Kapitel 36 ~ Socken im Fenster

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- Yuki -

Das erste, was ich spüre, sind pochende Kopfschmerzen. Was heißt pochend? Sie sind ekelhaft. Es fühlt sich an, als ob mein Kopf gleich in mehr als tausend Teile zerspringen würde.

Blinzelnd öffne ich meine Augen und starre nach oben an die weiße Decke. Langsam lasse ich meinen Blick die Wand hinunter wandern. Ein weißes Regal. Ein weißer Schrank. Beides vollgestopft mit Klamotten. Das war's.
Verwirrt drehe ich meinen Kopf in die andere Richtung. Großer Fehler. Sofort wird mir schwarz vor Augen und mein Kopf dröhnt noch mehr. Stöhnend verziehe ich mein Gesicht.
Warum zur Hölle geht es mir so scheiße? Und wo bin ich überhaupt?

Erst jetzt realisiere ich, dass ich nicht mal in einem Bett liege, sondern auf einem Stapel aus Kissen und Decken. Angestrengt versuche ich nachzudenken, soweit es in meinem jetzigen Zustand überhaupt möglich ist.
Was war gestern? Irgendwas mit Josi... mit Hinata... mit... Party? Ja, Party!

Langsam kommen die Erinnerungen zurück und mit ihnen eine Erkenntnis: Ich bin seit einer Woche in Südkorea bei Hinata. Vorsichtig lasse ich meinen Blick wieder schweifen, bis er an einer Uhr hängen bleibt. Sechzehn Uhr. Sechzehn Uhr schon? Ist heute überhaupt noch Samstag?

Seufzend reibe ich mir mit den Fingern über meine Schläfen. Ich werde mich nie wieder betrinken. Naja gut, vielleicht ja doch, aber nie wieder so sehr! Oder zumindest nicht in nächster Zeit...
Langsam richte ich mich auf, was mein Körper aber mit einem starken Schwindelgefühl quittiert.

Doch dann spüre ich etwas, das weitaus schlimmer als Schwindel ist. Echt jetzt, Körper? Muss das sein? So gut es geht, springe ich auf und torkele in den Korridor und in das Bad dieser Etage. Gerade noch rechtzeitig, um mich in die Kloschüssel zu übergeben.

Mit vor Ekel und Schmerzen verzerrtem Gesicht trete ich kurz darauf zum Waschbecken, um mich erstmal wenigstens etwas frisch zu machen. Doch ein Blick in den riesigen Spiegel bestätigt mir, dass es wahrscheinlich nicht viel bringen wird.
Mit meinen tiefen Augenringen, der blassen Haut, den vor Trockenheit eingerissenen Lippen und meinem wirr vom Kopf abstehenden Haar sehe ich wie eine aus einer Tonne gekratzte Leiche.
Na klasse.

Nachdem ich mich gewaschen, gekämmt und umgezogen habe, mache ich mich auf die Suche nach den Jungs. Es ist aber so verdächtig still hier, dass sie garantiert nicht da sind.
Nachdem ich wirklich keinen von ihnen finden kann, mache ich mich wieder auf den Weg in mein provisorisches Zimmer, lege mich auf meinen Deckenstapel und bin beinahe sofort wieder eingeschlafen.

* * *

Der laute Knall einer Tür weckt mich aus meinem traumlosen Schlaf. Mein Kopf dröhnt immer noch genauso heftig wie vorher. Ich will schon die Augen wieder schließen und einfach weiterschlafen, doch da steckt Jeongguk seinen Kopf durch die Tür in das Zimmer.

"Wie siehst du denn aus?", fragt er mit echtem Entsetzen in der Stimme.
"Na vielen Dank", murmle ich vor mich hin.
"Sorry, war nicht so gemeint. Hast du Hunger?" 

Ich blinzle  wieder zu ihm hoch. "Sehe ich so aus? Kannst du mich nicht einfach schlafen lassen?" Er schüttelt mit dem Kopf und erklärt mir: "Wir müssen doch noch deine Sachen packen."

Sachen packen? Ich verstehe nichts...

"Weißt du nicht mehr? Du ziehst doch heute um. Zu dieser Josi. Ins Hotel."

Langsam dämmert mir, wovon er spricht. Die restlichen zwei Wochen, die ich noch hier verbringe, wollte ich zu Josi ziehen, damit ich den Jungs nicht länger zur Last falle. Sie war schlau genug, gleich ein Zweibettzimmer zu buchen, weil ihr klar war, dass ich so unorganisiert bin, dass ich mir über sowas keine Gedanken gemacht habe, als ich regelrecht abhaute.

Am anderen Ende der Welt | BTSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt