Am anderen Ende der Welt | BTS

Kapitel 62 ~ Deal

- Hinata -

Meine nächsten Schritte sorgfältig planend gehe ich aus dem Büro von Bang PD. Draußen steht mein Vater, welcher scheinheilig von seinen Fingernägeln zu mir aufblickt.

"Und, wie ist es gelaufen?"
"Das weißt du ganz genau", grinse ich, wissend, dass er das gesamte Gespräch mitverfolgt hat.

Dann drehe ich mich noch einmal zu PD um, welcher mich abwartend ansieht und schließlich das Wort ergreift: "Ich zähle auf Sie, das wissen Sie hoffentlich?"
Ich nicke und PD verschwindet mit einem "Viel Erfolg" wieder in seinem Büro.

Ich atme tief durch und gehe voran in Richtung der Tanzräume, wo ich die Jungs erwarte. Mein Vater folgt mir schweigend. Von der Seite mustere ich ihn unauffällig. Er wirkt irgendwie, als ob er über etwas nachdenken würde.
Schließlich frage ich zögernd: "Was ist los?"

Er atmet tief durch, bevor er antwortet: "Du hast zu Bang PD etwas gesagt, das mir etwas unlogisch erscheint." Stirnrunzelnd warte ich darauf, dass er fortfährt.

"Du meintest, dass deine - deine Schwester etwas mit Taehyung und Jeongguk zu tun hat. Dafür muss sie aber hier gewesen sein."

Meine Augen weiten sich. Scheiße.

"Ich - also ehm, naja", beginne ich unter dem skeptischen Blick meines Vaters zu stottern, breche dann aber ab und lausche.

"Was ist das?", frage ich stirnrunzelnd. Auch er scheint verwirrt über das gleichmäßige Klopfen zu sein, das auf einmal ertönt.

"Das klingt als ob - als ob jemand auf den Boden schlägt."
Ich nicke. Aber warum?

Wir laufen die letzten Schritte in Richtung des Proberaums, von wo auch das Geräusch zu kommen scheint. Ich stoße die Tür auf und das Szenario, das sich mir bietet, ist absolut - absolut das dümmste, was ich in meinem Leben je gesehen habe. Und ich habe schon viele sehr dumme Dinge gesehen.
Vor mir sitzen Tae, Jimin und Jeongguk und schlagen gleichzeitig mit den Händen auf den Boden, wobei sie im Takt rufen: "Sitzstreik, Sitzstreik!"

Der Rest von ihnen macht das, was sie immer machen: Yoongi hat sich Kopfhörer aufgesetzt und schläft, Jin versucht, die Maknaes wieder unter Kontrolle zu bringen, Hobi scheint nicht genau zu wissen, ob er lieber bei den Maknaes mitmachen oder Jin zur Seite stehen soll und RM - ja, RM sieht einfach ziemlich überfordert mit der Situation aus.

Ich räuspere mich und sofort ist es still und alle Augen sind auf mich gerichtet. Jin kann echt noch was von mir lernen.

"Jungs, was soll das?" Streng sehe ich in die Runde. "Ich dachte ihr seid alle schon erwachsen? - Von der Maknaeline abgesehen."

Hobi ist der Erste, der aus seiner Starre erwacht. Mit ein paar großen Schritten ist er bei mir und drückt mich an sich. Ich erwidere seine Umarmung, fühle mich jedoch etwas unbehaglich, da mein Vater nach wie vor hinter mir steht. Nach einer kleinen Weile löse ich mich von ihm und wende mich wieder an die Anderen.

"Ihr könnt doch nicht einfach eure komplette Karriere gefährden. Euch ist schon klar, wie viel davon abhängt?"

"Wir sind uns darüber einig geworden, dass wir unsere Karriere nur weiterführen, wenn wir weiterhin unsere Freunde treffen dürfen", erklärt Jimin vom Boden aus, was die Autorität, die in seinen Worten liegt, enorm minimiert.

"Bang PD hat mit mir gesprochen. Er meint, ich soll versuchen euch vom Gegenteil zu überzeugen, weil ich ja der Auslöser dafür war, dass ihr auf einmal so viel Kontakt zu Mädchen hattet. Als ich ihm gesagt habe, dass ich euch wahrscheinlich nicht umstimmen kann, hat er uns einen Deal vorgeschlagen."

Die überraschten Blicke der Jungs kleben an mir wie Kaugummi, als ich fortfahre: "Wir dürfen uns weiterhin treffen, allerdings nur privat, also bei jemanden zu Hause und so unauffällig, dass es nicht zu weiteren Skandalen kommt. Im Gegenzug müsst ihr eure Karriere wieder ernst nehmen und weiterhin hart dafür arbeiten.  Er meinte außerdem, dass BigHit viel Geld dafür ausgegeben hat, dass der Skandal aus sämtlichen Internetplattformen gelöscht wird."

Erst reagiert keiner von ihnen, dann löst ein erleichtertes Aufseufzen die knisternde Anspannung ab. Ich drehe mich zu meinem Vater um, welcher immer noch hinter mir steht.
"Kannst du für mich zu Bang PD gehen und ihm sagen, dass sie auf den Deal eingehen? Ich hab hier noch was zu tun."

"Lenk sie nicht zu lange vom Training ab, jetzt wo sie es wieder aufnehmen wollen." Ich nicke und er verschwindet. Dann wende ich mich nochmal an die Jungs. "Tae, Jin, ich soll euch von Sewon grüßen."

Während sich auf Taes Gesicht ein breites Lächeln ausbreitet, blickt mich Jin nur verwirrt an.

"Wer ist denn Sewon?" Jin sieht sichtlich überfordert aus.
"Ein Freund von uns. Du bist sein Bias. Tae ist sein Bias-Wrecker. Du erinnerst dich an ihn, Tae?"

Der Angesprochene kratzt sich nervös am Nacken. "Ehm, ja. Als ihr total besoffen auf der Party wart und Hobi und ich euch abgeholt haben, habe ich ihn flüchtig kennengelernt."

Hoseoks Blick verdüstert sich bei der Erinnerung. "Richtig, das war der Idiot, der mit dir getanzt hat." Ich muss schmunzeln. "Eifersüchtig?"
"Ach Quatsch, doch nicht auf den!"

Ich muss kichern und Tae meint: "Zu deiner Beruhigung: Sewon ist schwul, es besteht also keine Gefahr." Sofort höre ich auf zu lachen. "Woher weißt du das?"
Wieder stockt Tae und wird etwas rot. "Auch - von der Party."

"Aha." So ganz nehme ich ihm das nicht ab, gehe aber nicht weiter darauf ein, sondern wende mich an Yoongi. "Dich soll ich auch grüßen, von Ye-seo. Ach und ich soll dich von ihr schlagen."

Verwunderung macht sich auf seinem Gesicht breit und ich nutze diese Unaufmerksamkeit um ihm einen Schlag auf den Arm zu verpassen. Er verzieht das Gesicht.
"Wofür war das denn?"

Ich zucke mit den Schultern. "Ich weiß nicht genau."

Dann fällt mir etwas ein. "Wenn ihr jetzt eine Erlaubnis habt, euch mit uns zu treffen - kommt ihr dann zu meinem Geburtstag? Sogar Yuki wird nach Korea kommen. Sie macht zusammen mit Josi ein Auslandsjahr, jetzt wo sie ihren Abschluss haben."

Die Augen von Ggukie und Tae leuchten erfreut auf, als sie die Neuigkeit von Yuki hören und auch die anderen scheinen sichtlich erfreut.
Doch dann zögert Jin, bevor er antwortet: "Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist."

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-Mie