K A P I T E L 13

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Sofort schießen mir die Tränen in die Augen. Er hat einen Sohn, also hat er auch eine Frau, stelle ich fest.

Die Vorstellung, dass Niklas und eine andere Frau....

Tränen rinne über mein Gesicht, wie Wasserfälle. Ich kann nicht anders, ich muss weg.

Wie von selbst setzen sich meine Füße voreinander und ich verschwinde um die nächste Ecke.

“Julia, warte!“

Ich höre seine Stimme, doch irgendwie nehme ich sie, sowie alles Andere, nur entfernt wahr.

Schnell reiße ich irgendeine Tür auf und gleite an der danebenliegenen Wand hinunter.

Auf dem Boden sitzend und weinend, kreisen meine Gedanken nur um ihn.

Alles war nur gespielt. Er hat mich nur benutzt. Zuhause hat er ja dann noch seine Frau oder Freundin.

Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß, es hat sich angefühlt wie Minuten, aber bestimmt waren es Stunden.

Ich wusste garnicht, dass man soviel weinen kann. Vorallem nicht wegen einer Person.

Irgendwann wird die Tür aufgerissen und Vivi starrt mich entgeistert an. Ohne etwas zu sagen, nimmt sie mich in den Arm und ich fange wieder an zu heulen.

“Hey, was ist denn los?“, fragt sie mich sanft und streichelt mit ihren Händen meinen Rücken.

“Er, er hat...“, weiter komme ich nicht, schon überkommt mich ein weiterer Tränenanfall.

“Shhh, Schatzi. Er hat es nicht verdient, dass du wegen ihm weinst.“

Sie drückt mich nochmal fest an sich und stupst mich dann leicht weg.

“Du gehst jetzt da raus und bist stark, heute Abend komme ich zu dir und du erzählst mir alles!“, beschließt Vivi und verlässt den.

“Julchen, wo warst du denn?“

Mein Vater, und gleichzeitig auch Klinikleiter, Wolfgang Berger steht vor mir.

“Hast du geweint?“, fragt er mich besorgt.

“Nein, nur trockne Augen“, lüge ich.

Zweifelnd sieht er mich an.

“Was willst du von mir“, frage ich ihn etwas unfreundlich.

“Immer mit der Ruhe, ich wollte dir nur bescheid sagen, dass du und Dr. Ahrend morgen über deine Doktorarbeit reden werden“, erklärt er ruhig.

“Was?!“, bringe ich entsetzt hervor.

“Warum ausgerechnet morgen?“, frage ich ihn schon etwas ruhiger.

“Weil du sie Ende des Jahres abgeben musst und es wird Zeit anzufangen“, argumentiert er.

Frustriert schnaufe ich.

“Stimmt etwas nicht?“

“Nein, alles gut. Um wie viel Uhr?“

“Wir dachen Abends passt am besten, da ist nicht mehr so viel los und ihr beide habt keinen Dienst.“

“Okay“, stimme ich zähneknirschend zu.

“Hey, Julchen. Ich merke doch das irgendwas nicht stimmt. Du kannst immer mit mir und Mama reden, wenn was ist.“

“Ja Papa ich weiß. Aber alles ist gut.“

Nach einer Umarmung drehe ich mich um und gehe.

Na das kann ja was werden.

Schnell gehe ich den Gang entlang, um zum Counter zu kommen, da kommt mir ein sehr wütender Dr. Moreau entgegen.

“Berger, was fällt ihnen ein?! Einfach so zu verschwinden. Das wird noch Folgen haben. Aber nun erstmal hopp, hopp, los zum kleinen Max.“

“Es tut mir sehr......“.

Weiter komme ich nicht, da werde ich von ihm unterbrochen.

“Jaja, es tut ihnen leid, schon klar. Kommen sie jetzt.“

Ohne mich weiter zu beachten dreht er sich um und deutet an, dass ich ihm folgen soll.

Als wir vor einem Zimmer auf der Kinderstation ankommen, bleibt er stehen und wirft mir noch einen strengen Blick zu, bevor er die Tür öffnet.

Im Raum sitzt Max auf einem großen Bett und lacht. Neben ihm sitzt Niklas, welcher eben wohl einen Witz erzählt haben muss.

Mit einem Räuspern mache ich mich bemerkbar, aber Niklas Blick weiche ich so gut es geht aus.

“Sie haben ja die Röntgenbilder gesehen, er hat einen glatten Bruch. Frau Berger wird das Bein eingipsen und danach kann er nach Hause“, wendet sich Dr. Moreau an Niklas.

Dieser nickt kurz.

“Ich komme mit“, fügte er noch hinzu.

Dies brachte mich irgendwie aus der Fassung und ich sah ihm entsetzt in die Augen.

Er lächelt mich an und seine Augen strahlen mich an. Ich verliere mich einmal mehr in seinem Blick, kann mich dann aber doch von ihm losreißen und stapfe aus dem Raum.

Ich sitze schon auf einem Stuhl neben der Liege, als Niklas mit seinem Sohn auf dem Arm hineinspatziert.

Er setzt ihn auf die Liege und lässt sich selbst auf einem Stuhl neben mir nieder.

Während ich Max Bein und Fuß eingipse, redet Niklas auf ihn ein und bringt ihn so dazu sich nicht zu bewegen.

“Julia, du hast da immer noch Aua“, wendet sich Max plötzlich an mich.

Blut schießt in meinen Kopf und ich wende ich peinlich berührt von ihm ab.

“Es ist wirklich nicht schlimm Max. Habe ich dir doch schon gesagt.“

“Ja, aber mein Papa ist doch Arzt. Der kann dir helfen. Oder Papa?“, wendet der Kleine sich nun an ihn.

Dieser fängt an zu lachen und wirft mir einen undefinierbaren Blick zu.

“Ich glaube das ist wirklich nichts schlimmes, mache dir keine Sorgen um sie. Wenn du willst kann ich sie nochmal untersuchen“, zwinkert er Max zu.

“Ja, das wäre gut“, entgegnet der Kleine.

“So, aber nicht jetzt. Ich bereite noch deine Entlassungspapiere vor und gebe sie dann deinem Papa und du kannst nach Hause“, erzähle ich.

Max wackelt mit seinen Krücken auf mich zu und nimmt mich in den Arm.

Lächelnd erwiedere ich die Umarmung.

“Sei nicht traurig, vielleicht sehen wir uns ja mal wieder“, flüstere ich ihm zu.

“Jaaa, komm doch auch Mal, wenn ich Papa besuche.“ Bettelnd schaut er Niklas an.

Besuchen, warte wie.

“Wieso deinen Papa besuchen, wohnst du nicht bei ihm?“, wende ich mich erstaunt wieder an Max.

“Er wohnt bei Arzu und ihrem Mann Phillip mit seinen beiden Geschwistern“, antwortet Niklas für ihn.

Er hat gar keine Frau. Und ich heule mir die Augen aus dem Kopf. Es fällt mir wie Schuppen von den Augen.

“Mund zu, sonst fliegen Fliegen rein!“, lacht Niklas und verlässt mit Max den Raum.

Ich bin so eine Idiotin.

-A💗

doctor's passionWhere stories live. Discover now