Kapitel 22

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Kurz nach Mitternacht geht Simon wieder zurück zu seiner Wohnung. An der Tür fragt er mich plötzlich: „Was fühlst du eigentlich für mich?"

Ich weiss es nicht. Es war wunderschön, aber ich bin mir nicht ganz sicher ob er der Richtige für eine Beziehung ist. Auf der anderen Seite... woher soll ich das denn wissen wenn ich es nicht einmal probiert habe?

„Reden wir morgen darüber? Jetzt ist ein ungünstig Zeitpunkt dafür, so zwischen Tür und Angel", antworte ich. „Ja okey, kann ich verstehen", er küsst mich auf die Backe und läuft die Treppe hinunter.

Ich schaue ihm hinterher bis ich ihn nicht mehr sehe. Als ich mich umdrehe und die Türe schließen will steht Jana vor mir. „Was war das?", keift sie mich an und schaut mir böse in die Augen. „Ehm... ich weiss nicht, was meinst du?" „Das mit Simon und dir!" „Kann dir doch egal sein, oder?", gebe ich gelassen zurück und schaue sie herablassend an. „Halte dich einfach fern von ihm!", droht sie mir und dreht sich schwungvoll um.

Ich seufze auf und bahne mir einen Weg zur Küche. In der Zeit als ich draußen mit Simon war, hat sich das Publikum komplett geändert. Jimmy hatte recht behalten, bevor die Anderen kommen, sind die Ersten schon wieder gegangen.

Als ich endlich bei der Kücheninsel ankomme sehe ich Sascha aka UnsympathischTV mit einem Becher in der Hand. Er steht dort ganz alleine und ich geselle mich zu ihm: „Hey!" Er schielt kurz zu mir hinüber, schaut dann aber schnell wieder in seinen Becher: „Kennt man sich?"

Ich drehe mich zu den Wodkaflaschen und nehme mir einen neuen Becher: „Nein, bin nur die, wegen der die Party überhaupt stattfindet." „Achso, sorry. Wusste ich nicht. Ich bin Sa-" „Sascha, ich weiss", antworte ich, während ich meinen Becher zur Hälfte mit Wodka fülle und zur Hälfte mit Cola.

„Schlechten Tag heute?", fragt er mich belustigt. „Jap." Wir stoßen an und ich Exe meinen Becher aus, er ebenfalls. „Warum bist du alleine?" „Ich bin hier gerade angekommen. Am Anfang schaue ich mir immer alles erst ganz genau an bevor ich mich ins Getümmel stürze." „Hmm", murmle ich und greife zur Wodkaflasche. Nur das ich mir nicht erst was in den Pappbecher schütte, sondern direkt von der Flasche trinke.

„Und was ist mit dir passiert?" „Also", fange ich an, „Ich hab mit Simon bisschen rumgemacht und dann hat er mich gefragt ob ich was fühle. Aber ich weiss es nicht, woher soll ich das denn auch wissen? Weil eigentlich hab ich, glaube ich zumindest, Gefühle für Rob entwickelt. Doch ich weiss nicht ob das alles nur freundschaftlich ist oder nicht. Und dann kommt diese 'perfekte Jana' und droht mir einfach, obwohl ich sie nicht mal richtig kenne und-"

„Okey, Stop", unterbricht mich Sascha. Er schaut mich mitleidig an und meint: „Heute, hier und jetzt kannst du eh nichts mehr ändern. Außerdem hilft Alkohol nicht unbedingt." „Aber es macht manche Situationen erträglicher", gebe ich zurück und er stimmt mir missbillig zu.

Ich unterhalte mich eine Weile mit ihm. Er erzählt mir von Stuttgart und seiner Crew, wie er Rob, Simon und die anderen alle kennengelernt hat. Ich weiss nicht ob es nur wegen des Alkohols so scheint, aber manchmal huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Er ist wirklich lustig und ich hätte mich wahrscheinlich noch Stunden mit ihm unterhalten können, doch dann unterbricht uns ein sehr besoffener Filipe, welcher schwankend auf und zu läuft: „Heyyyyy, leuuuteee! Wasch geeeht?? Isch brauch Alllllkohol!"

„Filipe, setzt dich hin. Du bist schon besoffen", antwortet Sascha sanft. Er behält die Ruhe, bemerkenswert denke ich  mir und nehme noch einen Schluck von der Flasche. Das Zeug schmeckt so ekelhaft pur, aber ich merke wie die Wirkung sofort eintritt und sich das warme Gefühl in meinem Bauch verbreitet. Ich lehne mich gegen die Kücheninsel und schaue dem Schauspiel zu, irgendwie kann ich es immer noch nicht realisieren was in den letzten Tagen alles passiert ist. Es ist so surreal.

„Leonia, kannst du einen Eimer holen? SCHNELL!", befiehlt mir Sascha und ich renne, so schnell ich in meiner jetzigen Verfassung 'rennen' kann, in das Badezimmer. Ich komme gerade zum richtigen Zeitpunkt zurück, den Filipe greift sich sofort den Eimer und übergibt sich.

Jimmy kommt dazu, damit Sascha und er Filipe helfen können, ihn nach draußen auf die Terrasse zu bringen. Somit stehen ich, mal wieder, alleine da und schaue mich nach bekannten Gesichtern um. Ich müsste die Chance jetzt eigentlich nutzen um neue Leute kennenlernen. Trotzdem halte ich ausschau nach Rob, finde ihn aber leider nicht.

„Halb zwei", säusle ich zu mir selbst und stemme mich von der Platte ab. Na gut, dann rein in die Menschenmasse und einfach zum Takt tanzen. Die Flasche kommt sicherheitshalber mal mit, ich brauch nämlich noch mehr Alkohol!

In der Mitte des Wohnzimmer ist die Hölle los, doch jeder scheint Spaß zu haben. Gerade läuft das Lied 'Bros' von RIN und es ist eine Fetzen Stimmungen. Jeder singt mit und am lautesten Rob, wer auch sonst? Endlich habe ich ihn wieder gefunden!

Als er mich auch sieht kommt er auf mich zu und wir bewegen uns zum Song. „Gehen wir mal kurz raus?", schreit mir Rob ins Ohr, damit er gegen die laute Musik ankommen kann. Ich nicke und er zieht mich auf die Terrasse. Dort erblicken wir nur einen kotzenden Filipe, Jimmy und Sascha, die sich angeregt über etwas unterhalten.

Wir sind also so gut wie allein, jeder ist mit sich selbst beschäftigt. „Willst du?", fragt mich Rob und streckt mir eine Kippe hin. Ich ergreife sie dankend und er gibt mir noch Feuer. Wir stehen nebeneinander am Geländer und schauen hinaus in die Dunkelheit.

In meinem Kopf dreht sich alles und erst nach ein paar Zügen ergreift Rob das Wort: „Hast du neue Leute kennengelernt?" „Ja, ich verstehe mich recht gut mit Sascha." „Und sonst?", hackt er nach. „Ich war die meiste Zeit bei Simon", erkläre ich ihm. Er dreht sich um und schaut in die Ferne: „Also stimmt es."

„Was stimmt?", frage ich ihn und schüttle seinen Arm. Er schaut mich an: „Das ihr was miteinander habt." Er drückt seine Zigarette aus und geht wieder rein, nachdem er sich meine Wodka Flasche, welche ich mitgenommen habe, vom Boden aufhebt. Ohne noch etwas zu sagen geht er, er geht einfach.

Mir ist gerade wirklich zum heulen zu mute, was war das gerade? Warum ist er jetzt so kalt zu mir gewesen? Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht? Es kann ihm doch egal sein, das mit Simon. Aber warum, warum? Warum ist er so ein Arsch gerade gewesen?

Ehe ich es bemerke laufen mir Tränen über das Gesicht und in meiner verschwommenen Sicht kommt eine Gestalt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Ich lasse mich einfach in die Umarmung ziehen, obwohl ich nicht mal weiss wer das ist. Ich weine das komplette Oberteil der Person voll und jetzt ist meine noch übrige Mascara endgültig verlaufen.

Ich wische mir verstohlen über das Gesicht und jetzt erkenne ich eine Frau. Sie ist wirklich hübsch, hat schöne Blonde lange Haare, ein süßes Lächeln, doch ihre Augenfarbe erkenne ich in dem dunklen Licht nicht. „Hey süße, was ist los?", fragt sie mich und noch bevor ich antworte breche ich schon wieder in Tränen aus.

„R-r-rob", bringe ich nur in weinerliche Stimme hervor. „Ohje", kommt von ihr und setzte sich auf den Boden. Sie klopf neben sich um mir ein Zeichen zu geben dass ich mich setzten kann.

Ich erzähle ihr alles, also wirklich ALLES. Nicht nur in Kurzfassung so wie bei Sascha, sondern die ganze Geschichte. Sie hört mir aufmerksam zu. Manchmal kommt ein, „Typisch!" oder „Ach du Arme..." von ihr. Als ich fertig bin sage ich: „Ich weiss noch nicht mal deinen Namen und hab dich jetzt bestimmt total mit dieser Geschichte genervt."

„Neiiinnn, ach Mäuschen! Du hast mich nicht damit genervt! Ich bin Kelly", beantworte sie mir meine Frage und ich lächle ihr kurz zu.

Der nette Dude von nebenanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt