Kapitel 12

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Nach dieser Morgendlichen Szene gehe ich in mein Zimmer und räume noch die übrigen Kartons aus. Nach etwa drei Stunden bin ich fertig und ein leckerer Geruch lockt mich in die Küche. Mein Bauch gibt komische Geräusche von sich und in meinem Mund läuft das Wasser zusammen, denn in der Küche sind ein hektisch herumlaufender Rob und ein fröhlicher Falco, mit einer viel zu großen Kamera für ihn, zu sehen.

Ich spitze kurz um die Ecke und wollte nicht weiter stören doch Rob entdeckt mich und fragt: „Willst du mal probieren?" Dabei geht er auf mich zu und hält mir einen dampfenden Teller voller Nudeln unter die Nase. Ich kann nicht wirklich erkennen welche Soße es ist, doch es sieht sehr nach Spaghetti Carbonara aus.
Natürlich hält mir Falco die Kamera direkt ins Gesicht und ich glubsche wie ein Kugelfischer hinein.

„Ja ich würde wirklich gerne was probieren, aber muss unbedingt die Kamera immer mit dabei sein?" Die beiden schauen sich an, daraufhin macht Falco die Cam aus und lässt sie sinken. Rob legt mir eine Hand auf den Rücken und schiebt mich Richtung Sofa. Er setzt sich hin und klopft neben sich: „Komm, setz dich." Ich lasse mich neben ihm nieder und schaue direkt in seine Augen. Es ist ein kleines funkeln darin zu erkennen. Ich weiss nicht genau auf was er hinaus will, auf jeden Fall geht es um etwas ernstes. So habe ich ihn noch nie erlebt.

„Das kann nicht ewig so weiter gehen." „Was meinst du?" „Das mit YouTube...", er schaut betreten zu Seite „Natürlich wollen wir dich nicht zwingen in die Öffentlichkeit zu treten. Wir können dich aber nicht ewig verstecken. Ein Wort. Ein Foto. Ein Screenshot. Eine Millisekunde in der man dich sieht und die Gerüchteküche brodelt. Zuschauer sind unberechenbar. Umso früher sie dich kennenlernen, umso besser können sie sich an dich gewöhnen." „Ihr wollt, nein, eher gesagt ihr besteht darauf das ich mit in die Videos muss?" „Ja."

„Kannst du dir das vorstellen?? Er hat gesagt ich MUSS in den Videos zu sehen sein!" Nach dem Gespräch mit Rob bin ich aus der Wohnung gegangen um einen freien Kopf zu bekommen. Ich lief eine Weile und traf zufällig Simon welcher gerade seine Haustüre aufsperren wollte, doch es nicht geschafft hat, weil er seinen Schüssel unter den fünf Tüten nicht gefunden hat. Daraufhin lud er mich zu sich ein und ich habe ihm alles erzählt.

Als ich das erste mal in seine Wohnung trat war ich schockiert. Ich blieb wie angewurzelt stehen: „Das ist doch nicht wirklich deine Wohnung, oder?" „Doch, man gewöhnt sich daran." „Was ist passiert? Warum sind die Wände pink? Ist das Silber... und was sollen diese schwarzen Verzierungen?" „Für dieses tolle Kunstwerk darfst du dich bei deinem Mitbewohner Rob bedanken." „Aber warum... warum macht er so etwas?" Er zuckte nur mit den Schultern und sagte gleichgültig: „So ist es halt als YouTuber wenn du ein paar Klicks willst." Aber das es solche Ausmaße annimmt hätte ich nicht gedacht.

Simon und ich machten es uns in seinem ganz speziellen Wohnzimmer gemütlich und er brachte Tee. Wahrscheinlich das ich mich wieder beruhigte. Ich erzählte ihm was Rob zu mir gesagt hat. Er hörte mir aufmerksam zu und als ich fertig war, antwortete er: „Ich kann Rob verstehen."

„WAS?" „Ja, für Zuschauer ist es am anfangen immer komisch wenn jemand neues dabei ist. Wenn sie dich aber schon von Anfang an kennen, dann sind sie weniger verblüfft. Du gehörst jetzt zu uns, man KANN dich nicht verstecken. Das geht einfach nicht. Es ist unmöglich." „Hmmm..." „Rede noch mal mit ihm, aber du musst dich auch in seine Lage hinein versetzen können." „Ja, du hast recht Simon. Tut mir leid dass du dir jetzt das ganze anhören musstest." „Kein Problem, dafür bin ich da", zwinkert er mir zu.

Ich sehe auf die Uhr und springe auf. Die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen. „Schon 16:30? Ich muss jetzt gehen Simon. Aber vielen Dank das du mich spontan eingeladen hast." „Kein Problem. Vielleicht sehen wir uns bald wieder?" „Hoffentlich!", lächle ich ihn an und steige in meine Turnschuhe. Wir verabschieden uns mit einer Umarmung, welche länger geht als gewöhnlich.

Der nette Dude von nebenanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt