K A P I T E L 16

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Lächelnd küsst Niklas mich kurz, um mich dann zum Abschied in den Arm zu nehmen.

"Hast du Lust noch mit zu mir zu kommen?", fragt er mich leise.

Ohne lange zu überlegen bejahe ich die Frage. "Wir müssen aber noch kurz bei mir zu Hause vorbei fahren, ich brauche Sachen für Morgen früh", wende ich ein.

"Das lässt sich machen." Niklas zwinkert mir zu.

Wir verlassen zusammen den Raum und das Krankenhaus.

Die Fahrt vergeht schnell und einige Minuten später liege ich in Niklas Armen auf seinem Sofa und trinke einen Rotwein.

"Kann ich dich was fragen?" Ich male mit meinem Daume kleine Kreise auf Niklas', von einem Hemd verdeckte, Brust.

"Klar, alles was du willst", flüstert er mir leise in's Ohr.

"Was ist das mit uns? Was sind wir?"

Diese Frage stelle ich mir schon so lange, war aber immer zu ängstlich um Niklas nach seiner Meinung zu Fragen.

Niklas schaut mich nachdenklich an. Ich habe Angst vor seiner Antwort. Angst davor verletzt zu werden.

Mir ist klar geworden, dass ich mehr für diesen Mann empfinde, als Freundschaft.
Nie hätte ich gedacht, dass man nach so kurzer Zeit eine so starke Bindung zu jemandem Aufbauen kann. So etwas fühlen kann.

"Ich mag dich, ich mag dich wirklich sehr. Nach dem Tod meines Bruders war ich nie so glücklich, wie jetzt. Du machst mich glücklich.
Ich habe Angst feste Bindungen einzugehen, ich fürchte mich davor."

Ich warte bis Niklas fortfährt, doch er scheint mit seinen Gedanken wo anders zu sein.

Zu gerne würde ich wissen, was in seinem Kopf vor geht, aber noch lieber würde ich erfahren, was damals passiert ist.

So ganz viel kann ich mit seiner Antwort nicht anfangen. Irgendwie hat er ja schon gesagt das er mich gerne hat.

Kurz strecke ich meine Hand nach dem Weinglas aus.

"Auf uns." Niklas stößt mit seinem Glas gegen meins und setzt das Gefäß langsam an seine geschwungenen Lippen.

Wir unterhalten uns noch, bis mir die Augen zufallen.

Niklas muss mich in sein Bett getragen haben, denn am nächsten Morgen wache ich genau dort auf.

Als ich mich zur Seite drehe, sehe ich den schlafenden Mann neben mir liegen.

Ich robbe dichter an ihn heran, lege meine Lippen langsam auf seine und versuche ihn wachezuküssen.

Nach kurzer Zeit erwidert Niklas meinen Kuss und zieht mich fester zu sich.

Seufzend drücke ich ihn leicht von mir weg.

"Niklas, ich muss los", flüstere ich leise.

"Wohin?" Seine raue Morgenstimme lässt mich in meiner Bewegung inne halten.

"Ich habe zufällig Frühschicht und müsste zur Arbeit."

Schmollend lässt er von mir ab und wirft mir einen Luftkuss zu.

"Viel Spaß, ich komme gegen Nachmittag nach!", verabschiedet er sich von mir.

"Bis dann!"

Schnell schlüpfe ich in eine Jeans und einen bequemen Pullover und schmeiße die Kaffeemaschine an.

Gleichzeitig schneide ich ein Brötchen auf, welches ich im Schrank gefunden hatte.

Niklas Kühlschrank hält nicht so viele Aufstrichmöglichkeiten bereit, weswegen ich mein Brötchen einfach mit Butter esse.

Vor seiner Wohnung steht mein Auto auf dem Parkstreifen der Straße.

Ich stecke den Schlüssel in das Zündschloss und fahre kurze Zeit später geradewegs auf das Krankenhaus zu.

Abgehetzt komme ich am Oberärztezimmer an und reiße die Tür auf.

"Tut mir Leid, dass ich zu spät bin!", bringe ich keuchend hervor.

Mürrisch wirf mir Doktor Moreau einen Blick zu.

"Es gab zu viel Verkehr!", begründete ich mein Zuspätkommen.

"Verkehr mit Dr. Ahrend?", flüsterte Vivi leise wissend.

Sofort läuft mein Gesicht feuerrot an.

"Vivi!", zische ich.

"Kling, Berger auseinander!"

Doktor Moreaus scharfe Stimme lässt mich aufhorchen.

"Kling, ab zu Dr. Ruhland und Berger, sie kommen mit mir zur Patientenkontrollen!"

Wissend was Sache war, macht sich nun jeder an die Arbeit.

Als erstes sollten Moreau und ich uns um Henning Pfister kümmern.

Er hatte eine Hirnblutung, die wir gerade noch rechzeitig operieren konnten.

Seit vier Tagen liegt er nun wieder auf der Normalstation.

"Herr Pfister wir....!" Ich blicke in ein leeres Zimmer.

"Herr Pfister?", rufe ich erneut. Keine Antwort.

"Berger wo ist der Patient?", kommt nun auch Doktor Moreau dazu.

"Ich weiß es nicht!", sehe ich ihn leicht verzweifelt an.

"Und was stehen sie dann noch hier herum? Suchen sie ihn, der Mann wurde gerade erst operiert!"

Schnell mache ich mich auf den Weg zum Eingang. Vielleicht befindet sich der verschollende Patient ja dort.

Und tatsächlich, auf der anderen Straßenseite sitzt Herr Pfister seelenruhig auf einer Bank und redet mit einer Frau.

Ich bin erleichtert, dass es ihm gut zu gehen scheint.

Ich gehe also aus dem Klinikum, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

Dabei fällt mir nicht auf, dass ich schon an der Straße angekommen bin.

Ich laufe einfach zielgerichtet weiter, bis mich ein Schrei von Ben aus der Bahn bringt.

"Julia pass auf!"

Erschrocken fahre ich herum und sehe einen Krankenwagen mit großer Geschwindigkeit auf mich zu fahren.

Das letzte was ich sehe ist das erschrockene Gesicht des Rettungswagenfahrers, bevor es einmal ganz laut knallt und alles um mich herum schwarz wird.



-A💗








doctor's passionWhere stories live. Discover now