Kapitel 24

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„WAS WILLST DU ROB?", brüllt Simon ihn an und kommt einen Schritt näher auf Rob zu. „DU WEISST GANZ GENAU WAS ICH MEINE!", gibt er zurück und will zum Schlag ausholen. Ich kann das nicht mit ansehen, renne zu ihnen, stelle mich dazwischen und schreie: „STOOOPPP! SAG MAL, SPINNT IHR DEN TOTAL?!"

Ich schaue zwischen Rob und Simon hin und her. Beide sehen ziemlich geschockt aus. „Es ist besser wenn du gehst", befielt Rob mir tonlos, nach dem er sich wieder rasch gefangen hat. „Halt die Fresse! Du hast ihr gar nichts zu sagen! Außerdem ist das immer noch meine Wohnung, ALSO RAUS HIER!", entgegnet ihm Simon und zeigt mit dem Finger auf die Türe.

Rob wirft mir und Simon noch einen böswilligen Blick zu, bevor er die Türe mit aller Kraft zu haut. Beinahe hätte ich gedacht das sie aus ihren Verankerungen fällt.
Simon lässt sich kraftlos auf sein Sofa fallen. Ich setzte mich zu ihm: „Was war das?"

Er schaut mich an, er hat tiefe Augenringe. Es geht ihm nicht gut, definitiv nicht. „Eine Sache zwischen Rob und mir", murmelt er. „Bitte", flüstere ich „du weißt dass du mir alles anvertrauen kannst."

„Rob ist...er ist...", fängt Simon an. „Er ist nicht damit einverstanden was gestern Abend passiert ist, zwischen uns."

Ich halte den Atem an. Plötzlich kommt mir die Situation von gestern Nacht in den Sinn. Als ich mit Rob auf der Terrasse stand. „Das bedeutet", fange ich an und Simon vollendet den Satz: „Er liebt dich."
Ich wende mich von ihm ab. Ich hätte ja mit allem gerechnet aber nicht damit, dass Rob eifersüchtig auf Simon ist.

Okey.
Das ist alles gerade ein bisschen zu viel für mich. Ich muss ganz kurz auf die Situation klar kommen.
Ich schaue ihm in die Augen. Ich realisiere es noch nicht richtig.

Plötzlich spüre ich Simons Kopf ganz nahe neben meinem und sein Atem streift meinen Hals, danach meine Wange und dann meine Lippen.
Er bricht schlussendlich den Abstand und ich erwidere den Kuss. Es wird immer leidenschaftlich und ich kann mich komplett fallen lassen. Es löst den ganzen Schmerz, die Verwirrung und all die Sorgen die ich spürte.

Wir finden uns in seinem Bett wieder. Atemlos lässt er sich neben mich fallen und zieht mich an seine Brust. Er streicht mir behutsam eine Strähne aus meinem Gesicht und küsst meine Stirn. Ich kuschle mich ganz nahe an ihn und schließe meine Augen.

Irgendwann schlage ich sie wieder auf, ich muss wohl eingeschlafen sein. Der Platz im Bett neben mir ist frei und ich richte mich auf, wo ist Simon?

Ich schaue ihn seinen Kleiderschrank und nehme mir ein T-Shirt und eine Boxershorts, das müsste genügen. Ganz langsam öffne ich die Türe und spitze in den Flur. Niemand ist da, also beschließe ich die Treppe zum Wohnbereich zu nehmen.

Als ich in die Küche schaue ist da zwar ein Mann, aber nicht Simon. Ich schaue die Person erschrocken an und er wahrscheinlich genau so geschockt mich. Sein Augen sind weit geöffnet und sein Mund steht offen. „Man hast du mich erschreckt", gibt er zu und räuspert sich.

„Ich soll dir von Simon ausrichten das er kurz weg ist, aber gleich wieder kommen müsste." „Wo ist er den hingegangen?" „Darf ich nicht sagen, sorry."

Ich laufe zu dem Tisch und stütze mich darauf ab: „Tut mir leid, ich weiss deinen Namen nicht mehr..." „Miro", antwortet er mir.

„Achso stimmt, sorry Miro. Aber ich will wirklich gerne wissen wo er ist. Nicht das er schon wieder etwas Dummes anstellt." Er schaut betreten zu Boden: „Ich glaube dafür ist es schon zu spät."

„WIE BITTE?!", platzt es aus mir heraus, „WAS MEINST DU?"
„Er ist bei Rob", gibt er leise zurück und ich schaue ihn fassungslos an. „Das ist gerade nicht dein Ernst oder?" „Doch."

10 Minuten später stürme ich auch schon in die Wg und höre von draußen nur lautes Geschrei. Noch bevor ich in der Küche ankomme schreie ich los: „AUSEINANDER SOFORT!"

Als ich ankomme wird alles still, sechs Augenpaare glotzen mich an, als würden sie es nicht fassen das ich jetzt vor ihnen stehe. Ich gebe niemandem die Chance auch nur den Mund aufzumachen da brülle ich sie schon an: „HABT IHR NICHT MEHR ALLE TASSEN IM SCHRANK?! IHR SEID DOCH ALLE BESCHEUERT!"

Falco kommt zu mir: „Leonia bitte beruhigen dich." „ICH? ICH MICH BERUHIGEN!? SIMON UND ROB KRIEGEN ES DOCH NICHT AUF DIE REIHE SICH ZU BENEHMEN!"

Nach einer ewigen Pause meldet sich auch mal Jimmy zu Wort: „Das ist eine Sache zwischen ihnen." „Nein!", gebe ich prompt von mir. Alle starren mich an: „Es ist eine Sache zwischen uns dreien, die einzigen die das klären können sind wir."

Das ist das Stichwort gewesen, Dima, Falco, Smiley und Jimmy verlassen wie auf Kommando den Raum und gehen aus der Wohnung. Jetzt sind nur noch Rob, Simon und ich da. Ganz alleine.

„Ich habe nur eine Frage", sagt Rob mit bebender Stimme, „Liebst du ihn?"

Ich blicke zwischen ihm und Simon hin und her. Beide schauen mich erwartungsvoll an. Ich fühle mich hilflos, alleine, einsam, zurück gelassen und einfach nur erschöpft. Der gestrige Tag steckt mir noch tief in den Knochen und jetzt stehen ich vor so einer Situation.

„Beantworte meine Frage!", fordert mich Rob auf. Er schaut mir fest in die Augen und bei seinem Anblick krampft sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Ich habe noch nie so viel Wut, Hass, Enttäuschung und Aggressionen in ihm gesehen.

Der Raum ist mucksmäuschenstill. Die Vögel von draußen haben aufgehört zu zwitschern, man hört keine Autos auf der Straße fahren und sogar die Sonne hat sich hinter schweren, dunklen, schwarzen Wolken versteckt. Es fühlt sich an als würde die Welt für einen Augenblicke stehen bleiben. Als würde es nur diesen einen Moment geben und sonst nichts anderes.

Ich halte seinem Blick stand und eigentlich will ich es fest und deutlich sagen, aber es kommt nur ein leiser Laut von mir: „Ja."

Der nette Dude von nebenanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt