so wunderschön wie du!" sagt er und streicht mir leicht über meine Wange. "Aber du hast dich mir als 'Z' vorgestellt und nicht mit deinem richtigen Namen. Und ich muss zugeben, dass ich mich an deinen Decknamen gewöhnt habe." das letzte sagt er leise und tritt einen Schritt auf mich zu. Er lässt meine Hand los. Aber nur, um beide an meine Wangen zu legen. "Und du bist meine Königin der Nacht... Der Titel ist wie für dich gemacht!" haucht er, beugt sich runter und legt sanft seine Lippen auf meine. Ich entspanne mich und muss anfangen zu lächeln. Nachdem er sich wieder gelöst hat, sieht er mich noch aus seinen wunderschönen roten Augen an. Doch ich hebe meine Hände, ziehe seinen Kopf wieder zu mir hinunter und halte meinen Mund an sein Ohr.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals sagen werde... Aber ich liebe dich Alucard... Und ich würde für dich sterben."

Der schwarzhaarige zuckt zusammen und richtet sich abrupt auf. Misstrauisch betrachtet er mich, während ich verwirrt und unsicher zu ihm hochsehe. "Du weißt schon, was das Wort 'Liebe' bedeutet oder?" fragt er und ich fange an zu lächeln. Dann nehme ich seine Hände in meine und nicke. "Ich würde mich sogar für dich auf die Sonnenbank legen... mein König!" erwiedere ich leise und einen moment ist es noch still, bevor er ebenfalls das lächeln anfängt und seine Lippen auf meine legt. Ich schließe meine Augen und genieße den moment. Genieße das Gefühl von ihm. Wie weich doch seine Lippen im gegensatz zu seinem Auftreten sind. Und wie behutsam er mit mir umgeht.

Alucard löst sich wieder und sieht mir tief in die Augen. "Du bist die erste seit mehr als 500 Jahren, die ich so nah an mich herangelassen habe... Enttäusch mich nicht meine Königin!" raunt er mir zu und geht dann mit seinem Mund an mein Ohr. "Ich liebe dich auch du kleine Rebellin!" Ein wohliger Schauer läuft mir den Rücken hinunter und ich knabbere kurz an seinem Ohrläppchen, bevor ich ein wenig ernst werde. "Und jetzt habe ich mich um einen weiteren Problemfall zu kümmern..." murmle ich und der schwarzhaarige richtet sich auf. "WIR haben uns um etwas zu kümmern. Deine Probleme sind nun auch meine!" erwiedert er und ich fange an zu lächeln. "Aber deine nun auch meine. Und ich hoffe, dass du mir davon auch erzählst!" warne ich ihn und er nickt grinsend, bevor wir uns auf den Weg nach draussen machen.

"Du weißt wohin?" fragt er und ich nicke ernst. Als wir an die kalte Nachtluft gekommen sind, bin ich ruhig und ernst geworden. Nichts mehr von vorhin übrig. Ich fühle mich, als wäre ich auf einem meiner Aufträge. Ich habe ein Ziel, ich weiß wo es ist und ich weiß, wie ich es töten werde. Nur der Zeitpunkt ist unbekannt. Ich atme tief durch, bevor ich anfange zu laufen. Alucard ist sofort neben mir und wirft mir immer wieder besorgte Blicke zu. "Du bist dir sicher wegen dem?" fragt er und wieder nicke ich. Meine kurzen braunen Haare werden durch den entgegekommenden Wind durchgewirbelt und mein Ausdruck ist entschlossen. "Ich bin mir selten so sicher gewesen. Er hat mich fast mein gesamtes Leben lang hintergangen und nur auf einen moment gewartet, um mich in's Bett zu kriegen. Und mich dann zu einem Ghul wandeln zu lassen!"

Ein animalisches Knurren ist von Alucard zu hören und ich blicke zu ihm hinüber. "Du kannst ihn zerfleischen. Aber davor möchte ich noch mit ihm reden!" sage ich und kurz blitzt so etwas wie enttäuschung auf, bevor er mir brummend zustimmt. Zufrieden laufe ich weiter. Die kalte Nachtluft ist erfrischend und ich schließe kurz die Augen, bevor ich mich wieder auf den Weg vor mir konzentriere. Aus der ferne kann ich schon die Stadt sehen. Wie sie in der dunkelheit leuchtet. So viele Menschen auf einem haufen, die man mir nichts dir nichts auslöschen kann. Wie sie in ihrer Blase leben, in der ich ebenfalls noch lebte, bevor ich von einem der gefährlichsten und mächtigsten Vampire zu einem dieser Nachtwesen gewandelt wurde. Und wie er nun neben mir herläuft und zahm wie ein Kätzchen ist, wenn wir alleine sind!

Vor meinem inneren Auge blitzt gerade ein Bild auf, dass mich zum kichern bringt. Alucard mit Katzenohren und -schwanz, wie er sich mit halb offenen Augen auf dem Bett räkelt und mich verführerisch ansieht. "Könntest du bitte aufhören, dich mich so vorzustellen? Es ist entwürdigend..." brummt er plötzlich und ich zucke zusammen. Doch dann blicke ich zu ihm hinüber. "Erstens sind Katzen das beste was es gibt, vorallem die großen wie Löwen oder Tiger. Und zweitens ist es noch entwürdigender, wenn du wieder in MEINEN Gedanken bist. Denn ich bin mir zu 100% sicher, dass ich den Kanal schon lange wieder geschlossen habe!" erwiedere ich, laufe rot an und blicke wieder nach vorn.

AlucardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt