Der Fall des Drachen [1] - Gefährliche Freundschaft

20 - Das Schloss des Drachen

Gefährliche Freundschaft
——————
Kapitel 20

HASS ÜBERSCHATTETE DIE AUGEN Devrans, der es als Anführer, wenn auch selbsternannt, offensichtlich nicht gewohnt war, dass man ihm widersprach. Unwillkürlich trat Vin einen Schritt zurück, versuchte jedoch noch immer, ein selbstsicheres Bild von sich zu vermitteln. Langsam spürte sie, wie die Stränge aus goldenem Licht, die sie noch immer wie eine schützende zweite Haut umgaben, schwächer wurden. Sie selbst verspürte ein wachsendes Gefühl an Kraftlosigkeit.

Ihr Gegenüber blickte sie nur weiterhin unverwandt an. Seine Augen sprühten beinahe Funken, so wütend wie er sie anguckte. Vin blinzelte und sah zur Seite. Die Augen der Drachenseele nahmen jenen Goldton an, den auch Atlas' Augen hatten.

Beunruhigt nahm sie aus den Augenwinkeln heraus war, dass sich der Kreis der Drachenseelen enger um sie schloss und auch der schwarze Drache sich erhob, gemächlich, als würde er sie nicht als Gefahr einschätzen. Das Mädchen bekam es mit der Angst zu tun. Nicht, weil sie etwas zu verlieren hatte, denn Atlas, Zara und Mirnen hatte sie bereits verloren, sondern weil ihre Hoffnung von Sekunde zu Sekunde mehr schwand. Sie hatte bis hierhin weitergemacht, weil es sicherlich Atlas' Wille gewesen wäre, die Dracheneier zu finden, doch wie sollte sie nun aus dieser Bredouille herauskommen, geschweige denn, die selbst auferlegte Aufgabe erledigen?

Dann geschah vieles auf einmal. Der schwarze Drache spie einen Feuerball in ihre Richtung, sodass sie instinktiv die Hände vor das Gesicht hielt, die Handteller nach außen zeigend. Vin spürte die Wärme, sah allerdings auch, dass das Feuer kehrtmachte, nachdem es kurz an ihren Fingern geleckt hatte, als habe es sie begrüßen wollen. Die Flammen, nun nicht mehr als Ball, schossen in alle Richtungen davon und sorgte dafür, dass die Drachenseelen auseinanderwichen. Kurz wunderte das Mädchen sich. Drachenseelen waren doch immun gegen das Feuer!

Lange konnte Vin sich nicht an diesem Gedanken aufhalten. Als sie langsam ihre Arme senkte, erkannte sie, dass ihre Magie sich nicht mehr schützend um sie gelegt hatte, sondern nur noch in blassem goldenen Licht zwischen ihren Fingern flackerte.

In einem letzten Versuch streckte sie ihren Arm durch und schleuderte mit dieser Bewegung Devran und dem Drachen die goldenen Funken entgegen.

Noch während sie beobachten musste, wie Devran sie mit einem kleinen Schlenker seiner Hand abwehrte wie eine lästige Fliege, wurde ihr schwindlig. Dann spürte sie etwas Hartes am Hinterkopf. Ehe sie zu Boden sackte, erkannte sie nur noch schemenhaft einen Mann, der den Knauf eines Messers gegen ihren Kopf hatte sausen lassen. Den Aufprall auf dem Boden spürte sie nicht mehr.