87|glücklich schätzen

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„Ich bin so kurz davor dir diese Tüte über den Kopf zu ziehen und zu gehen.", drohte ich. Er ließ sich beleidigt zurückfallen und ich setzte mich ordentlich hin.
Wie anstrengend und verantwortungsvoll ein Freund doch sein konnte. Die ständige Aufmerksamkeit, die er brauchte, unerträglich!

~

Ahnungslos folgte ich Kenan in das weiße, stabile Gebäude.
Noch nie war ich hier.
Kenan ging so schnell und ich eilte ihm hinterher um nicht am Ende neben diesem Springbrunnen alleine zu stehen. Die Hecken waren alle perfekt geschnitten.
Die Fenster des Gebäudes vor mir waren hoch und schmal. Das sah alles so elegant aus.

„Kenan eigentlich sollten wir Emins Schwester beruhigen gehen, weil sie vor Aufregung am kotzen ist. Jetzt ist Lara dort alleine mit Alina, die sich bestimmt mit übergeben wird.", erzählte ich, denn mein Plan war es bei Emin aufzutauchen um Esma zu beruhigen.
Doch wie aus dem Nichts war Kenan vor meiner Haustür und fuhr mich hierher.

Er zog die gläserne Tür auf und eine Frau empfing uns sofort.

„Guten Tag, wie kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte sie freundlich und ich sah an ihr hinunter.
Sie hatte einen strengen Dutt unten und kein Haar hing in eine andere Richtung.
Ihre Chinohose war in einem knalligen pink und sie trug einen weißen Sweater darüber, dazu noch weiße Pumps.
Sie wirkte so stilsicher und es sah auch nur zu gut an ihr aus. Eine Mischung aus erwachsen und ernst, aber dennoch gemütlich.

„Ich muss zu Katrin. Sie weiß auch schon Bescheid.", sprach er ernst und ich sah zwischen den Beiden hin und her.
Die Frau sah ahnungsvoll auf.

„Frau Zügler erwartet Sie schon Herr Aksoy.", wurde ihr sofort bewusst wer vor ihr stand und sie ging mit eleganten, dennoch extrem schnellen Schritten vor, die Kenan halten konnte, doch ich nicht.
Keuchend joggte ich schon mit ihnen und Kenan sah zu mir.

„Man du bist so unsportlich!", bemerkte er und zog mich an meiner Hand, damit ich nicht das Tempo verlor.
Ich war nicht unsportlich, sondern sie einfach zu motiviert! Rannte diese Katrin etwa weg oder wieso beeilten wir uns so sehr?
Die dunkelhaarige Frau zog eine weitere Glastür auf und deutete uns hinein.

„Dankeschön." Kenan trat hinein und ich sofort hinterher.
Mein Blick fiel auf eine Frau, die an einer Puppe abmaß und einen blauen Stoff um ihre Schulter gelegt hatte.
Sie sah sofort auf und ein strahlendes Lächeln umfasste ihre puder-farbenen Lippen.

„Kenan! Schön dich wieder zu sehen.", freute sich die Frau um die Mitte vierzig. Sie streckte ihre Arme nach ihm aus und umarmte ihn herzlich. Er erwiderte es breit grinsend.

„Freut mich auch Katrin. Wie geht es dir?", fing er an mit ihr zu plaudern während ich immer noch außen vor war.
Sie klopfte ihm glücklich auf die Wange.

„Sehr gut dir?", fragte sie und er nickte,„Ich habe dich und Koray sehr vermisst. Ihr kommt seit zwei Jahren nicht mehr hierher und die Anzüge für die Gala habt ihr auch schicken lassen." Ich sah auf meinen Fingernagel und fuhr es mit meinem anderen Nagel entlang. Durfte ich gehen?

„Katrin das ist meine Freundin Seren.", stellte er mich endlich vor und ich sah sofort mit einem Lächeln auf,„Seren, dass ist Katrin, die Designerin von unseren Anzügen seit Koray und ich existieren. Sie macht umwerfende Kleider, und auch Anzüge." Ich sah mich noch einmal im Raum um.
Eine Designerin?

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